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DER ERSTE!

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Endlich! Der Sensenmann kommt! Ich hatte beschlossen loszulegen. Ich war soweit und willens meinen Plan in die Tat umzusetzen. Den Anfang zu machen. Serienanfang, erste Auflage! Ich stieg also in einen Zug und das in Uniform und schwer bewaffnet. Nach dreißig Minuten hatte ich meinen ersten Kandidaten auserkoren. Ebenfalls dreißig Minuten zuvor, erklärte ich dem Zugführer, dass ich OD unterwegs wäre (OD = ohne Dienst, oder AD = außer Dienst) und bis G im Zug mitfahren würde um meinen nächsten Dienst anzutreten. Da ich schon ziemlich lange dabei bin, kennt man sich. Zumindest einen oder zwei der angetroffenen Zugbegleiter, die ich dann mit „Hallo“ und „Wie gehts“ begrüße und somit für alle anderen klar ist: Das ist einer von uns, da droht keine Gefahr. Kein Taliban oder so. Kein Typ der auf Ebay eine Uniform ersteigert hat und nun den Dicken markiert! Der gehört tatsächlich hierher und hat die Dienstkleidung nicht freiwillig angezogen. In meiner Uniform kann ich mich gefahrlos durch ganz Deutschland bewegen. Keiner hält mich auf. Keiner weiß was ich tue. Ich setz mich irgendwo in den Zug und lese. Ich geh mal aufs Klo. Vielleicht in den Speisewagen und hol mir nen Kaffee. Und wenn ich trotz aller Mühen kein Opfer entdecken kann, verlasse ich den Zug und warte auf den nächsten. (Ein Schiff wird kommen und es bringt mir den einen … Googlen sie das) Vielleicht geh ich auch ins nächste Hotel zum schlafen. Dem unwissenden Empfangspersonal erzähle ich dann gerne, dass mein Heimatbahnhof mal wieder vergessen hat das Hotelzimmer zu buchen und ich jemandem kräftig in den Arsch treten werde, falls ich meine Heimat tatsächlich wiedersehen würde. Man weiß ja nie, bei den heutigen Verspätungen. Ich zahl dann immer bar und lass mir zum Schein eine Quittung geben um die angeblich und später an meinem Arbeitsplatz abzuliefern, natürlich erst nachdem ich dem erfundenen Schuldigen, das eben erwähnte Weichteil bearbeitet haben würde. Nettes Gelächter beiderseits und Abgang ins hoffentlich gemachte Gemach.

In diesem, meinem ersten „Fall,“ war die Sache ziemlich schnell eindeutig. Das Opfer drängte sich förmlich auf. Nimm mich, denn ich hab`s verdient und du wirst keinen Würdigeren finden. Und jetzt nehmen wir mal an, das sich in einem X-beliebigen ICE ca: 343 Leute befinden. Wie viele Arschlöcher oder geistesgestörte Kranke würden sie dem Zug zumuten wollen!? Wir gehen mal optimistisch von zehn Prozent plus X aus. Die haben wir immer an Bord. Die würdigsten Opfer finden sie, ja sie ahnen es, in der Ersten Klasse. Garantiert! In diesem Fall fand ich ihn in der Zweiten. Er saß keine drei Meter von mir entfernt und ich las, wie gewöhnlich. (Geklaut und aus dem Granatenfilm „Captain Dotterbart.“ Ein Blinder im Pub hört den harmlosen Danny kommen und informiert die umstehenden Säufer, dass dieser bald eintreten würde. Die fragen sich und den Blinden, woran er Danny`s in der Nähe sein denn festmachen würde!? Am Geräusch seines umblätterns im Buch! Danny las ständig und überall. Danny war da allerdings noch fünfzehn Meter vom Pub entfernt und draußen auf der Straße. Wir lernen: Die Sinne der Blinden sind ungemein geschärft) Zurück zur grausamen Realität.

