Читать книгу Deutsche Geschichte - Ricarda Huch - Страница 39

Die Eidgenossenschaft

Оглавление

Am Tage der Un­garschlacht im Jah­re 955 er­ho­ben sich die ver­schie­de­nen Ab­tei­lun­gen des kö­nig­li­chen Hee­res bei Mor­gen­grau­en, alle ga­ben sich ge­gen­sei­tig den Frie­dens­kuss, schwu­ren erst ih­rem Füh­rer, dar­auf ei­ner dem an­de­ren treu­en Bei­stand und zo­gen dann aus dem La­ger dem Feind ent­ge­gen. Als die Va­sal­len des Kö­nigs Het­tel von He­ge­lin­gen sich an­schick­ten, übers Meer nach Ir­land zu fah­ren, um die Toch­ter Ha­gens für ih­ren Her­ren zu frei­en, schwu­ren sie ein­an­der mit ge­stab­ten Ei­den treu­en Bei­stand. Im An­ge­sicht ei­ner großen Ge­fahr pfleg­ten ger­ma­ni­sche Män­ner ihr Zu­sam­men­wir­ken durch einen Schwur zu hei­li­gen und nann­ten das eine Schwur­ge­nos­sen­schaft oder Eid­ge­nos­sen­schaft. Das ta­ten auch ei­ni­ge Män­ner aus den klei­nen Län­dern Schwyz, Uri und Un­ter­wal­den an ei­nem durch die Reuß ge­bil­de­ten See im obe­ren Schwa­ben, als sie ihre Frei­heit be­droht glaub­ten. Es war ein alt­ger­ma­ni­scher Brauch, den sie üb­ten, und mit den al­ten Ger­ma­nen hat­te dies Berg­volk mehr Ver­wandt­schaft als mit den kir­chen­treu­en Chris­ten ih­rer Tage. Es ist bei ih­nen nicht viel die Rede von Ge­bet, von Stif­tung und Hei­lig­tü­mern, und wenn sie sich beu­gen, tun sie es mit dem Vor­be­halt trot­zi­gen und un­ge­stü­men Wi­der­stan­des so­wie die Ge­le­gen­heit es er­mög­licht. Dass spä­te­re Ge­schicht­schrei­ber sie von den Schwe­den oder Sach­sen ab­lei­te­ten, mö­gen sie zum Teil im Ge­fühl für das Nor­disch-Heid­nische ge­tan ha­ben, das die­sen bäu­er­li­chen Hero­en ei­gen war. Söh­ne des Gott­hard wa­ren sie, der selbst wie ein al­ter Gott über Ber­gen und Tä­lern la­gert, das Haupt von Wol­ken und Win­den um­kreist, wohl­tä­ti­ge Strö­me den Men­schen, die ihm die­nen, her­ab­las­send. Wie mit ei­nem Gott müs­sen die, die an sei­nem Fuße woh­nen, mit ihm rin­gen, be­vor er sie seg­net; wenn sie sich ver­we­gen und furcht­los er­wei­sen, sind sie sein Volk und ha­ben teil an sei­nem ele­men­ta­ren We­sen. Sie sind ein Ge­schlecht von Rie­sen, die der La­wi­nen und Blö­cke, die ihr wil­der al­ter Gott ins Tal rollt, nicht ach­tend über za­cki­gen Gra­nit schrei­ten und Fein­de, die sich in ih­ren hei­mi­schen Be­zirk wa­gen, mit ge­schleu­der­ten Fel­sen ver­trei­ben. Aber wenn sie Rie­sen wa­ren, so wa­ren sie doch nicht ein­fäl­ti­gen oder plum­pen Geis­tes; sie konn­ten ihre po­li­ti­sche Lage mit je­dem Vor­teil und Nach­teil be­ur­tei­len und die Um­stän­de des Ge­sche­hens in Nähe und Fer­ne be­rech­nen und be­nüt­zen.

