Читать книгу Slow Dancing In A Burning Room - Rika Mayer - Страница 11
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Оглавление„Das ist gut, Linn.“ Karla ließ die letzte Seite sinken und sah die junge Frau ihr gegenüber an. „Es ist allerdings nicht unbedingt das, was ich mir vorgestellt habe, da muss ich ganz ehrlich sein.“ Linneas Herz rutschte ihr bis zu den Knien und ihr wich alle Farbe aus dem Gesicht. Sie hatte ihr Herzblut in dieses Interview gesteckt. Das heißt, sie hatte sich wirklich und ehrlich bemüht, aus der Sache keine 08/15-Angelegenheit zu machen. Darin steckte alle Erfahrung, die sie hatte aufbieten können – und alle Zeit. Aber sie hatte eben keine Übung als Journalistin und schon gar keine mit Interviews, aber sie hatte sich gedacht, dass es Fragen waren, die sie gerne von einem Star beantwortet gehört hätte. Wozu sollte man sonst noch ein Interview geben, wenn man doch ständig immer nur dieselben Sätze zu hören und zu sagen bekam?
„Na, ich denke, es ist zwar nicht unbedingt ein Interview für eine Musikzeitschrift“, las Karla die Verzweiflung in ihrem Gesicht, „aber es hat durchaus Potential – und ich mag deinen Stil, einfach, geradeheraus. Vielleicht sollten wir ein bisschen auf Risiko spielen.“ Ihr Herz hievte sich wieder keuchend bis in die Magengegend. „Wenn du dich denn tatsächlich traust, mit dem Jungen so auf Tuchfühlung zu gehen.“ Verdammt! Wie hatte sie nur den größten Haken an der Sache vergessen können? Haydn Cavendish. Sie kannte ihn zwar nicht, aber sein Ruf war ihm mehr als vorausgeeilt und dieser besagte, dass Haydn Cavendish persönliche Fragen meist weder beantwortete, noch einen Hehl daraus machte, was er von ihnen hielt.
„Ist sie nicht eine großartige Chefin?“ Kristina ließ sich Linnea gegenüber in den Sitz fallen und blies sich die Haare aus der Stirn. „Sie hätte dich zumindest ein bisschen mehr aufbauen können.“ „Hey“, hob Linnea die Hand, „ich kann schon von Glück reden, dass sie mir das Interview nicht noch im letzten Moment weggenommen hat!“ Sie schob ihren Rucksack unter den Sitz und lehnte sich zurück. Der Zug rollte langsam an und die Gleise quietschten. „Immerhin hat sie Recht: Mit Musik hat es leider wirklich nicht viel zu tun.“ „Ach Papperlapapp!“, winkte Kristina ab. „Über ihre Musik liest man eh alle Daumen lang – dafür sind die Kritiker zuständig. Aber aus Haydn Cavendish etwas Privates rauszuquetschen, das ist die wahre Meisterleistung.“ „Dann muss ich das erst einmal schaffen.“ „Hey, du hast Charme, du hast ein gewinnendes Lächeln – und du hast einen Sturkopf. Er wird sich hüten, dir irgendwelche Probleme zu machen.“ Linnea grinste – und sie war fast gewillt, sich überzeugen zu lassen. „Möchtest du nicht als mein Bodyguard mitkommen?“ Doch Kristina schüttelte den Kopf, so reizvoll das Angebot für sie auch war. „Dafür hast du Oscar. Der ist der Beste in der Redaktion.“ „Aber für ein gutes Foto von Cavendish und seiner neuesten Eroberung würde er sich bestimmt auch nicht lumpen lassen.“
Die Umgebung wurde ländlicher und Linnea begann, die Anspannung der Arbeitswoche und vor allem der letzten Tage ein bisschen abzuschütteln. Wochenenden bei ihrer Mutter waren immer eine nette Abwechslung. In dem kleinen Haus mit Garten ihrer Kindheit hatte sie genug Raum zum Denken. Nicht nur deshalb flüchtete sie sich gern dorthin, wenn es ihr mit Albin in der kleinen Dachgeschosswohnung in Stockholms Zentrum wieder einmal ein bisschen zu eng wurde. Auch wenn sie ihm zugestehen musste, dass er sich in den letzten Tagen nach anfänglichen Protesten doch sehr kooperativ gezeigt hatte. Soll heißen: Er hatte sie in Ruhe gelassen – oder war ihr zumindest nicht mit negativen Kommentaren im Weg gewesen. Trotzdem hatten gerade diese Tage ihr wieder einmal gezeigt, wie angespannt ihre Beziehung war. Sie musste ja auch unglaublichem Druck standhalten, immerhin war jeder außer ihnen selbst davon überzeugt, dass sie demnächst vor den Traualtar treten würden. Okay, sie sollte vielleicht nicht für Albin sprechen, sie kannte seine Intentionen nicht so genau – und das sagte schon sehr viel aus.
