Читать книгу Der Schaffner ... will was - Razo E. Neumann - Страница 17

Er und ich fanden das schon damals unverschämt und (Als er noch lebte) wirklich unglaublich! Die oberste Heeresleitung entschied sich nämlich dafür die Anzahl der Übernachtungsschichten zu erhöhen. (Auf 1,1 pro Woche) Der Grund? Ein Programm! Das jüngst angeschaffte und mit vielen Millionen bezahlte schwedische Computerprogramm hatte beschlossen die Schaffner-Schichten deutschlandweit zu optimieren um Geld zu sparen und befand: Umso mehr Übernachtungen, umso mehr spar.

Früher machten das Menschen. (Das Optimieren) Kein Mensch, kein Fun. Die Matrix errechnete zweiundachtzig Mann weniger Personal wenn wir die „Vorbereitungszeiten” eliminieren täten. Die „Vorbereitungszeit?“ Ich sollte weniger trinken. Das ist ganz sicher, sicher. Ein Erklärungsversuch!

Bei der DB-AG ist es normal dem ankommenden Privatmenschen die Zeit zu vergüten die er braucht um sich in die unpassende Unternehmensbekleidung zu zwängen. (Früher, Uniform) Auch der Weg vom meilenweit entfernten Parkplatz zur Dienststelle und die Zeit die wir inzwischen brauchen um diverse Tablets und MT, (Mobiles Terminal) online auf den neuesten Stand zu bringen, wird zeitlich berücksichtigt. Klartext: Bezahlt. Und für die Zeit zum lesen der neuesten Befehle und Richtlinien, zum öffnen unseres persönlichen Faches um das Weihnachtsgeschenk in Empfang zu nehmen, dass wir wie immer euphorisch dankbar begrüßen, (Wahlweise: Kugelschreiber oder Schoko Nikolaus) werden wir ebenfalls monetär entschädigt. Das alles kostet Geld. Denn, ZEIT IST GELD! Sagt das System und nun kommt`s! Wenn wir Zugbegleiter in Oberhausen oder Rosenheim, in Gelsenkirchen oder Kiel oder wo auch immer übernachten dürfen, (Immer in den billigsten Kaschemmen, logisch. Nicht in den Hotels die in Sichtweite des Bahnhofs liegen oder in denen Gruppenleiter nächtigen. Nneiinn, warum auch? Gern auch im Rotlichtbezirk der jeweiligen Örtlichkeit! Besonders interessant für weibliche Zugbegleiter) gibt es keine „Vorbereitungszeit.“ Denn die brauchen wir ja nicht. Kein in Uniform zwängen. Keine Wegezeit vom Parkplatz. (Loch 31 gibt´s nicht) Kein Online gehen oder Fach studieren. Keine Meldung an den Fahrmeister. Ich bin da, halb tot und sicher völlig übermüdet aber auch und ganz sicher anwesend. Das „System” spart so pro Übernachter elf Minuten. Und jetzt, geneigter Sternen-Fuzzi rechnen sie das hoch. Exakt! Bei 10 000 Zugbegleitern sparen sie zweiundachtzig „P`s!“ „P`s“ sind wir! Personal. Pro Tag! (Könnten auch achtunddreißig „P`s“ sein) Wie auch immer. Wir Zugbegleiter müssen also deutschlandweit über Kreuz übernachten und tun das tatsächlich UNBEZAHLT! Denn dieses „Übernachten müssen“ und das ist die Krönung des ganzen, ist FREIZEIT! Das gilt als Freizeit. Ich hab`s ausgerechnet. Ich verbringe zwei Jahre meines allzu kurzen Lebens in „Freizeit” an Orten an denen ich nicht sein will. Fern von Familie oder Freunden und das für lau! Und da wir Eisenbahner im Wechselschichtdienst auch noch eine um zwei Jahre verkürzte Lebenserwartung haben, (Da gibt`s eine in Frankfurt liegende Studie drüber) läppert sich das. Eine vielleicht sozioökonomisch tatsächlich gewollte, aber ganz sicher locker in Kauf genommene und sehr hohe, zu früh verblichene Sterberate der Zugbegleiter an sich und überhaupt, könnte sich am Ende sogar rentieren. … Sozioökonomisch … Oder so … Also auf dem Papier … Theoretisch! … Oder so …

