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Kapitel 18
ОглавлениеMaria fühlte sich, als ob sie den Verstand verloren hätte. Die Kontur des Kindes, das auf ihrer Couch gesessen hatte, konnte sie noch immer erahnen aber nun hatte sie das Gefühl, aus allen Schatten beobachtet zu werden.
Sie überlegte einen Moment lang, sich etwas Starkes zum Trinken zu holen, entschied sich dann aber dagegen. Alkohol würde ihr kaum gegen Paranoia helfen.
„Wenn doch nur der Pfarrer hier wäre“, dachte sie sich, rief sich aber sofort zur Besinnung. Sie war nicht mehr zwölf Jahre alt und vor Schatten musste sie sich überhaupt nicht fürchten.
Die junge Frau stand auf und machte sich daran, das Zimmer zu verlassen, als ihr eine Idee kam. Sie nahm ihr Mobiltelefon zur Hand und wählte die Kamera aus. Das Display des Handys zeigte nun das Wohnzimmer, und alles schien normal zu sein. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages kamen durch die zwei Fenster und zeichneten sanfte Schatten auf den Boden. Aus ihrer Perspektive schaute alles normal aus, also drückte sie auf den Auslöser.
Der Blitz erhellte die Umgebung und die Schatten wichen für einen Moment zurück.
Alles blieb ruhig.
Maria schaute sich das eben gemachte Bild genauer an, aber auch hier konnte sie keine Unregelmäßigkeiten feststellen. Enttäuscht, aber erleichtert, legte die junge Frau das Handy wieder auf den Beistelltisch und ging aus dem Zimmer.
Sie wollte noch eine Ladung Wäsche in die Waschmaschine werfen, erinnerte sich dann aber daran, dass der Herr Pfarrer aktuell keine frisch gewaschenen Hemden benötigen würde.
Trauer überkam sie erneut und sie entschloss sich dazu, das Büro des Pfarrers noch einmal gründlich zu putzen.
Markus würde bald zurückkehren und dann hätte sie wenigstens Gewissheit, was genau mit Herrn Brahm passieren würde.
Als sie das Zimmer betrat, welches bis vor ein paar Stunden als Büro gedient hatte, standen ihr die Nackenhaare zu Berge. Die Atmosphäre hatte sich hier definitiv verändert. Irgendwie wirkte es bedrohlich, dunkel. Obwohl die Vorhänge zugezogen waren, erschienen ihr die Schatten dennoch viel zu dunkel, viel zu greifbar.
Ein eiskalter Schauer lief der jungen Frau über den Rücken und sie wollte sich gerade umdrehen, und loslaufen, als sie etwas an den Haaren packte.
Die Berührung war zögerlich, beinahe sanft doch der Schock ließ Maria wie angewurzelt stehenbleiben. Eine leiste Stimme schien aus dem Nichts an ihr Ohr zu dringen:
„Helfer. Schuldig.“
Maria drehte sich ruckartig herum und starrte ins Leere.
„Wem hab‘ ich geholfen?“, forderte sie den leeren Raum vor sich auf.
„Schänder“, erwiderte die Stimme.
„Pfarrer Brahm ist kein schlechter Mensch! Lass ihn in Ruhe!“, schrie sie.
Doch diesmal bekam sie keine Antwort, was auch immer sie an den Haaren gepackt hatte, riss an. Maria reagierte schnell. Sie warf sich vorwärts, in Richtung des Fensters und die einzelnen Haare blieben wie von Geisterhand in der Luft hängen. Mit einer schnellen Bewegung zog sie die Vorhänge auf und konnte der Strähne dabei zusehen, wie sie zu Boden glitt.