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DAS GESAGTE
ОглавлениеDie Oberflächenschicht des Gesagten stützt die mehr oder weniger stabilen Bedeutungen, die vom gesprochenen wie vom geschriebenen Wort direkt ausgedrückt werden, sowohl auf der denotativen als auch auf der konnotativen Ebene. Das Wort »Schlange« beispielsweise bedeutet, ganz wörtlich genommen, »beinloses Reptil«, in der Kultur des Westens symbolisiert es aber zudem noch Hinterlist und Bosheit. Auch das Wort »Haus« hat mehr Konnotationen als bloß »Wohnsitz«. Zu seinen positiven Anklängen gehören »Heim«, »Herd« und »Familie«, hinzu kommen »Untertöne« wie »Bude«, »Schuppen« oder »Absteige«.
Deshalb überleben zitierfähige Dialogzeilen wie »Entscheide dich zu leben oder entscheide dich zu sterben« (Ellis Boyd »Red« Redding in Die Verurteilten) und »Ich bin nur noch eine Magengrippe von meinem Wunschgewicht entfernt« (Emily Charlton in Der Teufel trägt Prada) sowohl ihre Story als auch ihre Figuren. Solche Sätze vermitteln ihre Bedeutung unabhängig davon, wer sie sagt oder wann sie gesagt werden.
Die Wortwahl (»entscheide dich«, »Magengrippe«) bereichert die Textzeilen dabei um die Konnotationen der Kultur außerhalb ihres fiktiven Settings. Doch da eine ganz konkrete Figur die Zeilen in einer ganz konkreten Situation mit einem ganz konkreten Ziel ausspricht, kommt noch ein ganz neuer, tiefgreifenderer Bereich ins Spiel: die Intelligenz der Figur, ihre Fantasie und diverse genetische Gegebenheiten.
Autoren charakterisieren eine Rolle, indem sie einen in Vokabular, Aussprache, Syntax, Grammatik, Ton, Bildsprache und Akzent einzigartigen Dialogstil für sie erschaffen. Die sprachlichen Entscheidungen einer Figur sind Ausdruck ihrer Bildung oder des Mangels daran, ihres Humors oder seines Fehlens, ihrer Lebenssicht, der Bandbreite ihres emotionalen Verhaltens – lauter erkennbarer Eigenschaften, die sich zum Puzzle einer Persönlichkeit zusammenfügen.