Die bei­den Län­der Schwyz und Uri wa­ren über­wie­gend von Ad­li­gen und frei­en Leu­ten be­wohnt, die sich nach alt­ger­ma­ni­scher Auf­fas­sung kaum vom Adel un­ter­schie­den. Das Länd­chen Uri war ein Teil der Aus­stat­tung, mit der im Jah­re 853 Kö­nig Lud­wig der Deut­sche sei­ne Toch­ter Hil­de­gard be­schenkt hat­te, als er in der Nähe der kö­nig­li­chen Pfalz auf dem Lin­den­ho­fe beim Orte Zü­rich ein Klos­ter grün­de­te und sie zur Äb­tis­sin des­sel­ben mach­te. Wie für alle Klös­ter wur­de auch für die Ab­tei Frau­müns­ter ein Vogt be­stellt, der die hohe Ge­richts­bar­keit über das klös­ter­li­che Ge­biet führ­te; mit dem Ende des 11. Jahr­hun­derts kam die Schirm­vog­tei an die Her­zö­ge von Zäh­rin­gen. Der Um­stand, dass die durch die Im­mu­ni­tät aus dem Ge­samt­ver­ban­de ge­lös­ten Län­der un­ter der­sel­ben Ge­richts­bar­keit stan­den, dass die Be­woh­ner Mark­ge­nos­sen an der­sel­ben All­men­de wa­ren, das Zu­sam­men­ge­drängt­sein na­ment­lich im sel­ben Tale, das Um­schlos­sen­sein von den­sel­ben Ber­gen nähr­te in den Leu­ten von Uri das Ge­fühl, ein Gan­zes, eine Ge­mein­de aus­zu­ma­chen: im Be­ginn des 13. Jahr­hun­derts nann­ten sie sich die U­ni­ver­si­tas ho­mi­num val­lis Uro­niae. Das Aus­ster­ben der Zäh­rin­ger im Jah­re 1218 be­frei­te die Ge­mein­de Uri von der Ge­fahr, Un­ter­ta­nen die­ses Hau­ses zu wer­den; aber eine neue er­hob sich, als Fried­rich II. die Vog­tei dem Gra­fen Ru­dolf dem Äl­te­ren von Habs­burg ver­pfän­de­te. Wenn schon die Vög­te fast im­mer da­nach trach­te­ten, das Land, dem sie als Rich­ter vor­stan­den, in ih­ren erb­li­chen Be­sitz zu brin­gen, so gab sich die Ge­le­gen­heit zu sol­cher Ver­ge­wal­ti­gung vollends bei Ver­pfän­dun­gen. Die Ur­ner such­ten so­fort sich der Sch­lin­ge zu ent­zie­hen, die ih­rer Frei­heit ge­legt war, und sie hat­ten Glück: Hein­rich VII., des Kai­sers jun­ger Sohn, den er zu sei­nem Stell­ver­tre­ter in Deutsch­land er­nannt hat­te, er­klär­te ih­ren Bo­ten zu Ha­genau im El­saß, dass er die Vog­tei zu­rück­ge­kauft habe und dass er die Män­ner des Ta­les Uri nie­mals dem Reich ent­frem­den wer­de. Mit die­sem Brief des un­glück­li­chen jun­gen Kö­nigs er­hiel­ten die Ur­ner die Be­glau­bi­gung ih­rer Reichs­frei­heit, die ih­nen nie be­strit­ten wur­de. Die Vog­tei wur­de künf­tig von Amt­män­nern aus ih­rer Mit­te aus­ge­übt, die nach ei­ni­ger Zeit Lan­dammän­ner hie­ßen. Seit dem Jah­re 1243 gab das Land sei­ner Selbst­stän­dig­keit da­durch Aus­druck, dass es ein ei­ge­nes Sie­gel führ­te.

Auch Schwyz, das da­mals aus dem Fle­cken Schwyz und dem Dorf Stei­nen be­stand, wur­de haupt­säch­lich von Frei­en be­wohnt; doch gab es da­zwi­schen auch ei­ge­ne Leu­te ver­schie­de­ner Dy­nas­ten und Klös­ter. Die Ge­richts­ho­heit über Schwyz hat­ten als Land­gra­fen vom Zü­rich­gau die Gra­fen von Lenz­burg und, nach­dem die­se aus­ge­stor­ben wa­ren, die Gra­fen von Habs­burg. Von die­ser Fa­mi­lie, die zu ih­rem Ei­gen­be­sitz an der Aare ver­schie­de­ne Gü­ter des Gra­fen von Lenz­burg hin­zu­ge­erbt hat­te, war vor­aus­zu­set­zen, dass sie ver­su­chen wür­de, das land­gräf­li­che Amt in eine Herr­schaft um­zu­wan­deln, die frei­en Schwy­zer zu Un­ter­ta­nen zu ma­chen. Das Bei­spiel von Uri wies den Schwy­zern den Aus­weg aus der sich bil­den­den Klam­mer: ein­zig die Reichs­frei­heit gab Si­cher­heit vor der Un­ter­wer­fung un­ter eine Dy­nas­tie. Aus der an­schwel­len­den Flut der Feu­da­li­tät rag­te der Kai­ser als ein Fels der al­ten Volks­frei­heit, er hand­hab­te sein Zep­ter wie einen Zau­ber­stab, mit dem er die Über­schwem­mung vor de­nen zum Ste­hen brin­gen konn­te, die sich ihm er­ga­ben, und