Читать книгу Giftgas - Rainer Müller-Hahn - Страница 15

Marseille, Mittwoch, 18. Mai

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Die Vorstandssitzung ist beendet. Jerôme hat seine Tasche aus dem Schließfach geholt und das neue Quartier bei Lucien bezogen. Ihm steht das kleine Zimmer im Dachgeschoss des Hauses zur Verfügung, das er solange nutzen kann, wie er es benötigt. Mit ei­nem augenzwinkernden Hinweis auf den gut gefüllten Weinkeller hatte Lucien hinzugefügt, dass es dadurch auch viel angenehmer sei. Außerdem bot er an, Besorgungen für Jerôme zu erledigen, da­mit sein Gast für den Killer „unsichtbar“ bliebe.

Allein in seinem Zimmer, vergewissert sich Jerôme mit einem Anruf bei seiner Frau, dass es ihr und den Kindern gut geht. Dem drängenden Wunsch Jacquelines, seine Absichten noch einmal zu überdenken, begegnet er mit den gleichen Argumenten, wie schon bei vorangegangenen Telefonaten. Er versucht, Optimismus zu ver­mitteln und verspricht, zum Ende des Monats sie und die Kinder zu besuchen. Unter Tränen bittet sie ihn zum wiederholten Mal, vor­sichtig zu sein. Sie sorge sich schrecklich um ihn. Seine Bemühun­gen, sie zu trösten und aufzumuntern, zeigen jedoch kaum Wir­kung. Nach dem Telefonat bleibt er eine Weile auf der Bettkante sitzen und stützt sein Gesicht in die Hände. Er fühlt Zweifel aufkommen und fragt sich:

Was ist das für eine furchtbare Situation, in die ich da unverschuldet geraten bin. Wer weiß, ob ich es schaffe, diesen Mistkerl zur Stre­cke zu bringen. Und wie sähen dann die Konsequenzen für mich aus? Ich sollte auf Jacqueline hören und alles in die Hände der Polizei legen." Sofort meldet sich eine andere innere Stimme:

Er hat dich und deine Familie bedroht. Das kannst du nicht hinneh­men. Du musst den Kampf aufnehmen! Er entscheidet über dein Schicksal und das deiner Familie. Überlass' es bloß nicht der Poli­zei oder anderen, das Problem zu lösen. Dich nur zu verstecken und vor der Herausforderung zu kneifen, entspricht nicht deinem Naturell. Du bist kein Feigling.“ Jerôme richtet sich abrupt auf und sagt laut:

„Verdammt, ich werde es schaffen.“ Sein Gesicht nimmt dabei einen harten, entschlossenen Ausdruck an. Dann steht er auf und beginnt, seine Sachen aus der Reisetasche zu räumen. Als er die SIG Sauer in der Hand hält, fühlt er sich wieder sicher und seine Zweifel haben sich zerstreut.

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