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Vorwort des Verfassers

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Im Jahr 1969 kam im Biblischen Kommentar die Auslegung von Joel und Amos aus der Feder von Hans Walter Wolff heraus. Seit dem Sommersemester 1967 durfte ich bei ihm in Heidelberg die Stelle einer studentischen Hilfskraft einnehmen. Im Wintersemester 1967/68 besuchte ich Wolffs Seminar „Tradition und Inspiration bei Amos“. Ab 1969 wurde Wolff der Betreuer meiner Dissertation. Seine Amosauslegung habe ich gleichsam als exegetische Muttermilch zu mir genommen.

Ein Vierteljahrhundert später, im Jahr 1993, trat ich die Professur für Altes Testament in Marburg an. Mein Kollege dort war Jörg Jeremias. Kaum in Marburg angekommen, erschien 1995 dessen Amoskommentar in der Reihe Altes Testament Deutsch.

Ein weiteres Vierteljahrhundert später kommt nun meine eigene Auslegung des Amosbuches im Internationalen Exegetischen Kommentar zum Alten Testament heraus. Angesichts der skizzierten Vorgeschichte in meiner Biografie wird verständlich, dass die beiden Herausgeber Walter Dietrich und Helmut Utzschneider einen hohen argumentativen Aufwand brauchten, um mich von der Übernahme dieser Aufgabe zu überzeugen. Im Nachhinein bin ich ihnen sehr dankbar dafür.

Der Metaphern sind viele: Man tritt in große Fußstapfen, steht auf den Schultern von Riesen oder auch in deren Schatten. Dennoch scheint mir eine erneute Auslegung von Amos in einer neuen Reihe durchaus gerechtfertigt. Denn die Forschung ist im vergangenen halben Jahrhundert nicht stehen geblieben. Dies zeigt sich insbesondere in der Auffassung der Amosvisionen, die für Wolff und Jeremias Urbestand der Amosüberlieferung und Schlüsseltexte für das Gesamtverständnis des Amosbuches sind, während ich sie mit etlichen neueren Studien als spätere Reflexionstexte verstehe. Auch wird der Zugang vom Gesamtbuch her, den Wolff vorbereitet und dem Jeremias zum Durchbruch verholfen hat, noch konsequenter befolgt, begünstigt durch die Anlage des IEKAT, die den synchronen Zugang an die erste Stelle setzt.

Eine neue Kommentierung steht aber nicht unter dem Zwang der Originalität. Wer die Kommentare und sonstigen Arbeiten von Wolff und Jeremias kennt, wird schnell herausfinden, was ich selbst ihnen zu verdanken habe – und natürlich den vielen anderen, die sich mit diesem aufrüttelnden Prophetenbuch befasst haben.

Zu danken habe ich den beiden genannten Herausgebern Walter Dietrich und Helmut Utzschneider für ihre Ermutigung und Begleitung, der Redaktion für die sorgfältige Prüfung des Manuskripts und Herrn Specker vom Kohlhammer Verlag für die hilfsbereite, kompetente und geduldige Betreuung der Manuskriptentstehung. Als Ruheständler hat man keine Hilfskräfte mehr, die man zum Korrekturlesen einsetzen kann. Umso dankbarer bin ich meiner Frau Christiane, dass sie mir den Beginn ihres eigenen Ruhestands zur sorgfältigen Durchsicht der Druckvorlage geschenkt hat.

Marburg und Frankfurt am Main, Dezember 2020

Amos

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