die er an­nahm. Wür­de er die Män­ner von Schwyz be­gna­den, Fried­rich II., der Rät­sel­haf­te, der Schreck­li­che, der eben sei­ne gan­ze Kraft auf­bot, um den Papst zu ver­nich­ten? In die­sem Kampf, der das Abend­land er­schüt­ter­te, er­späh­ten die auf­merk­sam be­ob­ach­ten­den Män­ner von Schwyz einen An­lass. Graf Ru­dolf von Habs­burg-Lau­fen­burg näm­lich, der die Land­graf­schaft in­ne­hat­te, stell­te sich auf die Sei­te des Paps­tes, wur­de so­mit Feind des Kai­sers, der gern dazu bei­tra­gen wür­de, den Ab­trün­ni­gen zu schwä­chen. Man weiß nicht, wie die Män­ner hie­ßen, die den schick­sal­vol­len Weg über das Ge­bir­ge an­tra­ten, um dem Kai­ser ihr An­lie­gen vor­zu­tra­gen. Es ist an­zu­neh­men, dass sie vor­her sich mit de­nen von Uri be­spra­chen; dann stie­gen sie mit fes­ten lan­gen Schrit­ten die Schöl­le­nen hin­auf, an der to­ben­den Reuß ent­lang, über die stie­ben­de Brücke, die seit ei­ner Rei­he von Jah­ren den Fel­sen um­ging, den jetzt das Ur­ner Loch durch­bohrt, und über den wil­den Gott­hard zum Sü­den hin­un­ter. Vor Faen­za fan­den sie den Kai­ser. Stau­nend be­trach­te­ten sie wohl die Mau­ern, die der Ge­wal­ti­ge hat­te auf­rich­ten las­sen, um die tap­fer sich weh­ren­de Stadt ab­zu­sper­ren, die nie ge­se­he­nen Be­la­ge­rungs­wer­ke und Un­ter­gra­bun­gen, mit de­nen er ihr zu­setz­te. Vi­el­leicht sa­hen sie die sieb­zig Lei­chen der Bür­ger von Faen­za, die er im An­ge­sicht der Stadt zur Dro­hung hat­te auf­hän­gen las­sen. In­mit­ten der Schre­cken hat­ten die von Schwyz Glück: Fried­rich an­er­kann­te ihre Reichs­frei­heit, ver­sprach ih­nen sei­nen Schutz und die Fül­le sei­ner Gna­de, und dass er sie nie­mals dem Reich ent­frem­den wer­de. Leich­teren Her­zens als sie ab­ge­reist wa­ren, kehr­ten sie zu­rück, die Ur­kun­de in der Hand, die ih­nen ver­brief­te, was ih­nen teu­rer als ihr Le­ben war, die Frei­heit. In­des­sen wuss­ten sie wohl, die po­li­tisch sehr ge­wit­zigt wa­ren, dass die Ur­kun­de al­lein ih­nen die Frei­heit nicht si­cher­te. Zum Sie­gel des Kai­sers, der wie eine Schach­fi­gur bald auf die­sem, bald auf je­nem Bret­te stand, muss­te das Sie­gel des Blu­tes kom­men, da­mit sie gül­tig wer­de.

Im La­ger des Kai­sers vor Faen­za be­fand sich ei­ner von sei­nen treues­ten Va­sal­len, Graf Ru­dolf von Habs­burg, da­mals, 1240, 22 Jah­re alt, der Fried­richs Pa­ten­kind und ihm fast wie ein Sohn er­ge­ben war. Er war der Nef­fe des Gra­fen Ru­dolf, der Land­graf im Zü­rich­gau war, ge­gen des­sen In­ter­es­se der Frei­heits­brief sich rich­te­te, den die Schwy­zer da­von­tru­gen; wenn er da­von er­fuhr, hielt ihn wohl die Ehr­furcht vor sei­nem kai­ser­li­chen Herrn von ei­ner Äu­ße­rung über die An­ge­le­gen­heit zu­rück, die ihn im Au­gen­blick nicht an­ging. Sein Oheim hin­ge­gen, Graf Ru­dolf der Äl­te­re, er­kann­te das Ge­sche­he­ne nicht an, for­der­te viel­mehr den Papst auf, alle die­je­ni­gen in den Obe­ren Lan­den, die sich dem Kai­ser an­ge­schlos­sen hät­ten, dar­un­ter Schwyz und Un­ter­wal­den, mit dem Ban­ne zu be­le­gen. In die­ser Zeit all­ge­mei­nen Aufruhrs schwu­ren Män­ner von Schwyz und Uri, viel­leicht auch sol­che von Un­ter­wal­den und Lu­zern, in ei­nem et­wai­gen Kamp­fe um ihre Frei­heit ein­an­der bei­zu­ste­hen, ei­ner für alle, alle für einen. Nicht die Ge­schich­te und nicht ein­mal die Sage mel­det von die­sem Schwur, man schließt aus dem, der spä­ter voll­zo­gen wur­de, auf einen, der ihm vor­an­ging. Es kann ihm kein Denk­mal ge­setzt wer­den, er ist an kei­ne Stät­te ge­bannt, er ist der Geist der Frei­heit, der das hoch­ge­türm­te Land wie mit un­durch­dring­li­chen Flam­men um­gür­te­te.