Wir Übernachten in etwa so! Der Berliner in Stuttgart. Der Kölner in Kiel. Der Basler in Dortmund und der Dortmunder, sie ahnen es!? In Basel! Alles klar!? Der Hammer zum Schluss! Raucher! In den glorreichen alten Zeiten wurde so mancher zwingend entscheidende Unschuldsbeweis in den damaligen Krimiserien deswegen übersehen weil alle qualmten! Der Kommissar, auch Harry und der Alte. Das ganze Stahlnetz und Edgar Wallace, die ganzen damals geilen Straßenfeger waren im Zigarren und Zigarettendunst fast undurchschaubar. Da kam es durchaus vor, das die Protagonisten einen lang gesuchten wichtigen Beweis in der Schublade der grade pensionierten Jenny E. (Sie trank zu viel, hatte sich jahrelang im subversivem Milieu herumgetrieben, Under Cover mit Schauspielern zu tun. Sex and Drugs and Rockn`roll) fanden. Natürlich erst, nachdem sich der inzwischen kalte Qualm verzogen hatte, weil ein sehr früher und damals von allen gemobbter Ökoterrorist ein Fenster geöffnet hatte. Anyway, stellten sie fest! Der vor kurzem Hingerichtete war unschuldig! Jenny aber auch. Sie hatte das Beweisstück schlicht nicht oder übersehen. Im wabernden Qualm der Glutnester nicht verifizieren können oder einfach vergessen! Strafmildernd muss man sagen, dass damals alles in schwarzweiß rüberkam. Das kam erschwerend hinzu. Auch die Bildschirme hatten ein anderes Format. Viel zu klein, verpixelt und tatsächlich vom Wetter abhängig. Antenne noch auf dem Dach, schon im Vorgarten und Kreis-Schüssel-Förmig, oder gar frisch verkabelt ergaben jeweils einen völlig anderen Blickwinkel! Wie war jetzt der Zusammenhang!? Egal! Denn exakt genau so muss dieser Schwachsinn über uns gekommen sein. Die entscheidenden Jungs hatten was übersehen.

Die Elite war völlig vernebelt. Im undurchdringlichen Zigarrendunst, verließen sie sich auf Jennys (Oder carmens) Computersimulationen. Sie wurden von der Moderne überrumpelt und hatten nicht bedacht, dass der Schuss nach hinten losgehen könnte. Dass hier lebendiges am Werk ist. Das wir, die arbeitende Unterschicht darüber reflektiert. Das wir uns fragen, was das soll. Warum muss das, wer bezahlt`s und wer übernimmt die Verantwortung, wenn wir uns rächen? Keiner und keinen interessiert es. Der Erfinder der Einspar P`s kriegt seinen Bonus. Normaaal und ungerecht! Gehen wir von einem erhofften Zielkorridor von fünf Millionen erspartem aus. Wie viel Bonus gibts dafür? Genug offensichtlich und keiner hinterfragt! Ist doch ganz toll. Theoretisch! Die verdammte Praxis sieht aber leider wie folgt aus.

Die Anzahl der Krankmeldungen vor, während oder direkt nach der ungeliebten Übernachtung stieg gewaltig, wurde aber nicht an die entscheidende Stelle durchgereicht. Blieb in der Mitte stecken und verblieb auch da. Hinzu kam der menschlich verständliche Nullbock-Faktor. Wenn ich, ein müssender Übernachter beschließe, ob der ungewollten, unbezahlten Übernachtung den Regeldienst zu verweigern und nur das nötigste zu tun. (Also, ich sag mal: Ich arbeite schon noch. Ich schlafe nicht … direkt) Wenn ich versuche mich aus allem Unbill herauszuhalten, jeden Stress mit unwilligen Kunden zu vermeiden, dies oder das sicher Geld einbringende einfach zu übersehen? … Dann könnte ich es theoretisch schaffen einen dreistelligen Verlust zu verantworten. Sagen wir mal! 198 Euro. Überspringen sie bitte die nächsten vier Blocks. (Ein geiler Film) Dann sind sie wieder im Rennen!

Block 1 …!!

Wo sind die nicht eingenommenen 198 Euro!? Keiner will eine Antwort. Keiner weiß, keiner fragt und keiner merkt`s. Keiner kontrolliert. Ich, bin die Kontrolle! Ich bin mir sicher, dass man anhand des Profils, anhand der Auswertungen der sicher gespeicherten Daten des mobilen Terminals genau sehen kann, wann der werte Kollege Zugbegleiter eine Auszeit genommen hat. Ganz sicher! Aber keiner weiß warum er das tat. War ihm übel? Musste er was essen, weil der Zug zwei Stunden Verspätung lieferte und der notalarmiert, ernähren sollende Lieferservice keine Schneisse durch die Pampa schlagen durfte, weil da ein aussterbender Molch seine Heimstatt hatte? Hatte er beim Einsteigen ein Bein verloren!? Hatte man ihn k.o. geschlagen oder war nur die Soft oder doch die Hardware abgestürzt!? Fragen über Fragen! Echte, physische Kontrolle gibt`s nur durch Ghostcustemers. Bezahlte Spione der DB. Dämlicher Abschaum! Aber die Speichellecker checken nur ob überhaupt ein Uniformierter auftauchte. War da, hat gefragt wird positiv abgehakt. Ich kann hier versagen so oft ich will, nur auffallen darf ich nicht! Auffallen ist bei der Bahn „per se“ verboten und unerwünscht. Ich schwöre! Ich könnte auffallen! Unangenehm!

Block 2 …!!

