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12. August 1970

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Marcelle mochte Charles, nein sie himmelte ihn an, ihn den älteren Jungen, der so viel besser reiten konnte und nicht wie sie an dieser Leine im Kreis gehen musste. Er war ihr Held und auch ich konnte mich einer gewissen Faszination für den Sport und den Sohn meiner Klassenlehrerin nicht entziehen.

Nachdem Marcelle nun regelmäßig hinaus auf den Reiterhof der Dutrouxs ging, war es an mir, sie hinzubringen, wenn unsere Eltern keine Zeit hatten. Da aber gerade Sommerferien waren, übernahm ich die Begleitung meiner Schwester ganz und war nun auch einmal pro Woche im Stall. Dort überließ ich es Charles oder seinem Vater, Marcelle auf ihr Pony zu heben und ging zu Prince Noir, dem Pferd, bei dem ich Charles kennengelernt hatte.

Mittlerweile traute ich mich auch allein zu ihm in den Stall. Er ließ sich von mir füttern und striegeln. Oft sprach ich auch nur mit ihm, während Prince seine spitzen Ohren aufstellte und mit seiner feuchten Schnauze an meiner Hand schnupperte, in der er zu Recht eine Leckerei vermutete. Noch immer aber irritierte mich dieser merkwürdige Schlauch unterhalb seines Bauches, der immer dann erschien, wenn ich Prince verwöhnte. Als ich eines Tages Charles darauf ansprach, lachte der mich aus.

Damit pinkeln sie, meinte er grinsend und schlug Prince beherzt auf die Flanke, worauf sich dieser hautfarbene Schlauch zurückzog. Ich hätte im Boden versinken können, so peinlich war mir meine Frage und ich beschloss nie wieder in den Stall zu kommen. Aber Charles zwinkerte mir nur zu und nahm mich an der Hand. Er wolle mir etwas zeigen, deutete er geheimnisvoll an und als ich zögerte, ergänzte er, dass ich es sicher spannend fände.

So erfuhr ich im zarten Alter von Sieben das Wunder der Natur, das mich auf Jahre hin verstören sollte. Doch noch ahnte ich nicht, was mir Charles zeigen wollte und folgte ihm. Er führte mich raus aus dem Stall, hinüber zur Koppel, wo in einem offenen Verschlag zwei Pferde bei seinem Vater standen. Das eine war angeleint und stand mit dem Rücken zu Monsieur Dutroux, den anderen kannte ich schon. Es war ein wunderschöner, sandfarbener Hengst mit dem passenden Namen Beau Rivage.

Noch immer an Charles Hand blieben wir wenige Meter neben den Pferden stehen und gerade als ich mich fragte, was genau er mir zeigen wollte, sah ich wieder diesen Schlauch, der diesmal Beau Rivage zwischen den Beinen hervorwuchs. Doch anders als bei Prince hing er nicht knapp über dem Boden, sondern wurde lang und länger und bog sich unterhalb des Bauches empor. Es war kein Schlauch mehr, sondern eine Stange von ungefähr der Länge meines Armes, nur dicker. Erschrocken sah ich zu Charles hinauf, der aber hielt den Blick unverwandt auf diese fleischfarbene Stange gerichtet und grinste.

Das nächste, was geschah, glaubte ich lange verdrängt zu haben. Doch so oft ich heute Männer nackt sehe, so oft denke ich an Beau Rivage und bin dankbar, keine Stute zu sein. Diese begann unruhig vor dem Hengst zu tänzeln, konnte aber der Leine wegen nicht weg. Beau Rivage aber schnaubte und wieherte, dann erhob er sich auf seine Hinterbeine und legte sich auf den Rücken der Stute. Ich hörte sie förmlich ächzen, als die nach oben gebogene Stange plötzlich im Leib der Stute verschwand. Charles Vater hatte mit einer Hand nachgeholfen und den harten Schlauch gelenkt. Jetzt presste sich Beau Rivage in das arme Pferd, das überraschend ruhig hielt und als sie wenig später den Schlauch wieder freigab, ergoss sich eine milchige Flüssigkeit über den Boden des Verschlags. Ich aber wollte nur noch nachhause.

Anaïs Tagebuch

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