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Kapitel 19

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„David?“, fragte der rothaarige Assistent vorsichtig.

„Markus! Fermi hier! Hör mir genau zu. Was auch immer hinter den Priestern her ist, es ist jetzt im Vatikan“, der Mann am anderen Ende der Leitung schien nur unter großer Anstrengung reden zu können.

„Was ist mit David?“, unterbrach ihn Markus.

„Es tut mir leid. Er ist tot. Ich weiß, wie viel er dir bedeutet hat, aber wir müssen jetzt stark sein. Dieses Ding hat sich einen Körper geschnappt und tötet jetzt die Menschen, die es für schuldig hält …“

Markus hörte die letzten Worte gar nicht mehr. Tränen schossen in seine Augen und er fühlte sich alleingelassen. Er fühlte sich schuldig. Wenn er doch nur dort gewesen wäre, vielleicht hätte er etwas tun können.

„Markus? Bist du noch dran? Markus?“, tönte es aus dem Handy.

„Ja“, brachte er nur hervor.

„Hör mir jetzt bitte zu. Wir haben keine Zeit zum Trauern. Dieses Ding läuft in Davids Gestalt herum und tötet Menschen! Bleib weg, bring dich in Sicherheit.“

„Aber …“, wollte er gerade Antworten, als der Kardinal ihm barsch ins Wort fiel.

„Kein ‚aber‘. Das Monster hier ist der Anführer, aber die anderen sind immer noch dabei, Geistliche zu ermorden. Und nicht nur das, jeder, der einem der Priester hilft, ist auch sofort auf ihrer Liste. Die Schweizergarde ist bereits informiert und du kannst hier nicht helfen. Bitte, halte dich raus und versteck dich irgendwo. Tu’s für David.“

Monsignore Fermi legte auf und nun war Markus wirklich auf sich alleine gestellt.

Irgendetwas war mit Fermi passiert. Er hatte den alten Mann niemals so gereizt gehört. Seine nächsten Schritte musste sich Markus nun genau überlegen. Er wählte Kirbys Mobiltelefonnummer, wobei sich nur die Mailbox meldete. Vermutliche hatte sein Chef das Handy wieder einmal ausgeschaltet und es lag jetzt in einer Schublade in seinem Büro. Er hätte alles gegeben, um mehr Informationen zu bekommen.

Gerade als er sich ein Taxi rufen wollte, fiel ihm eine weitere Facette ein. Wenn nun alle Leute, die einem Priester geholfen hatte auch in Gefahr waren, dann hieß das, dass es zumindest drei weitere Leute gab, die in akuter Lebensgefahr schwebten.

Maria, die Wahrsagerin und der Priester, der ihm die Beichte abgenommen hatte. Er machte auf seinem Absatz kehr und stürmte wieder in die Polizeistation.

Janine war gerade dabei, sich eine Jacke überzuziehen, als er an dem Tresen ankam.

„Es tut mir leid, Janine, aber ich muss unbedingt nochmals mit dem Pfarrer reden. Es geht im wahrsten Sinne des Wortes um Leben und Tod.“

Die Frau starrte ihn ungläubig an, bevor sie erwiderte: „Markus, jetzt stellen Sie meine Geduld aber wirklich auf die Probe. Ich habe schon seit ein paar Minuten Feierabend.“

„Bitte“, flehte er und konnte den Konflikt in ihrem Inneren förmlich von ihrem Gesicht ablesen.

„Na gut. Sie kennen den Weg ja schon, der Polizist unten wird Sie auch durchlassen. Aber bitte machen Sie’s schnell. Ich werde hier auf Sie warten und noch ein wenig Papierkram erledigen.“

Markus nickte ihr zu und machte sich auf den Weg zu den Zellen. Der Polizist, der Wache hielt, ließ ihn auch ohne weiteres passieren.

Bei der Zelle des Pfarrers angekommen trommelte er gegen die Zellentüre, bis sich der gefangene Priester, der immer noch mit Beten beschäftigt war, zu ihm umdrehte.

„Herr Brahm!“, rief er atemlos, „mit wem haben Sie heute Kontakt gehabt? Sie müssen mir unbedingt die Namen und, wenn möglich Adressen geben. Beeilen Sie sich.“

Der Pfarrer stand gemächlich von seiner knienden Position auf und starrte durch das Blickfenster.

„Heute habe ich nur die Polizisten in der Kirche gesehen, deren Namen ich nicht mehr weiß; Maria, meine Haushälterin; eine Wahrsagerin namens ‚Kassandra‘, deren Nummer und Adresse in meinem Handy eingespeichert sind und eben den Pfarrer Stolz. Er leitet die Gemeinde nördlich meiner Kirche. Ansonsten waren nur Sie zu Besuch und eben die Polizisten der Station.“

Markus kritzelte alle Namen die der Mann genannt hatte schnell in sein Notizbuch.

„Warum brauchen Sie diese Namen?“, fragte der Gefangene verwirrt.

„Es könnte sein, dass diese Geister auch hinter denen Leuten her sind, die Leuten wie ihnen geholfen haben.“

Die Augen hinter dem kleinen Sehfenster weiteten sich merklich.

„Holen Sie mich hier raus!“, rief er aber Markus schüttelte nur den Kopf.

„Sogar wenn ich es wollte, könnte ich Ihnen nicht helfen. Erstens sind Sie hier in der Polizeistation und zweitens … Sie wissen schon.“

Der alte Mann schien ihn zu verstehen: „Sie wären der Nächste auf der Liste. Ich verstehe. Dann helfen Sie bitte Maria. Sie ist vollkommen unschuldig. Versprechen Sie es mir!“

Markus schaute sich kurz um. Wenn er jetzt Maria half, wäre er dann auch schuldig? Was galt schon als „helfen“? Er fand keine klare Antwort auf diese Fragen.

„Ich werde es versuchen. Mehr kann ich Ihnen nicht versprechen.“

Der Mann in der Zelle wich von dem Sichtfenster zurück und kniete sich wieder vor die Pritsche.

Das war das Zeichen, dass das Gespräch beendet war. Der Assistent lief zurück in die Eingangshalle der Polizeistation wo die Rezeptionsdame bereits auf ihn wartete. Sie begleitete ihn zur Tür hinaus und verabschiedete sich von ihm, bevor er sich ein Taxi rief.

Es war nun beinahe 7. In einer halben Stunde würde schon die Sonne untergehen und ihm lief die Zeit davon.



















Sünder

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