Er, das Opfer der zweiten Klasse, hatte den im Sitz lesenden Uniformierten, also mich, auf dem Weg zum pinkeln entdeckt. Ich schloss das aus der kurzen Verweildauer auf dem stillen Örtchen. Kacken dauert anders. Ich bin ja nicht blind. Vom stillen Örtchen zurück und einen anderen, sich bewegenden Uniformierten gewahr werdend, lief er nun zur Höchstform auf. Jeder Pendler, Vielfahrer oder „Sich-Auskenner“ nutzt uns, um einfach nur von A nach B zu kommen. Das gelingt oft problemlos aber zunehmend und ich gebe das unumwunden zu, häufen sich die Fälle wo das System versagt. Aber wer auch immer, wo auch immer und was auch immer dafür verantwortlich ist. Niemand wird sich freiwillig outen! Und anwesende Uniformierte haben mit der vermasselten Causa garantiert nichts zu tun! Verstehen sie?! Kein wirklich Verantwortlicher wird sich vor sie hinstellen und sagen: „Ich war`s!“ Über den Schuldigen werden wir nie und nimmer etwas erfahren. Harald Schmidt, ich liebe ihn. Der Typ mit der schwarzen Mamba. (Erste Klasse-Jahreskarte. Wieso hat eigentlich noch keiner eine Zehn-Jahreskarte im Angebot? Hallo Management) Er jedenfalls, hat das einmal exakt so von sich gegeben!

„Wenn dieser Zug zwischen L und M zum stehen kommt, dann hat das einen Grund. Vielleicht werden wir ihn nie erfahren aber wir stehen gewollt! Warum also aufregen?“ Und exakt so ist es. Meinem „Kunden,“ dem auserwählten Kandidaten Numero Uno war das offensichtlich egal oder nicht bewusst. Nein, ich beschönige! Es ist von mir absichtlich falsch formuliert und interpretiert! Der Servicegedanke kommt mal wieder durch. Denn in Wirklichkeit war das Arschloch einfach nur schlecht drauf und nutzte die prekäre Lage um seinen beschissenen Allerweltsfrust an diesem, seinem auserkorenen „Opfer“ auszuleben. Nein, nicht an mir. Er bepöbelte den Reiniger! Der andere Uniformierte war der Putzer, der grade vorbei säuberte. Zugreiniger sind in der Regel arme Menschen mit meistens Migrationshintergrund, die beschlossen haben nicht von Harz vier zu leben und zumindest rudimentäres deutsch zu erlernen! Der alsbald Tote schaute zwar ab und an in meine Richtung, meinte mich, wollte mich provozieren, aber nur indirekt, die feige Sau. Indirekt und immer noch meistens Richtung Reinigungskraft blökend ging das so: Warum wie denn stehenblieben, wir wären ja wohl in keinem Bahnhof angekommen? Warum wir denn schon wieder zehn Minuten Verspätung hätten? (Wer ist wir) Das Schwein wusste, dass er bei diesem Menschen, dem armen Reiniger, auf den geringst zu erwartenden Widerstand treffen würde den man antreffen kann und wurde allgemeiner. (Gemein und allgemein. Wo ist der sprachliche Zusammenhang!? Egal) Denn nun kam`s in Richtung meiner Uniform trompetend. „Scheiß Bahn!“ Noch amüsanter: „Wenn wir so arbeiten würden wie sich die Bahn das erlaubt?“ (Was dann) Danach: (Der arme Putzer hatte sicher nur die Hälfte verstanden, sich weitergearbeitet und war Gott sei dank außer Hörweite) „Wozu zahlen wir eigentlich unsere Steuergelder?“ Effekt heischende Blicke in die ovale Runde. Leise zustimmendes Gemurmel von links vorn. Leichte Gegenwehr von rechts hinten. (Vielleicht ein Eisenbahner in zivil) Sein zuletzt lautstark geäußerter (Letztlich tödlich endender) Fehler war folgender Satz: „Gott sei dank hab ich`s nicht mehr weit. Die paar Meter wird der Scheiß Zug ja wohl noch schaffen!“ Das war es dann! Ich fühlte mich nun persönlich beleidigt und unangemessen angegriffen. Und …

