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Kapitel 5

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Markus saß in einem sonst leeren Abteil in einem Zug der DB und war gerade dabei, seine Unterlagen nochmals zu sortieren. Er hatte einen Stapel Dokumente mitgenommen, darunter die Profile der Geistlichen, die umgebracht worden waren. Die Fälle waren weit verteilt und so schnell nacheinander passiert, dass es kein einzelner Täter sein konnte. Sogar eine größere Gruppierung würde Probleme haben, so viele Morde in so kurzer Zeit zu vollbringen, ohne Spuren zu hinterlassen.

Alleine beim Gedanken daran, zu jedem einzelnen dieser Fälle Nachforschungen anzustellen, fühlte er eine unglaubliche Müdigkeit in sich aufsteigen. Im besten Fall, dachte er, sollte er das Ganze innerhalb eines Monats zu Kirbys Zufriedenheit erledigt haben.

Als sein Handy in seiner Hosentasche anfing zu läuten, rechnete er schon damit, dass David ihn anrufen würde, aber die Nummer auf dem Display war ihm gänzlich unbekannt.

„Hallo?“, fragte er vorsichtig.

„Markus!“, drang die aufgeregte Stimme seines Vorgesetzten in sein Ohr, „Sehr gut, dass ich dich so erreiche. Es gibt einen neuen Fall, ein Priester ist in seiner Kirche ermordet worden und sie haben die Leiche erst vor kurzem gefunden. Ich schicke dir die genauen Daten in einer E-Mail. Fahr hin und schau, ob du was darüber rausfinden kannst!“

Ohne auf eine Antwort zu warten beendete er das Gespräch und überließ seinem Assistenten wieder sich selbst.

Wie in der E-Mail beschrieben, lag die Kirche ungefähr 100 Kilometer weiter als sein ursprüngliches Ziel, er konnte aber in seinem Zug sitzenbleiben.

Das Opfer war ein gewisser Franz Steiner. Die Priesterweihe hatte er vor 25 Jahren abgelegt, war seitdem immer in der gleichen Kirche beschäftigt und war sonst nie positiv oder negativ aufgefallen. Das aktuellste Bild zeigte einen Mann mit graumeliertem Haar, mit einem strengen aber doch irgendwie freundlichen Gesicht.

Zu Markus’ Glück kam der Zugbegleiter gerade in dem Moment an seinem Abteil vorbei und er konnte seine Fahrkarte erweitern, bevor er sich wieder seinen Notizen widmete.

Er ertappte sich vermehrt dabei, immer wieder den gleichen Satz zu lesen ohne etwas davon mitzubekommen und beschloss, etwas anderes zu tun. Nachdem er seinen Wecker auf die neue Ankunftszeit gestellt hatte, ließ er sich tief in die Polstergarnitur sinken und fing an, einzudösen.

Als er seine Augen öffnete, sah er, dass er sich in einem dunklen Raum befand. David saß ihm in seinem so gewohnten Schneidersitz mit gesenktem Kopf gegenüber. Fasziniert schaute er ihm zu und nach kurzer Zeit begann sein Freund vor und zurück zu wippen.

„David?“, fragte Markus zögerlich.

„Markus?“, die Stimme seines Freundes klang überrascht, aber seltsam hohl.

„Ja?“

„Wo bin ich?“

„Das weiß ich nicht.“

„Komm zu mir.“

„Ich … kann nicht.“

„Bitte. Der Umschlag. Er ist zu schwer.“

Markus versuchte aufzustehen, aber er fühlte sich wie an den Boden gefesselt.

Der Kopf seines Freundes rollte von Seite zu Seite, nur erklang jetzt ein tiefes Brummen aus seiner Kehle.

Einer der Schatten hinter ihm schien Gestalt anzunehmen und ruckartig wurde Davids Kopf an den Haaren in die Höhe gerissen. Seine Augen, sah Markus, waren geschlossen und er verzog keine Miene.

Der Schatten hinter seinem Freund nahm immer mehr Kontur an, bis er sich selbst erkennen konnte. Sein Ebenbild hielt den Kopf noch immer am Haarschopf hoch und grinste ihn dabei auffordernd an.

„Hallo Markus!“, krächzte er fröhlich, wobei er seinen Hals seltsam verrenkte.

Der Anblick widerte den rothaarigen Assistenten so an, dass es ihm die Sprache verschlug.

„Hallo! Markus!“, krächzte das Ebenbild wieder.

„Hallo“, erwiderte Markus schlicht.

„Es ist schön, dich endlich persönlich kennenzulernen. Unser Freund hier hat mir schon so viel von dir erzählt“, dabei schüttelte er Davids Kopf wie eine Marionette.

Die Aussprache der Wörter schien einfach falsch zu sein. Die Wortpausen waren zu lang, die Betonung lag auf den falschen Silben und die Aussprache wirkte unnatürlich.

„Wer bist du?“

„Das geht dich nichts an, mein lieber Markus. Ich würde ja sagen, du wirst mich noch kennenlernen, aber ich glaube eher, dass meine Freunde zuerst bei dir sein werden.

Viel Spaß dabei!“

Bei den letzten Worten entstand ein gurgelndes Lachen um die beiden herum.

„Was willst du von ihm?“, hakte der richtige Markus nach, „Er ist unschuldig!“

„Ihr seid alle schuldig!“, schrie die Kopie und schüttelte dabei den Kopf des Schwarzhaarigen so sehr, dass Markus Angst bekam, er würde ihm die Haare ausreißen. Die wütenden Schreie um sie herum stiegen zu einem Donnern an, ehe sie abrupt stoppten.

„Aber, du hast recht. Er ist weniger schuldig als andere. Was ich von ihm will? Nichts weiter. Und sei nicht eifersüchtig, ich bin ihm schon näher als du es jemals sein könntest.“

Mit einer schnellen Bewegung ließ er den Haarschopf los und der regungslose Körper seines Freundes schlug rücklings auf dem Boden auf.

Markus erwachte schreiend, diesmal lange bevor sein Wecker läutete.

Sünder

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