Im Lan­de Un­ter­wal­den gab es we­nig freie Leu­te, die meis­ten wa­ren den Klös­tern Mur­bach und En­gel­berg un­ter­tä­nig, de­ren Vög­te die Habs­bur­ger wa­ren. Sie bil­de­ten in­fol­ge­des­sen kei­ne Mark­ge­nos­sen­schaft; was sie ei­nig­te, war die Ge­richts­ho­heit der Vög­te, de­nen sie ge­mein­sam un­ter­stan­den, und die geo­gra­fi­sche Nach­bar­schaft. Der Ort Lu­zern ge­hör­te dem Klos­ter Mur­bach im El­saß; auch dort gab es eine Par­tei, die An­schluss an den Kai­ser such­te.

Fünf Jah­re nach­dem Fried­rich II. den Schwy­zern den Frei­heits­brief aus­ge­stellt hat­te, starb er; es folg­te der Sturz der Stau­fer, der Sturz des Kai­ser­tums. Jah­re hin­durch gab es kei­nen höchs­ten Rich­ter mehr im Rei­che, der Quell des Rech­tes hör­te auf zu flie­ßen. Als dann im Jah­re 1273 die Kur­fürs­ten wie­der einen Kö­nig wähl­ten, der all­ge­mein an­er­kannt wur­de, war das Er­geb­nis für die Orte im Obe­ren Lan­de Schwa­ben un­heil­voll; Kö­nig wur­de der Graf von Habs­burg, so­dass nun der Dy­nast, des­sen Macht­stre­ben Schwyz und Uri sich ent­zie­hen woll­ten, und der Ober­herr, bei dem sie vor ihm Schutz such­ten, eine Per­son wa­ren. Wür­de Ru­dolf, der­sel­be, der im La­ger vor Faen­za war, als Fried­rich den Schwy­zern die Reich­sun­mit­tel­bar­keit ver­brief­te, ih­nen ge­gen­über der Land­graf und Vogt oder wür­de er der Kö­nig sein? Ru­dolf, der, be­vor er Kö­nig wur­de, im Sol­de Straß­burgs stand und auch als Kö­nig den Städ­ten man­che Gunst er­wies, war kein De­spot und kein Ero­be­rer; es war, ob­wohl es ihm an Zü­gen der Grö­ße nicht fehl­te, et­was Bür­ger­li­ches in sei­ner Na­tur, et­was von der be­däch­tig schar­ren­den Metho­de des Krä­mers in der Art, wie er sei­ne Haus­macht aus­bau­te. Dass er es tat, war rich­tig, ohne einen si­che­ren Punkt un­ter den Fü­ßen konn­te er das kö­nig­li­che Amt nicht aus­üben, und es war selbst­ver­ständ­lich, dass er die Ge­gend zu ei­nem habs­bur­gi­schen Rei­che er­wei­tern woll­te, wo er be­reits Gü­ter und Rech­te be­saß. Dies Land war, schein­bar arm mit sei­nen Fel­sen, die kaum Zie­gen er­nähr­ten, von un­er­mess­li­cher Wich­tig­keit als Zu­gang zur Gott­hard­stra­ße, die seit der Er­rich­tung der stie­ben­den Brücke zu ei­nem der meist­be­gan­ge­nen Päs­se nach Ita­li­en wur­de, wich­tig für den Kö­nig we­gen sei­ner Be­zie­hun­gen zur Lom­bar­dei und zu Rom, aber auch für je­den an­de­ren Fürs­ten, der sich an den Zöl­len des Han­dels­we­ges be­rei­chern konn­te. Als ein eh­ren­haf­ter Mann ging Ru­dolf nicht ge­walt­tä­tig, nicht räu­be­risch vor: den Frei­heits­brief der Ur­ner er­kann­te er förm­lich an. An­ders stell­te er sich zu den Schwy­zern, in­dem er über­haupt im Rei­che den Grund­satz auf­ge­stellt hat­te, nur die Ur­kun­den Kai­ser Fried­richs aus der Zeit, be­vor er im Ban­ne war, gel­ten zu las­sen. Trotz­dem hin­der­te er nicht, dass die Schwy­zer sich wie ein Reichs­land selbst durch Lan­dammän­ner ver­wal­te­ten und ein ei­ge­nes Sie­gel führ­ten. Eben­so­we­nig griff er in die in­ne­ren Ver­hält­nis­se von Un­ter­wal­den ein. Den­noch brei­te­te sich sei­ne Macht all­mäh­lich aus, und er rück­te den ge­ängs­tig­ten Or­ten nä­her und nä­her. Die Be­sit­zun­gen der Habs­burg-Lau­fen­bur­ger Li­nie gin­gen auf ihn über, auch die Ki­bur­ger be­erb­te er, und am Ende des Le­bens glück­te ihm noch ein be­deu­ten­der Fang, in­dem er dem Klos­ter Mur­bach die zwi­schen Zü­rich und dem Gott­hard ge­le­ge­ne Stadt Lu­zern ab­kauf­te, in de­ren Nähe er be­reits Be­sit­zun­gen hat­te. Als Ru­dolf am 12. Juli 1291 starb, at­me­ten die frei­heits­lie­ben­den Leu­te in den Obe­ren Lan­den auf, wie wenn eine