„Gib doch zu, dass es einen gewissen Reiz hat zu wissen, dass der morgige Abend mit einem Kuss von Haydn Cavendish enden könnte“, zwinkerte Kristina und nahm ihre Jacke und Linnea stand ebenfalls auf. „Unbedingt“, nickte sie bestimmt und hängte ihren Rucksack um. „Nur deshalb habe ich den Job angenommen. – Gott, meine Mutter wäre so unglaublich stolz auf mich.“ Die Zugtüren öffneten sich und Linnea sprang auf den Bahnsteig. Kristina folgte ihr etwas gesitteter. „Na siehst du! Und wenn du es nur deiner Mutter zuliebe tust!“ „Ha-ha!“
„Ach ja, bevor ich’s vergesse...“ Agneta lehnte sich zurück und ließ sich die letzten Sonnenstrahlen ins Gesicht leuchten. „Harald kommt heute noch vorbei.“ „Wer?“ Sie hob wieder den Kopf. „Harald, der Junge den ich beim Uhrenshoot getroffen habe.“ „Ah ja der!“ Wer? „Also, was ich eigentlich sagen wollte: Könntet ihr Mädchen euch nach oben verziehen? Zumindest so lange bis wir im Schlafzimmer sind.“ Kristina und Linnea warfen sich einen vielsagenden Blick zu. „Natürlich Aggie, alles was du willst.“ Sie lachten, es ging nicht anders, auch wenn Linnea innerlich aufseufzte und den Gedanken von sich schüttelte, dass der Junge, wie Agneta ihn bezeichnete, wahrscheinlich ihr kleiner Bruder sein könnte.
„Glaubst du, deine Mutter schleppt noch arme unschuldige Schulkinder ab, wenn sie sechzig ist?“ Kristina ließ sich auf Linneas Bett fallen und begann in ihrer Tasche zu kramen. Linnea stand vor dem Spiegel und kämmte sich. „So lange sie sich dann nicht an den Schulfreunden ihrer Enkel vergreift, soll’s mir Recht sein.“ Na ja, das war ein klein bisschen gelogen. „Welche Enkelkinder...? Oh!“ Sofort schnellte sie wieder hoch. „Enkelkinder! Der Tag ist schon bald vorüber und du rückst erst jetzt damit raus?“ Sie sprang auf und warf sich ihrer Freundin an den Hals. Diese verdrehte allerdings nur die Augen und schob sie von sich. „Ich bin nicht schwanger, Kris.“ „Oooooch.“ Kristina setzte sich schmollend zurück aufs Bett. „Und ich dachte schon, ihr beide wärt endlich den nächsten Schritt gegangen.“ Nein, nein, nein, nicht das Thema schon wieder. Linnea knöpfte ihre Bluse auf und griff nach ihrem Pyjama. „Der nächste Schritt wäre zu heiraten“, konterte sie dann und schubste Kristina vom Bett. „Das ist doch nur mehr eine Formsache. Und heutzutage überflüssig.“ Kristina kroch unter die Decke des Klappbetts und klopfte ihr Kissen zurecht. Sie fand es immer noch ganz amüsant, mit ihrer Freundin im selben Zimmer zu schlafen, obwohl es ein Gästezimmer gab. Es war wie in ihrer Kindheit – obwohl sie sich damals noch nicht gekannt hatten. „Gute Nacht, Kris!“ Linnea machte das Licht aus. „Gute Nacht, Linni!“