Читать книгу Minnas Buch - Regina Störk - Страница 6
ОглавлениеMein Elternhaus stand in einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein, etwa zehn Kilometer von der Ostsee entfernt. Zwei Kilometer waren es bis zum Selenter See.
Der Ort “Sophienhof” bestand aus einem alten Gutshof in der Mitte und ein wenig abseits den drei Siedlungshäusern, die den Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg angeboten worden waren. Hier gab es jeweils drei kleine Zimmer mit etwa zwölf Quadratmeter, Dachboden und Waschküche. Im Stall war Platz für eine Kuh und ein Schwein. Dahinter ging es in die Tenne und auf den Heuboden. Hier stand auch das Plumpsklo.
Sieben Morgen Land wurde den Siedlern zur Verfügung gestellt, damit sie sich selbst versorgen konnten. Die Wiesen waren Weide. Hier wurde Heu geerntet. Auf dem Acker baute man Getreide an. Eine Hecke begrenzte das Grundstück zur Straße hin und direkt am Haus standen Apfelbäume und ein kleiner Gemüsegarten gab her, was man zum Leben brauchte.
Eins von diesen Siedlungshäusern war meinem Großvater Gustav Zabienski zugewiesen worden.
Er hatte sich um die Siedlungsstelle beworben, weil er seinen Kindern hier ein Zuhause, eine Zuflucht geben wollte.
Nach dem Tod meines Großvaters wohnten wir hier: Mein Vater, meine Mutter, Siegfried, der Bruder meiner Mutter, und ich. Die ältere Schwester meiner Mutter, Tante Elli, war lange unverheiratet. Sie kam, wann immer sie konnte, um ihre Füße unter unseren Tisch zu stellen. Hier war ihr Zuhause.
Weihnachten feierte die ganze Familie meiner Mutter gemeinsam bei uns. Siegfried und Tante Elli waren schon Heiligabend da, Tante Lene und Tante Christel kamen am Ersten Feiertag zum Mittagessen.
Im Norden wird es früh dunkel und Heiligabend wurden die Kerzen spätestens zum Kaffee angezündet. Es duftete nach Plätzchen, die Dämmerung zog auf, draußen war es still. Weihnachten. Die Erinnerung meiner Familie an Winter und Weihnachtsfeiertage in Ostpreußen wurden wach. Und dann gab es Geschichten. Geschichten aus Klein Koslau, aus der Kindheit meiner Mutter, Geschichten von meiner Großmutter und die Geschichten, die meine Urgroßmutter schon ihren Enkeltöchtern erzählt hat.
Aus diesen Geschichten ist die Idee zu diesem Buch entstanden.
Im Teil I der Trilogie geht es vor allem um Liebe.
Regina Störk
Reutlingen, im Dezember 2017