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AKTION

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Die dritte grundlegende Funktion von Dialogen besteht darin, die Figuren mit der Möglichkeit zur Aktion auszustatten. Storys können drei verschiedene Arten der Aktion enthalten: geistige Aktion, körperliche Aktion und verbale Aktion.

Geistige Aktion: Gedanken setzen sich aus Wörtern und Bildern zusammen, und doch wird ein Gedanke erst zu einer geistigen Aktion, wenn er in einer Figur eine Veränderung auslöst – eine Veränderung in der Haltung, im Glauben, in der Erwartung, im Begreifen etc. Geistige Aktionen können sich in äußeres Verhalten umsetzen, müssen das aber keineswegs, und selbst wenn die geistige Aktion geheim bleibt und sich nicht äußert, ist die Figur, die sie unternommen hat, anschließend nicht mehr dieselbe. Figurenveränderungen durch geistige Aktionen befeuern vor allem das moderne Erzählen.

Körperliche Aktion: Körperliche Aktion findet zwei grundlegende Ausdrucksformen: Gesten und Tätigkeiten.

Mit Gesten meine ich die Körpersprache in all ihren Variationen: Gesichtsausdrücke, Handbewegungen, Körperhaltung, Berührungen, Proxemik, Kinesik, Stimmfarbe etc. Solche Verhaltensweisen können sprachliche Äußerungen entweder verändern oder sie sogar ersetzen, weil sie Gefühle besser ausdrücken können als Worte.15

Als Tätigkeiten bezeichne ich alle Aktivitäten, bei denen etwas getan wird: Arbeiten, Spielen, Reisen, Schlafen, Sex, Streiten, Tagträumen, Lesen, den Sonnenuntergang bewundern etc. – lauter Taten, die nicht unbedingt der Sprache bedürfen.

Verbale Aktion: Um es mit den Worten der Romanautorin Elizabeth Bowen zu sagen: »Dialoge sind das, was die Figuren einander antun.«16

Auf der Ebene äußerer Verhaltensweisen verschmilzt der Dialogstil einer Figur mit ihren übrigen Eigenschaften zu ihrer oberflächlichen Charakterisierung, doch auf der inneren Ebene des wahren Charakters offenbaren die Aktionen, die sie in die Welt hinausträgt, ihre Menschlichkeit oder den Mangel daran. Mehr noch, je höher der Druck in der jeweiligen Szene ist (je mehr die Figur in dem Moment also zu gewinnen oder zu verlieren hat), desto klarer sagen uns ihre Aktionen, wer sie wirklich ist.

Die Äußerungen einer Figur bewegen ihre Leser/Zuschauer allerdings nur, wenn die Aktionen, die sie jenseits des Textes durchführt, für diese konkrete Figur in diesem konkreten Moment wahrhaftig erscheinen. Stellen Sie sich also vor jedem Satz, den Sie schreiben, folgende Frage: Was will meine Figur in dieser Situation erreichen? Welche Aktion würde sie in genau diesem Moment durchführen, um sich diesen Wunsch zu erfüllen? Und welche Worte würde sie verwenden, um genau diese Aktion durchzuführen?

Das gesprochene Wort gibt Aufschluss darüber, was eine Figur denkt und fühlt; ihr Agieren jenseits der Worte ist Ausdruck ihrer Identität. Um das Innenleben einer Figur aufzudecken, sollten Sie nach der Aktion im Subtext suchen und sie für sich mit einem Verb im Indikativ Präsens ganz klar benennen. Nachstehend finden Sie noch einmal die vier Zitate aus dem Vorwort. Betrachten Sie bei jedem einzelnen den Subtext und benennen Sie die Aktion der Figur mit einem Verb im Indikativ Präsens. Wenn Sie fertig sind, vergleichen Sie Ihre Analysen mit meinen.

»Und morgen und dann morgen und dann morgen,

So kriecht’s im Schleicheschritt von Tag zu Tag

Zur letzten Silbe hin im Lebensbuch;

Und alles Gestern hat nur Narrn geleuchtet

Beim Gang zu Dreck und Tod.«

Macbeth im gleichnamigen Shakespeare-Stück

»Von allen Spelunken dieser Welt muss sie ausgerechnet in meine kommen.«

Rick in Casablanca

»Schlingernd halt ich auf dich zu, o Wal, der du alles vernichtest und doch nichts besiegst; bis zum Letzten ring ich mit dir, aus dem Herzen der Hölle stech ich nach dir, dem Hass zuliebe spei ich meinen letzten Hauch nach dir!«

Ahab in Moby Dick

»Nicht, dass dagegen was zu sagen wäre.«

Jerry in Seinfeld

Alle vier Zitate beinhalten Empörung, doch Macbeth, Rick Blaine, Ahab und Jerry Seinfeld drücken ihr Missfallen in so radikal unterschiedlichen Sprachstilen aus, dass auch ihre jeweilige Persönlichkeit unterschiedlicher nicht sein könnte. (Der dritte Teil des Buches beschäftigt sich noch ausführlicher mit dem Dialogstil als Zugang zur Charakterisierung.)

Meine Wahrnehmung des verborgenen Charakters hinter den vier Äußerungen lässt mich folgende Subtext-Aktionen vermuten: Macbeth: Lehnt die Existenz ab; Rick Blaine: Beklagt eine verlorene Liebe; Ahab: Lästert die Allmacht Gottes; Jerry Seinfeld: Spottet über die politische Korrektheit, die andere vor dem Spott über ihr dämliches Verhalten bewahren soll. Natürlich können Ihre Interpretationen der impliziten Aktionen von meinen abweichen (nicht, dass dagegen was zu sagen wäre!), doch diese Übung hatte vor allem den Zweck, den Unterschied zwischen agierendem Sprechen und tatsächlichem Agieren zu offenbaren.

Im vierten Teil werden wir diese Technik noch weiter vertiefen, indem wir sieben Szenen Beat für Beat analysieren, um die äußere Sprache von der inneren Aktion zu trennen und nachzuvollziehen, wie das dynamische Design die Äußerungen motiviert, die die Szenen auf ihren Wendepunkt zuführen.

Dialog

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