La­wi­ne, die sich auf sie her­ab­zu­wäl­zen schi­en, plötz­lich ab­seits in einen Ab­grund ge­stürzt wäre. Alle, die sich be­droht fühl­ten, eil­ten Bünd­nis­se zu schlie­ßen; im Au­gust, nach der Über­lie­fe­rung war es der ers­te, tra­ten Män­ner von Uri, Schwyz, Un­ter­wal­den zu­sam­men, um den Schwur zu er­neu­ern, den sie frü­her in der Not ge­schwo­ren hat­ten, einen Schwur, der ihre Per­so­nen nicht nur, son­dern die Län­der, die sie ver­tra­ten, auf ewi­ge Zeit zu ei­ner Ge­nos­sen­schaft ver­bin­den soll­te. Man kann an­neh­men, dass ein Herr von At­ting­hau­sen von Sei­ten Uris und ein Stauf­fa­cher von sei­ten der Schwy­zer da­bei wa­ren, denn die­se Na­men er­schei­nen im­mer als die­je­ni­gen, die die Ge­schi­cke ih­rer Län­der lei­te­ten. Sie ver­leug­ne­ten nicht den Cha­rak­ter ger­ma­ni­scher frei­er Bau­ern: un­ge­stüm tap­fer, wenn es zum Kämp­fen kam, wa­ren sie vor­sich­tig zu­rück­hal­tend in der Verant­wor­tung des vor­be­rei­ten­den Han­delns, ganz und gar kon­ser­va­tiv in der Ge­sin­nung. Die ehr­wür­di­ge Ur­kun­de, die die Be­din­gun­gen der Schwur­ge­nos­sen­schaft fest­setzt, nennt den Feind nicht ge­ra­de­zu, ge­gen den sie sich rich­tet; es sol­len, heißt es, die Rechts­zu­stän­de wie­der­her­ge­stellt wer­den, wie sie vor Kö­nig Ru­dolfs Zeit wa­ren. Das We­sent­li­che war der enge Zu­sam­menschluss der Schwur­ge­nos­sen: ihre Strei­tig­kei­ten sol­len von ei­nem Schieds­ge­richt ent­schie­den wer­den. Die be­ste­hen­den Herr­schafts­ver­hält­nis­se sol­len nicht an­ge­tas­tet wer­den; die frei­en Män­ner von Schwyz und Uri hat­ten Hö­ri­ge, wer Knecht war, soll­te auch künf­tig Knecht blei­ben. Was für be­wun­derns­wer­te Po­li­ti­ker die­se Berg­be­woh­ner wa­ren, be­wie­sen sie ei­ni­ge Mo­na­te spä­ter, als sie den Kreis ih­rer Be­stre­bun­gen durch einen küh­nen Schritt er­wei­ter­ten und mit der Stadt Zü­rich ein Bünd­nis ab­schlos­sen. Es war eins der vie­len Bünd­nis­se, die im Reich ge­schlos­sen wur­den, bald auf ein Jahr, bald auf meh­re­re Jah­re, die vor­über­ge­hen­den Zwe­cken dienten und ohne Fol­gen blie­ben; aber es war ein­zig als Bünd­nis zwi­schen Bau­ern­schaf­ten und ei­ner Stadt, als der Keim ei­nes Staa­tes, der im Abend­lan­de oh­ne­glei­chen war.

Die Stadt Zü­rich, die im Lau­fe der Jahr­hun­der­te ne­ben der kö­nig­li­chen Pfalz und der Ab­tei Frau­müns­ter her­an­ge­wach­sen war, ge­hör­te mit dem Bi­schof von Kon­stanz, dem Abt von St. Gal­len, Sa­voy­en und Bern zu den Reichs­glie­dern, die sich durch die Bil­dung ei­nes habs­bur­gi­schen Staa­tes in den Obe­ren Lan­den be­droht fühl­ten. Das gab den An­lass zu dem auf drei Jah­re ge­schlos­se­nen Bun­de Zü­richs mit Schwyz und Uri. Die Eid­ge­nos­sen bil­de­ten einen stän­di­gen Rat von sechs Zü­ri­cher Bür­gern und sechs Ver­tre­tern der Län­der: es wa­ren für Uri Wer­ner von At­ting­hau­sen, Bern­hard Schüp­fer und Kon­rad Herr von Erst­fel­den, für Schwyz Kon­rad ab Iberg, Ru­dolf Stauf­fa­cher und Kon­rad Hu­ser. So hö­ren wir end­lich be­stimm­te Na­men, und es sind Na­men dar­un­ter, de­nen Sage und Dich­tung ed­len Erz­klang ver­lie­hen ha­ben. Über zwan­zig Jah­re spä­ter lei­te­te Wer­ner Stauf­fa­cher die Schwy­zer, als sie wie­der ein­mal das Klos­ter Ein­sie­deln über­fie­len, mit dem sie über ein zwi­schen ih­nen lie­gen­des Stück Land strit­ten. Ohne Scheu vor der gott­ge­weih­ten Stät­te führ­ten sie Mön­che und Knech­te des Klos­ters ge­fan­gen fort, nach­dem sie das Klos­ter ver­wüs­tet hat­ten. Vi­el­leicht war er ein Sohn der stol­zen Stauf­fa­che­rin, die ih­rem ver­za­gen­den Man­ne den Rat gab, sich mit den Ur­nern zur Be­frei­ung der Län­der zu ver­schwö­ren.

