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2.3.1 Stadt-Land-Gegensatz

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Neues Element Stadt

Die Stadt-Land-Dichotomie, der Gegensatz zwischen Stadt und Land, wie er in den älteren Stadtdefinitionen deutlich wird, prägte über Jahrtausende hinweg nicht nur das Siedlungsbild, sondern auch die Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur weiter Räume. Nach BOBEK wurde auf der Basis der „herrschaftlich organisierten Agrargesellschaft“ im frühantiken Orient der Kulturlandschaft ein „grundlegend neues Element, die Stadt“ eingefügt (BOBEK 1959, S. 279) als eine Siedlung, deren Bevölkerung sich im Wesentlichen aus Vertretern nicht-landwirtschaftlicher Lebensformen und Berufe zusammensetzte.

Historischer Gegensatz

Die gesamte Antike, das Mittelalter und die frühe Neuzeit hindurch war dieser Gegensatz ein charakteristisches Element der Siedlungslandschaft in Europa, aber auch in großen Teilen der übrigen Kulturräume: einerseits die ländlichen Siedlungen, von Einzelhöfen und Weilern bis zu Dörfern unterschiedlichster Formen in ihrer landschaftstypischen Vielgestaltigkeit. Ihre Erwerbsgrundlage stellte die Agrarwirtschaft dar, die für ihre Bewohner in der Regel nicht nur Wirtschaftsweise und Beruf, sondern Lebensform und Lebensinhalt war. Andererseits entwickelten sich Städte, die sich schon rein äußerlich durch andere Grund- und Aufrissformen und vor allem durch ihre Ummauerung dem ländlichen Raum gegenüber abgrenzten. In den meisten Ländern besaßen sie auch durch einen Gründungsakt bzw. durch spätere Rechtsverleihung einen privilegierten Sonderstatus gegenüber den Landgemeinden mit ihren minderen Rechten (bis hin zur Leibeigenschaft der bäuerlichen Bevölkerung gegenüber dem Grundherren) (vgl. 2.1.1).

Verhältnis in Entwicklunsgländern

Derzeit ist dieser Gegensatz zwischen Stadt und Land noch typisch für die meisten Entwicklungsländer. Städte und ländliche Siedlungen sind hier zwar nicht mehr durch Mauern getrennt, aber sie weisen unterschiedliche Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen ihrer Bewohner auf und unterscheiden sich vor allem durch Quantität und Qualität ihrer infrastrukturellen Ausstattung. Die größeren Städte, insbesondere die Hauptstädte, haben selbst in vielen ärmeren Entwicklungsländern zumindest im Kern einen Standard des infrastrukturellen Ausbaus erreicht (z. B. bei der Verkehrs- und Versorgungsinfrastruktur oder im Einzelhandelsangebot), der sich an europäisches Niveau annähert. Den ländlichen Siedlungen mangelt es demgegenüber häufig an beinahe jeglicher entsprechender Ausstattung wie Trinkwasser- und Stromversorgung, soziale und medizinische Grundversorgung, ausgebaute Fahrstraßen, stationärer Einzelhandel, Schulen und andere Bildungs- und Kultureinrichtungen. Aus diesem Grund wird heute ein ausgeprägter Stadt-Land-Gegensatz, besonders in gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und infrastruktureller Hinsicht, in vielen Publikationen als typisches Unterscheidungsmerkmal eines Entwicklungslandes gegenüber einem entwickelten Industrieland genannt (vgl. STEWIG 1983, S. 248ff.).

Stadtgeographie

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