Stieg mit ihm aus, verabschiedete mich vom Team. Ich müsste hier raus. Bussi hier, verdammte Verspätung da. Wir schaffen das und alles wird gut. Wir sehen uns auf der Strecke und bis zum nächsten mal. Macht`s gut. Das war er also. Mein Erster! Irgendwann musste ich ja anfangen um eine Serie zu gebären. Die Serie, die sie unterbrechen sollen und mit minimalem Aufwand auch können. Mit meiner am Ende und zurecht verdienten Million! Ich gebe zu, dass er eigentlich nur Pech hatte, denn so schlimm war das ja nun nicht. Alltag eigentlich und es gibt würdigeres. Aber ich war gestresst, nervös, wollte endlich beginnen, hatte genug intus und darum musste es sein. Es war schon spät, dunkel und weit, weit draußen! Deutschland ist ziemlich raumgreifend. Da gibt es Ecken, sie würden sich wundern. Reden wir über Wittenberge. Da gibt es zwei von. Das wichtige mit diesem Herrn Luther und seinen Thesen und das andere. Ostdeutschlands Ex-Knotenpunkt ihrer ehemaligen Eisenbahn. Das ist der einzige Anhaltspunkt den ich ihnen, noch halbwegs nüchtern gewähren werde. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Als ich ihn erschoss, mit den drei Schüssen die für die Serie wichtig sind, hatte ich absolut nichts zu befürchten, denn wir waren tatsächlich völlig allein. Fünf Personen stiegen aus, einer stieg ein. Dieser Bahnhof war und ist der Hammer. Ein Riesen Bahnhofsgebäude. Neue Marmorbahnsteige. Beleuchtung vom feinsten. Da hat Helmut wirklich Wort gehalten. Blühende Landschaften. Jetzt erkannte ich zum ersten mal, wohin die vielen Milliarden geflossen waren. In diese Bahnsteige, verdammt! Die drei anderen Leute zerstreuten sich und ich freudig erregt, erleichtert, war mir jetzt ganz sicher, dass es hier passieren würde, hier passieren musste. Ich blieb an ihm dran. Heute und jetzt würde es beginnen. Mein Anfang wäre gemacht und ich würde einen Punkt überschreiten, von dem es keine Zurück mehr gäbe! Ich konnte ihn fluchen hören. Er war wohl in Scheiße getreten oder übte seine für morgen geplante Standpauke an das DB-Personal ein. Erst nach seinem Ableben fiel mir auf, dass man heutzutage ständig online ist und sich ab und an ein Drähtchen hinterm Ohr befindet, mithilfe dessen man die Ehefrau/Konkubine, den unterwürfig Devoten oder sein Kind informieren kann, dass man verspätet aber wohlbehalten und unverwundet am Zielort eingetroffen sei. Eingetroffen ja, aber noch unwissend alsbald von hinten getroffen. Das jedoch, konnte er ja nun nicht mehr kommunizieren. Aber er war gar nicht verkabelt. Ich hab nachgeschaut. Nicht dass da noch eine Verbindung bestand. Ein stiller Zuhörer der was mitkriegte. Und ach ja, ich vergaß!

King! Steven! Ich unterbreche mal kurz die Sendung, denn mir fällt auf, dass meine Nachricht an sie, bedeutend länger geworden ist als an sich beabsichtigt. Ich hab ja alles Folgende schon zweimal durchgelesen um die gröbsten Schnitzer zu verbessern und etliches wieder zu löschen und dabei fällt die Überlänge des Traktates sogar mir auf. Das alles braucht sie, lieber Redakteur/in nicht zu interessieren, ist klar! Um die Chose auf den Punkt zu bringen werde ich die unterbrochenen „Mords Geschichten“ mit XXXX kennzeichen! Also immer wenn ich sinnlos abschweife, blättern sie weiter und warten auf XXXX. Da befindet sich dann hoffentlich der Anschluss an das vorherige Geschehen! Vielleicht auch nicht! Ich muss das alles verkürzen um ihnen die Gelegenheit zu geben sich ein grobes Bild machen zu können. Ob es denn eigentlich stimmt was ich behaupte getan zu haben und sie das dann erst mal nachprüfen können. Recherchieren halt! Im Endeffekt entscheiden dann sie, ob auch der übergroße Rest von Interesse wäre oder für ihre Geschichte brauchbar. Wenn unser Deal klappt, werden sie die viel zu vielen Seiten schon lesen müssen um meine Psyche zu durchleuchten und um meinen aktuellen Zustand zu verstehen. Und etliches, an sich überflüssig geäußerte, ließe sich sicher in ihrer Stern-Serie über den irren Massenmörder verwursten! Wenn sie trotzdem beschließen einfach drauflos und weiterzulesen werden sie bald wissen, wovor ich sie gewarnt habe.

Der Schaffner ... will was

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