Der Bund mit Zü­rich ging bald wie­der aus­ein­an­der, weil die Po­li­tik der Reichs­städ­te in die­ser Sa­che mehr­fach wech­sel­te. Die Män­ner am See da­ge­gen hiel­ten an ih­rem Grund­ge­dan­ken fest, dem un­zer­brech­li­chen Zau­ber­ring, den sie um sich ge­schlos­sen hat­ten und wenn es nütz­lich schi­en und mög­lich war, ein we­nig, nicht zu viel er­wei­ter­ten. Dass die Ver­bin­dung ge­gen Habs­burg zu­nächst eine Nie­der­la­ge er­litt, focht sie nicht an. Die Schwy­zer mach­ten da­mals ein wich­ti­ges Ge­setz im Sin­ne der Frei­heit: sie ver­bo­ten jede Über­tra­gung von Grund­be­sitz an Land­frem­de und Klös­ter und be­stimm­ten, dass kirch­li­ches und grund­herr­li­ches Gut im Lan­de steu­er­pflich­tig sei. Üb­ri­gens fuh­ren sie fort, die Kai­ser­kämp­fe aus­zunüt­zen. Adolf von Nas­sau­en, Feind der Habs­bur­ger, be­stä­tig­te wil­lig den Ur­nern und Schwy­zern ihre Frei­heits­brie­fe. Mit Al­brecht, dem Soh­ne Ru­dolfs, er­neu­er­te sich die Ge­fahr, bis ein frü­her, ge­walt­sa­mer Tod sie ver­scheuch­te. Hein­rich VII. be­stä­tig­te nicht nur den Ur­nern und Schwy­zern, die sich ihm vor­stell­ten, als er im Jah­re 1309 sich in Kon­stanz auf­hielt, ihre von den frü­he­ren Kai­sern aus­ge­stell­ten Pri­vi­le­gi­en, son­dern auch den Un­ter­wald­nern, die sol­che gar nicht be­sa­ßen, so­dass nun die drei Wald­stät­te sich über ihre Reich­sun­mit­tel­bar­keit aus­wei­sen konn­ten. Die Söh­ne des er­mor­de­ten Habs­bur­gers be­ru­hig­ten sich da­bei nicht; nach­dem sie sich mit dem Kai­ser ver­söhnt hat­ten, hielt Leo­pold ihm vor, dass die den Wald­stät­ten er­teil­ten Rech­te ge­wis­sen Rech­ten ih­rer Dy­nas­tie wi­der­sprä­chen, und er­lang­te von Hein­rich das Ver­spre­chen, er wer­de die Habs­bur­ger Herr­schafts­an­sprü­che un­ter­su­chen las­sen und dann die Ent­schei­dung tref­fen. Das war im Jah­re 1311, als er vor Bre­s­cia lag. Zwei Jah­re spä­ter räum­te wie­der der Tod die den Wald­stät­ten dro­hen­de Ge­fahr hin­weg: der noch jun­ge Kai­ser starb. Die dar­auf er­fol­gen­de dop­pel­te Kö­nigs­wahl war für die Wald­stät­te ein glück­li­cher Um­stand, denn Lud­wig der Bayer such­te na­tür­lich alle Geg­ner Habs­burgs an sich zu fes­seln und lud sie selbst ein, sich ihm an­zu­schlie­ßen, hob auch die Reichs­acht auf, der die Schwy­zer we­gen ih­rer ge­gen das Klos­ter Ein­sie­deln ver­üb­ten Übel­ta­ten ver­fal­len wa­ren. So wa­ren die klei­nen Län­der in die große Zwie­tracht hin­ein­ge­ris­sen, die das Reich zer­teil­te, die nur mit den Waf­fen aus­ge­foch­ten wer­den konn­te. Her­zog Leo­pold be­schloss, die Wald­stät­te, re­bel­li­sche Bau­ern, end­gül­tig sei­nem Hau­se wie­der zu un­ter­wer­fen. Es war nicht an­zu­neh­men, dass die un­be­deu­ten­den Tä­ler dem ös­ter­rei­chi­schen Her­zog, wenn er ein­mal sei­ne Kräf­te sam­mel­te, wi­der­ste­hen könn­ten. Etwa 20 000 Mann brach­te er zu­sam­men, lau­ter in den Waf­fen ge­üb­te Rit­ter, ös­ter­rei­chi­sche Le­hens- und Dienst­leu­te, haupt­säch­lich aus den schwä­bi­schen Lan­den. Wäh­rend der Her­zog die­se ge­gen Schwyz füh­ren woll­te, lei­te­te Graf Otto von Straß­berg, Leo­polds Stell­ver­tre­ter in den bur­gun­di­schen Ge­gen­den, ein zwei­tes Heer über den Brü­nig ge­gen Un­ter­wal­den. Hil­fe hat­ten die Län­der kei­ne; Zü­rich