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Helena

1.


Als in der Ferne die Umrisse der Stadt auftauchten wurde Julia immer nervöser.

„Was ist mit dir los?“, fragte Diana sie.

„Ich war noch nie weiter weg als bis Spicarium und das erschien mir schon groß. Aber im Vergleich zu Augusta Treverorum ist das ja ein Hühnerstall.“

„Du warst noch nie in einer richtigen Stadt?“

„Nein. Wie auch. Für Reisen hatten wir weder Zeit noch Geld. Na gut, Tullius und ich hätten deine Erbschaft benutzen können, aber wir waren glücklich dort wo wir zu Hause waren.“

Sofort füllten sich Julias Augen mit Tränen.

„Du hast ihn sehr geliebt!“, stellte Diana fest und bedauerte sich in diesem Moment selbst, weil sie diesen Zustand nie hatte erfahren dürfen.

„Ja, das habe ich. Als er in meinen Armen starb, brach die Welt für mich zusammen. Wir hatten eine glückliche Zeit miteinander, nur ein Kind war uns nicht vergönnt, aber das hat er mir niemals vorgeworfen.“

„Es kann auch sein, dass er keine Kinder zeugen konnte. Es liegt nicht immer nur an der Frau.“

„Mit Glaucos bin ich auch nicht schwanger geworden und dafür habe ich Jupiter gedankt. Allerdings hatten wir auch kaum Verkehr. Er nahm sich lieber einen Schlauch Met als mich“, lächelte sie nun.

Die beiden erreichten die Vorstadt von Augusta Treverorum, dem heutigen Trier, und Diana war neugierig, ob die Schmiede von Arminius noch existierte. Als sie sich der Hütte näherten, hörte sie das typische Hämmern auf dem Amboss. Ein junger Mann schwang, so wie damals Arminius, den Hammer auf einem Werkstück und schaute auf, als er die Frauen erblickte.

„Was kann ich für euch tun?“, fragte er höflich und legte den schweren Hammer beiseite.

„Ich war früher schon einmal in Augusta Treverorum und damals gehörte die Schmiede einem Mann namens Arminius. Kennst du ihn?“

„Natürlich kenne ich ihn. Er ist mein Onkel. Ich habe von ihm die Werkstatt übernommen, als er sich mit Lydia im Weingeschäft niedergelassen hat. Du bist eine Bekannte von ihm?“

„Ja, wie kennen uns. Weißt du, wo ich ihn und Lydia finden kann?“

„Sie wohnen in einer Villa im Osten der Stadt, dort, wo sich auch ihr Weinberg befindet.“

Diana lächelte und dankte ihm für die Auskunft.

„Bestell den beiden einen schönen Gruß, aber warte kurz, dann kannst du Diana das kleine Bronzepferd mitnehmen, das ich für sie angefertigt habe.“

„Diana?“, fragte sie ihn verblüfft.

„Ja, ihre Tochter. Sie ist ganz verrückt nach Tieren und ich fertige sie gelegentlich für sie an. Mittlerweile hat sie eine ganz schöne Sammlung“, lachte er. „Ich bin übrigens Quintus.“

Er streckte den beiden seine schwielige Hand entgegen.

„Das ist meine Freundin Julia und ich heiße ebenfalls Diana. Meine Namensvetterin wird sich bestimmt freuen und deinen Gruß werde ich ausrichten.“

Sie verabschiedeten sich von Arminius’ Neffen und betraten durch das große Westtor die Stadt.

*


Mittlerweile setzte bereits die Dämmerung ein und Diana ging eiligen Schrittes voran, während Julia nicht aus dem Staunen herauskam. Als sie die Palastanlagen erblickte, blieb sie kurz stehen und hielt den Atem an.

„Ein so großes Haus habe ich noch nie gesehen“, staunte sie. „Dort wohnt der Kaiser?“

„Wenn er hier ist ja. Aber komm weiter, wir brauchen einen Schlafplatz und ich weiß auch, wo wir einen finden werden“, lächelte Diana vergnügt vor sich hin.

Etwas später gelangten sie zu ihrer alten Villa und Diana atmete tief durch. Wehmut überkam sie, als sie den gewohnten Anblick des Anwesens ausmachte.

„Hier wohnen deine Bekannten?“, fragte Julia sie ungläubig.

„Ja“, antwortete Diana mit zitternder Stimme und betätigte den schweren, schmiedeeisernen Türklopfer.

Helenas Vermächtnis

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