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1.1.3 Die Dominanz des partikulär spezialisierten Wissens und Könnens

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Wenn wir über die Trainings und die Lernentwicklung der letzten Jahre nachdenken, so sehen wir, dass die Reste des alten humanistischen Verständnisses von Lernen immer mehr verloren gehen. Es treffen immer mehr Spezialist*innen auf Spezialist*innen und die Welt zerfällt in vielfältige Splitter. Selbst die so begehrten ‚general management‘-Seminare, die den Verlust des Überblicks ausgleichen sollen, werden immer mehr zu aneinander gereihten Spezialkursen und können so das Verständnis für das Ganze nicht ausgleichen. Es mag der Zeitdruck sein, es mag die Forderung sein, in seinem Gebiet das ständig Aktuellste zu wissen, was zur Dominanz des partikulär spezialisierten Wissens führt. Doch gleichgültig was die Gründe sind, es fehlt den Führungskräften ein Blick für das Ganze und das Ganze ist mehr als die interne Realität ihres eigenen Unternehmens. Es fehlt ihnen der innere Beziehungsrahmen, um die Vielfältigkeit und die Widersprüchlichkeit der Wirklichkeit zu verstehen und sich in ihnen sicher und orientiert zu verhalten. Und was ihnen ganz verloren geht, ist die Sicherheit, auch dann noch handeln zu können, wenn ihr Spezialwissen nicht mehr reicht, denn die Welt wandelt sich schnell und im Umgang mit Kontingenz hilft kein Spezialwissen, sondern nur die Gelassenheit, die man er langt, wenn man Bilder für das Ganze hat – Bilder, die nicht starr sind, sondern Bilder, in denen es auch Raum gibt für das Unvorhergesehene. Das lässt sich erlangen – durch Lebenserfahrung und Bildung – es lässt sich auch lernen, aber es lässt sich sicher nicht trainieren. Und auch hier führt eher der erweiterte Kunstbegriff von Josef Beuys weiter. Man muss Vorstellungen haben vom Ganzen der Dinge. Bildung, Kultur und Kunst sind ein Weg zu Vorstellungen vom Ganzen der Dinge. Ein Weg, der nicht nur Wissen, sondern Verstehen meint.


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