Читать книгу Anaïs Tagebuch - Ralf During - Страница 22
2. April 1971
ОглавлениеLetztens waren wir im Zoo. Maman musste zu einer ihrer Untersuchungen in die Stadt und Großmutter ging mit uns Mädchen die Eisbären angucken. Die waren neu und man hatte extra ein großes Gehege mit künstlichem Eisberg und einer Wasserrutsche für sie gebaut. Wir drängten uns zusammen mit dutzend anderen Kinder an das Geländer und drückten uns an der Unterwasserglasscheibe die Nasen platt. Aber es war furchtbar aufregend, den riesigen Tieren zuzusehen, wie sie durch das Eiswasser tauchten oder bei der Fütterung die Fische noch in der Luft fingen.
Marcelle war ganz aus dem Häuschen, noch mehr aber strahlte sie, als wir endlich zum Affengehege kamen. Eine Gruppe Halbstarker turnte kreischend durch die Baumwipfel, während sich der alte Silberrücken von einem seiner Weibchen lausen ließ. Die anderen Affen tummelten sich auf der Radschaukel oder balgten sich um Bananen. Einer saß direkt am Gitter und schaute sich die Besucher an, die auf der anderen Seite des Geheges standen. Direkt neben ihm hing ein Schild, das das Füttern der Affen untersagte.
Marcelle zog Großmutter zu einer Affenmutter mit ihrem Neugeborenen, während ich beobachtete, wie der Affe am Gitter an irgendetwas zwischen seinen Beinen herumspielte. Nach ein paar Sekunden ragte ein pinkfarbener Stift zwischen seinen Fingern empor, den er wild zu reiben begann. Gleichzeitig kratzte er sich die schwarze Kugel, die baumelnd unterhalb seines Stiftes hing. Irritiert sah sich zu Großmutter, die den Affen vor mir ebenfalls bemerkt hatte und mich rasch hinüber zu der Affenmutter mit ihrem Kind zog.
Einige Tage später auf dem Schulhof erzählte ich meinen Freundinnen von dem Zoobesuch und auch dem Affen mit dem komischen Stift. Babette sah ihre Zwillingsschwester Marie an und als die grinsend nickte, erzählte sie uns flüsternd, dass sie das schon mal bei ihrem älteren Bruder gesehen hätte. Der hatte sich in seinem Zimmer eingeschlossen, während die beiden Schwestern im Baumhaus vor seinem Fenster spielten und ihn heimlich beobachteten. Als er seine Hose auszog, dachte sie erst, er würde sich nur umziehen, doch als er auch seine Unterhose ablegte und sich nackt aufs Bett legte, trauten sich die Zwillinge kaum Luft zu holen.
Ihr dreizehnjähriger Bruder Raoul hatte sich den Unterwäschekatalog ihrer Mutter mit ins Bett genommen und blätterte darin. Babette war kaum noch zu verstehen, als sie flüsternd beschrieb, wie plötzlich das Ding zwischen Raouls Beinen zu wachsen begann und Sekunden später aus seinem Schoß hervorragte. Genau so wie bei dem Affen, sagte sie zu mir und ich nickte aufgeregt. Dann habe sich ihr Bruder da unten angefasst und zu reiben begonnen. Marie lief rot an, als ihre Schwester beschrieb, wie ihr Bruder nach ein paar Minuten aufgestöhnt habe und irgendetwas aus seinem Schwanz gespritzt kam. Leider klingelte da die Schulglocke und rief uns Kinder zurück in die Klassen.
Noch lange ging mir der Gedanken nicht aus dem Kopf, wieso Babettes Bruder in sein Bett gepinkelt haben soll. Noch mehr aber interessierte mich, was genau er zuvor in seinem Zimmer getan hatte. Ich musste einmal mehr an Bernard denken und an dessen kleinen Wurm damals am Weiher. Doch da hatte nichts empor gestanden, schon gar nicht so etwas Langes wie bei dem Affen. Doch das war nicht der einzige Grund, wieso mich Babettes Geschichte so berührte. Hatte ich mir doch seit einiger Zeit angewöhnt, Mr. Bee vor dem Einschlafen zwischen meine Beine zu pressen und mich an seiner harten Schnauze zu reiben. Es kitzelte so schön und irgendetwas sagte mir, dass es das gleiche Gefühl war, wieso sich Raoul da unten angefasst hatte.