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Kapitel 8

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Je mehr er über das Erlebte nachdachte, desto klarer wurde Sebastian Brahm, dass ihm die Zeit davonlief. Er war sich sicher, dass es nicht nur Halluzinationen gewesen waren.

Die Ausgeburt der Hölle würde ihr Wort halten und heute Nacht das Gleiche mit ihm anstellen, was sie Franz angetan hatten.

Der Blick auf seine Armbanduhr zeigte 09:45, also blieben ihm noch gute 10 Stunden Zeit, eine Lösung zu finden. Normalerweise würde er jedem, der mit so einem Problem zu ihm kam, anweisen, in einer Kirche die Nacht im Gebet zu verbringen, aber er hatte selbst gesehen, dass Kirchen ihm keinen Schutz bieten würden.

Maria, die ihm selbst mit einem Kaffee am kleinen Küchentisch gegenüber saß, musterte ihn weiterhin besorgt.

„Also du glaubst wirklich, dass irgendwelche Geister hinter dir her sind?“, fragte sie erneut.

„Ja“, war seine Antwort, wieder.

Sie hatten das ganze Szenario bereits drei Mal durchgekaut und langsam ging ihm die Geduld aus.

„Kannst du nicht den Bischof anrufen?“, fragte die blonde Frau.

„Hab ich schon versucht, er wird mich in den nächsten Tagen zurückrufen“, entgegnete er ihr.

In Wahrheit würde er keine Rückmeldung bekommen. Der Bischof wusste mehr über die Situation, als er selbst und da er nicht erfreut gewesen war, einen pädophilen Pfarrer in seinem Umfeld zu haben, würde er auch keinen Finger für ihn krumm machen.

Er zermarterte sich weiter das Hirn, während er nach einem Ausweg aus dieser Situation suchte.

„Kannst du nicht jemanden direkt im Vatikan erreichen?“

Maria schien das Ganze nicht sonderlich ernst zu nehmen.

„Als kleiner Pfarrer? Ich hätte eine größere Chance, von Gott persönlich eine Antwort zu bekommen“, gab er entnervt zurück.

Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er wieder den Jugendlichen vor sich, der ihm mit einem widerlichen Grinsen folgte.

Pfarrer Brahm stand auf und verließ das Zimmer. Er konnte den Anblick von Maria, wie sie so halb verträumt dasaß, nicht mehr ertragen.

Schnurstracks marschierte er die Stiegen des kleinen Hauses hinauf und ließ sich in den großen, bequemen Sessel in seinem Büro fallen. Von da aus ließ er seinen Blick über sein Bücherregal streifen. Die Sammlung an theologischen Werken schien ihm nutzlos, gleich wie die Krimis, die er als Abendlektüre gerne las, aber sie brachten ihn auf eine Idee.

Drei der Bücher hatten das Wort „Geist“ im Titel, und wer kannte sich mit Geistern aus?

Sebastian brauchte ein Medium. Es klang wie eine der halbgaren Schnapsideen, die hin und wieder von Maria kamen, aber zumindest war es eine Idee.

Er klappte den Laptop, der ihm zu Weihnachten geschenkt worden war, auf und ließ die Maschine hochfahren.

Das Erste, was er in die Suchmaschine eingab war „Medium“ und zu seiner Überraschung kamen lauter Suchbegriffe über die Größeneinheiten und der Rest waren Artikel über Datenträger.

Frustriert löschte er die Eingabe und versuchte es mit „Medium“, „Geist“ und den Namen der nächstgrößeren Stadt.

Diesmal erschienen sinnvollere Ergebnisse, unter anderem auch eine Liste von Damen und Herren, die von sich behaupteten, mit Geistern in Verbindung treten zu können.

Die Bilder auf den Webseiten ließen seine aufkeimende Hoffnung aber wieder sinken. Jeder Einzelne von ihnen könnte problemlos im Wörterbuch unter dem Begriff „Scharlatan“ abgebildet sein.

Aber wenn Geister real waren, musste es doch zumindest irgendwo Leute geben, die sich mit ihnen auskannten. Pfarrer Brahm zog sein Handy aus der Tasche, spürte, dass er immer noch das Bündel an Fotos darin verstaut hatte, und wählte die erste Nummer.




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