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INDIREKTER DIALOG

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Alle vier wichtigen Story-Medien lassen ihren Autoren die Wahl, sich entweder an Szenen aus der Vergangenheit zu erinnern und diese zu beschreiben oder sie den Lesern/Zuschauern direkt zu präsentieren, sie darzustellen. Wählen sie die Beschreibung, verwandelt sich eine potenzielle Szene mit dramatischem Dialog in einen indirekten Dialog.

Lässt der Autor eine seiner Figuren eine vorangegangene Szene beschreiben, so paraphrasiert die unmittelbare Äußerung dieser Figur die frühere Äußerung einer anderen Figur. In der folgenden Passage aus Bruce Norris’ Stück Clybourne Park beschwert sich Bev über ihren Mann.

BEV: … wenn er die ganze Nacht aufbleibt. Letzte Nacht hat er um drei Uhr früh einfach hier gesessen (…) und ich sage zu ihm, sag mal bist du nicht müde? Willst du ein Sominex nehmen oder vielleicht Karten spielen, aber er sagt, warum sollte ich, als müsste es irgendwelche großartigen Gründe für alles geben, was man so [macht].8

Das Publikum kann nur vermuten, wie korrekt ihre Paraphrase ist, aber es ist in diesem Kontext auch gar nicht wichtig, was genau gesagt wurde. Norris nutzt den indirekten Dialog dazu, sein Publikum das eigentlich Wichtige hören zu lassen: wie Bev das Verhalten ihres Mannes in ihren eigenen Worten interpretiert.

Paraphrasiert eine außenstehende Erzählinstanz Dialoge, müssen die Leser ebenfalls darauf schließen, wie sie geklungen haben könnten, als sie direkt geäußert wurden. Nehmen wir beispielsweise die folgende Szene zwischen einem Ehepaar aus Jonathan Franzens Roman Die Korrekturen:

Glücklich, wie die Schwangerschaft sie machte, wurde sie nachlässig und sprach Alfred auf das Falsche an. Natürlich nicht auf Sex oder Erfüllung oder Fairness. Es gab noch andere, kaum weniger verbotene Themen, und in ihrem Leichtsinn ging Enid eines Morgens zu weit. Sie meinte, er solle Aktien eines gewissen Unternehmens kaufen. Alfred sagte, der Aktienmarkt sei gefährlicher Unfug, den man am besten reichen Männern und faulen Spekulanten überlasse. Enid meinte, er solle trotzdem Aktien eines gewissen Unternehmens kaufen. Alfred sagte, er erinnere sich an den Schwarzen Dienstag, als sei der gestern gewesen. Enid meinte, er solle trotzdem Aktien eines gewissen Unternehmens kaufen. Alfred sagte, es gehöre sich nicht, diese Aktien zu kaufen. Enid meinte, er solle sie trotzdem kaufen. Alfred sagte, sie hätten kein Geld übrig, schon gar nicht jetzt, da sich ein drittes Kind ankündige. Enid meinte, sie könnten sich Geld leihen. Alfred sagte nein. Er sagte es mit wesentlich lauterer Stimme und stand vom Frühstückstisch auf. Er sagte so laut nein, dass eine Kupferschale, die das Küchenregal zierte, flüchtig summte, und verließ, ohne Enid einen Abschiedskuss gegeben zu haben, für elf Tage und zehn Nächte das Haus.9

Durch die fünfmalige Wiederholung des Verbs »meinte« rückt Franzen Enids Nörgelei und Alfreds Zorn in die Nähe einer Farce. Die Formulierung »elf Tage und zehn Nächte« verweist auf die spätere Kreuzfahrt, und das Bild von der flüchtig auf dem Regal summenden Schale führt die Szene über die Farce hinaus ins Absurde.

Und da indirekte Dialoge ihre Leser dazu einladen, sich die Szene vorzustellen, wird aus der hitzigen, womöglich sogar melodramatischen Sprache des direkten Dialogs die persönlichere, glaubhaftere Version des jeweiligen Lesers.

Dialog

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