hielt zu Ös­ter­reich, mit Bern be­stand noch kei­ne Ver­bin­dung, Lu­zern war durch die ös­ter­rei­chi­sche Herr­schaft ge­bun­den. Von den Ur­nern in­des­sen kam Zu­zug nach Schwyz, denn man wuss­te dort, dass der Her­zog beim Eng­paß von Mor­gar­ten, als dem ein­zig un­be­schütz­ten Punkt, ein­zu­fal­len be­ab­sich­tig­te. Dort war­te­ten die Bau­ern und schleu­der­ten auf die An­grei­fer, die mit ei­nem leich­ten Sieg rech­ne­ten, Fels­blö­cke her­un­ter. Die ent­setz­ten Rit­ter, die zu­rück­wei­chen woll­ten, drück­ten auf die noch nichts ah­nen­den nach­rücken­den, und ein furcht­ba­res Ge­drän­ge ent­stand; die nicht vom Fein­de ver­nich­tet wur­den, er­tran­ken in dem See, der die Flucht ver­sperr­te. Der Chro­nist ver­glich sie mit Fi­schen, die in ei­nem Fang­garn ge­fan­gen wer­den. Es war der 15. No­vem­ber des Jah­res 1315, als die­se er­staun­li­che Schlacht statt­fand, mehr eine Ka­ta­stro­phe als eine Schlacht. Die Kun­de da­von ver­brei­te­te sol­chen Schre­cken, dass Graf Otto von Straß­berg für bes­ser fand, mit sei­nem Heer um­zu­keh­ren, und so has­tig flüch­te­te, dass er sich eine Ver­let­zung zu­zog, an der er starb. In den drei Län­dern schlu­gen die Her­zen hoch. In Strö­men war das Blut der Rit­ter ge­flos­sen, das ihre hat­ten sie ge­spart für die Zu­kunft. Am 9. De­zem­ber er­neu­er­ten sie bei Brun­nen ih­ren Ewi­gen Bund. Er war dies­mal in deut­scher Spra­che ver­fasst und nann­te Ös­ter­reich als den Feind, ge­gen den er sich rich­te­te. Auf­recht stan­den sie da als be­währ­te Kämp­fer und Sie­ger, ge­sät­tigt mit Ruhm und Ehren. Lud­wig der Bayer lob­te ihre Treue und be­schenk­te sie mit Gna­den, in­dem er, au­ßer dass er ihre Reich­sun­mit­tel­bar­keit be­stä­tig­te, den Habs­bur­gern die Rech­te ab­er­kann­te, die sie an den Wald­stät­ten zu ha­ben be­haup­te­ten. Zwei Jah­re nach der Schlacht wur­de der Lan­dam­mann von Uri zum Reichs­vogt von Ur­se­ren und Li­vi­nen und da­mit zum Auf­se­her über den Gott­hard­ver­kehr er­nannt. So wa­ren denn die Wald­stät­te dicht an den Berg hin­an­ge­rückt, der ih­res Schick­sals Herr war; sie hat­ten, das fühl­ten sie, an sei­ne Fel­sen an­ge­klam­mert einen fes­ten Stand, den mensch­li­che Kraft nicht er­schüt­tern konn­te. Nun führ­ten sie all­mäh­lich auch die ur­tüm­li­che Ger­ma­nen­frei­heit wie­der ein, die ih­rem Sinn ent­sprach. Es hat­te un­ter ih­nen einen Adel ge­ge­ben, der sich nicht recht­lich über den Frei­en er­hob, dem nur so viel Ehr­er­bie­tung und Ge­hor­sam ge­zollt wur­de, wie per­sön­li­cher Tüch­tig­keit frei­wil­lig ge­währt wur­de. Den Le­hens- oder Dienst-Adel, der jetzt herrsch­te, mach­ten sei­ne An­sprü­che und Über­grif­fe ver­hasst; weil sie kei­ne Ge­schlech­ter auf­kom­men las­sen woll­ten, die den frei­en Bau­ern un­ter­drück­ten, ver­trie­ben sie die ad­li­gen Fa­mi­li­en, die un­ter ih­nen hei­misch wa­ren. Den Herr­schaf­ten, die Rech­te in Uri hat­ten, wur­den die­se ab­ge­kauft. In Un­ter­wal­den wur­den ein­zel­ne Fa­mi­li­en, die Le­hen von Ös­ter­reich hat­ten, un­fä­hig zur Be­klei­dung öf­fent­li­cher Äm­ter er­klärt. We­der soll­ten Knech­te noch soll­ten Edel­leu­te der en­gen Ver­bun­den­heit al­ler zu glei­cher Treue zur Hei­mat und Op­fer­be­reit­schaft für die Frei­heit eine Hem­mung sein.