Indem ich zum Beispiel darauf beharre, das dieses dargebotene Ticket in diesem Zug, überhaupt und aber auch gar keine Gültigkeit besitzen täte auch wenn mein Gegenüber angibt, eine angeblich Schwangere/ Behinderte/ Minderjährige oder wahlweise, Weise, Waiser zu sein! (Weiser! Gibt`s einen Weisen Waisen? Also einen elternlosen Intelligenz Bolzen!?) Können sie mir folgen? Oder bleibt das alles folgenlos? Mir dreht sich alles. Egal! Das ticketlos anwesende Problem darf nun nur mit Samthandschuhen … Es könnten anwesende Gutmenschen mithören! „Es,“ ist vielleicht tatsächlich schwerbehindert, auf der Flucht, minderbemittelt oder minderjährig aber vielleicht ist auch alles erstunken und erlogen! Jetzt und hier grob zu werden, darauf beharren und damit aufzufallen ist nicht. Das darf nicht passieren. Beharren will keiner haben. Wollen die Oberen nicht hören. Bitte keine Zeitungsartikel folgenden Inhalts!

Block 3 …!! Der Artikel in der „Bald!“

Block 4 …! Überschrift. Fettgedruckt! „Brutalst bei Nacht!“

Schweigende, Schwerbehinderte, Weise-Waise, minderjährig und keine dreizehn Jahre alt wurde samt mitfliehender Tochter, von grausam handelndem Interessenvertreterschergen der deutschen Nazi-Bahn, nachts, 01:04 Uhr und bei exakt minus zweiundzwanzig Grad aus dem Zug, man muss es so sagen, “Geschmissen!!“ (Maximal gemessene Flughöhe der kleinen Tochter? 1,78 Meter) Quo Vadis … Bahn? Ist das der neue Service ??? !!!

Bemerken sie die drei Ausrufezeichen? Gleich drei, wow! Der bei der Tat fotografierte und via Facebook geoutete Zugbegleiter müsste zum Rapport beim Gruppenleiter. Und jeder noch halbwegs zurechnungsfähige Zugbegleiter wählt eher drei Wurzelbehandlungen ohne Betäubung, als einen einzigen Termin beim Gruppenleiter. Wir hassen sie alle. Und sie wissen das. Wir wissen, dass sie das wissen und dieses lassen sie uns spüren. Ein perfektes Perpeduum Mobile der Unterdrückung und versuchter Konterrevolution. Block Ende!

Da sind sie ja wieder. And still „Alive.“ Haben sie die vier Blocks wirklich übersprungen!? Das geht ja nun gar nicht. Aber sie hatten die Wahl und ich habe die 198 Euro noch nicht ganz abgehandelt! Okay. Einhundert achtundneunzig Euro! Sagen wir mal 198 Euro pro Tag. Die hätte ich einnehmen können. Wollte ich aber zwecks schlechter Laune und der Lustlosigkeit geschuldet nicht tun. Bei Übermüdung und gleichzeitiger schlechter Laune könnte man nämlich Fehler machen die man später ausbaden muss. (Siehe oben) Wer nichts verhökert, macht keine Fehler und alle unkontrollierten Fahrgäste sind gnadenlos happy. Bei 1000 Über-Nachtern täglich, macht das nun gewollte nicht agieren und Summa-Summarum. 198 000 Euro pro Tag. Minus! Und jetzt bitte, Malnehmen. 365 mal Malnehmen! Grob geschätzte 70 Millionen. Ungefähr! Nicht jeder vernichtet 198 Euro. Manche schaffen auch 250. Bei einer 35 Stunden Schicht kommt man da locker hin. (Sie, geneigter Verteidiger der freien Meinung glauben das nicht?) Ich erspare mir ein weiteres Beispielszenario. Hat ja keinen Sinn und ist nicht zielführend. Eigentlich ist die deutsche Bahn ein einziges Drama. Eine unsagbar gescheiterte Geschichte. Furchtbar schade für alle, aber global gesehen? Ein Treppenwitz! Unwichtig und nicht mal einer Randnotiz würdig. Aber eines bleibt sicher! Diese Übernachtungen rentieren sich nur Pro Forma. Theoretisch, rein rechnerisch und auf dem Papier oder Laptop. Bei der Powerpoint Präsentation in Frankfurt machen sich die Einsparzahlen richtig gut. Die Wahrheit jedoch, das offensichtliche, die Realität interessiert nicht! Ich thematisiere das nochmal. Später, vielleicht! Vielleicht überspringen sie aber einfach mal die nächsten 46 Blocks. Keine Garantie, dass es da was interessanteres zu finden gibt. Ganz am Ende, unser aller Ende dem wir tagtäglich näherkommen, interessiert eh nichts mehr. Warum auch!? Wir erwarten Qualm und Höllenfeuer! Rauch. Raucher! Jetzt aber. Jetzt aber die irgendwo oben erwähnte Rasse der Aussterbenden. Die Raucher und ihr harter Tobak!