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„Wir könnten heute ein Abschiedsgrillen veranstalten“, schlug Dieter Haller vor, als man sich nach dem Mittagessen zum inzwischen zur Tradition gewordenen Espresso bei den Hallers vor dem Wohnwagen traf. Dieter Haller, sonst eher zurückhaltend mit derartigen Angeboten, sagte das mit einer für ihn ungewohnten Bestimmtheit. „Schließlich sind wir hier Freunde geworden und sollten uns, wenn wir übermorgen auseinandergehen, fürs nächste Jahr hier verabreden. Ich jedenfalls habe für uns schon mal unseren Platz gebucht.“

Vera Galina wird später sagen, dass das nicht der Wahrheit entsprochen hätte.

Man war mit seinem Vorschlag einverstanden. Die beiden Kinder konnten nicht gefragt werden, die waren schon seit ein paar Tagen eh nur noch zu den Essenszeiten anwesend. Maria Wiegler hatte nur zögernd zugestimmt, was ihrem Mann wohl aufgefallen wäre, wenn er nicht mit seinen Gedanken ganz woanders gewesen wäre.

Heute Vormittag hatten sie Abschied gefeiert, in ihrer Bucht, wie sie das Stückchen Strand insgeheim nannten. Zum letzten Mal waren sie dorthin gepaddelt.

Kaum dort angekommen waren sie im Bewusstsein, dass es das letzte Mal sein würde, übereinander hergefallen. Danach hatten sie sich ihrer Liebe versichert und einander ein Wiedersehen geschworen. Es sei ja schließlich nur ein Katzensprung von Basel nach Karlsruhe, hatte Josef Wiegler gemeint, wofür ihn Jennifer Haller mit einem langen Kuss bedachte. Dabei beließ sie es nicht, und es gelang ihr so, ihn ein zweites Mal zu stimulieren. Für Josef Wiegler war es das erste Mal, dass ihn eine Frau auf diese Weise in höchste Erregung versetzte.

Vielleicht, weil bisher alles gut gegangen war, vergaßen die beiden alles um sich herum, gewahrten die Beobachter nicht, die ganz kurz nur oben von den Felsklippen aus heruntergeblickt hatten.

Dieses Mal fand das Grillen bei den Hallers vor dem Wohnwagen statt. Während seine Frau mit Josef Wiegler Abschied gefeiert hatte, war er in die Stadt gefahren, um alles Nötige einzukaufen. Das hatte er auch als Begründung, nicht mit seiner Frau hinauspaddeln zu wollen, angeführt. Für ihn ging ein erholsamer Urlaub zu Ende. Oft war er zum Angeln auf ein Felsplateau geklettert, das sich am östlichen Rand ihrer Bucht befand. Dort hatte er die Ruhe genossen, der er nach den Anstrengungen der letzten Monate in der Firma so sehr bedurfte. Dass er keinen einzigen Fisch gefangen hatte, störte ihn überhaupt nicht.

Es lief nicht gut mit dem mittelständischen Unternehmen, Einsparungen allenthalben. Auch im Süden Deutschlands zeigte die allgemeine Krise Wirkung. Einsparungen bedeuteten auch hier Entlassungen. Dieter Haller war Abteilungsleiter, verdiente recht gut, konnte so den Ansprüchen seiner Frau in Sachen Mode, Haus und Garten noch gerecht werden.

Doch es ging das Gerücht um, dass zwei Abteilungen zusammengelegt werden sollten. Das hieß für ihn, mehr Arbeit und Zeit zu investieren, wollte er im Konkurrenzkampf mit dem anderen Abteilungsleiter bestehen. Der Kollege war ein paar Jahre jünger als er, hatte von daher gesehen bessere Chancen.

Da sollte dieser Urlaub dem Kräftesammeln dienen für den zu erwartenden Zweikampf. Deshalb hatte er auch nichts dagegen gehabt, wenn Jennifer ihn in Ruhe gelassen und Josef Wiegler für sich eingespannt hatte. Er kannte seine Frau gut genug, um zu wissen, dass sie Abwechslung und Unterhaltung liebte. Angeln empfand sie als absolut langweilig. Und doch war er schon ein wenig eifersüchtig, wenn sich Jennifer extrem in Szene setzte, zum Beispiel mithilfe dieses Wickelkleides, das sie dem Neger abgekauft hatte. Wie sie den Kerl angesehen hatte, dass der mit dem Preis um zwei Euro runter gegangen war. Man wusste ja, was die für Schwänze haben. Hatte nicht die bayerische Fürstin bestätigt, dass diese Typen gerne schnackselten. Da würde er im nächsten Jahr Acht geben müssen. Dagegen hatte er bei Josef Wiegler keine Bedenken. Der war so harmlos, wie seine Maria – Maria und Josef eben.

Heute Abend würde er den Hallers einmal zeigen, was ein zünftiges Barbecue war. Sardische Schweineschnitzel, Prosecco und später echten Champagner, das war man als Schweizer diesen Bierbayern schon schuldig.

Aha, da kamen sie ja zurück von der Bootsfahrt, der Wiegler und die Jennifer. Jetzt konnte es bald losgehen.

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