Dem de­mo­kra­ti­schen Ge­dan­ken fiel in Uri die Fa­mi­lie von At­ting­hau­sen zum Op­fer, der, wie man an­nimmt, vor­züg­lich der groß­ar­ti­ge Auf­schwung der eid­ge­nös­si­schen Po­li­tik zu dan­ken war. Im Jah­re 1358 wur­de Hans von At­ting­hau­sen, nach­dem er jahr­zehn­te­lang die Ge­schi­cke des Lan­des er­folg­reich ge­lei­tet, sein Bünd­nis mit den Städ­ten be­för­dert hat­te, durch einen Auf­stand ver­trie­ben. Sei­ne Burg in der Nähe von Alt­dorf, de­ren Trüm­mer noch vor­han­den sind, wur­de zer­stört. Ruhm und Er­folg hat­ten das Ge­schlecht hö­her ge­tra­gen, als für den de­mo­kra­ti­schen Ge­dan­ken zu­läs­sig war. Es war der füh­ren­de Stern, der, wäh­rend das Volk, dem er in dunk­ler Zeit lan­ge ge­leuch­tet hat, si­che­ren Gan­ges in die Zu­kunft schrei­tet, tra­gi­schem Un­ter­gang ver­fällt. Man weiß nicht, wie und wo der letz­te At­ting­hau­sen ge­stor­ben ist.

Von dem durch die Schlacht am Mor­gar­ten ge­won­ne­nen Stand­punkt aus er­wei­ter­ten die Län­der ih­ren Ring, in­dem sie Bünd­nis­se mit Lu­zern, mit Zü­rich und Bern schlos­sen, das bäu­er­li­che Miss­trau­en ge­gen die Städ­te zu­rück­stel­lend. Sie un­ter­stütz­ten Bern, das sich ge­gen die Bi­schö­fe von Lau­san­ne und Ba­sel, ge­gen die Gra­fen von Ki­burg und an­de­re Dy­nas­ten weh­ren muss­te, und hat­ten An­teil an der Schlacht bei Lau­pen, durch wel­che die rit­ter­li­che Stadt ihre Geg­ner nie­der­warf. Ob­wohl mit Bern und Zü­rich nun ewi­ge Bünd­nis­se ein­ge­gan­gen wur­den, wa­ren die­se doch nicht so zu­ver­läs­si­ge Eid­ge­nos­sen wie die Län­der un­ter­ein­an­der; denn da die bei­den rei­chen und mäch­ti­gen Städ­te dem Hau­se Habs­burg un­ab­hän­gig ge­gen­über­stan­den, schi­en ih­nen das Zu­sam­men­ge­hen mit dem­sel­ben zu­wei­len vor­teil­haft, und sie wa­ren dann un­ter Um­stän­den be­reit, die Freund­schaft mit den Wald­stät­ten ei­nem von Ös­ter­reich er­hoff­ten Ge­winn zu op­fern. Trotz­dem war es ge­ra­de die Ein­be­zie­hung der Städ­te, die die Schwur­ge­nos­sen­schaft zu ei­nem ent­wick­lungs­fä­hi­gen Staat mach­te; ohne sie wä­ren die Hel­den­ta­ten der Leu­te am Gott­hardt zu ei­nem Volks­lied ge­wor­den, dem wir an­teil­voll lausch­ten, hät­ten sie sich nicht als eine neue und große Idee in der Ge­schich­te ver­wirk­licht. Da­rin, dass ihre Bünd­nis­se und Schlach­ten eine Fol­ge hat­ten und eine Fol­ge bezweck­ten, un­ter­schie­den sie sich von den he­ro­i­schen Frie­sen und Sach­sen an der Nord­see; denn die Ent­ste­hung der hol­län­di­schen Re­pu­blik im 16. Jahr­hun­dert steht mit den mit­tel­al­ter­li­chen Un­ter­neh­mun­gen der Dith­mar­scher, Ste­din­ger und Frie­sen nicht in un­mit­tel­ba­rem Zu­sam­men­hange. Ge­wiss wa­ren die schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen be­güns­tigt durch die Lage ih­res Lan­des, des­sen Ber­ge und Strö­me sie zur Ein­heit zu­sam­mendrän­gen, und an dem die mit­tel­al­ter­li­chen Kai­ser so leb­haf­ten An­teil nah­men, wie sie ihn sonst wohl für eine noch so tap­fe­re Bau­ern­schaft nicht ge­habt hät­ten; ka­men sie doch den ent­le­ge­nen Frie­sen bei ih­ren Frei­heits­kämp­fen nicht zu Hil­fe. Man muss aber auch glau­ben, dass die sel­te­ne Ve­rei­ni­gung von ele­men­ta­rer Kraft und be­son­ne­ner Ver­nunft eine be­son­de­re Gabe des schwä­bi­schen Stam­mes ist. Mit ihr er­warb er sich früh und lan­ge dau­ernd eine hohe, so­wohl po­li­ti­sche wie li­te­ra­ri­sche Kul­tur.

Deutsche Geschichte

Подняться наверх