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Exposition als Munition

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Die zweite Technik zur unbemerkten Weitergabe expositorischer Informationen stützt sich auf die emotionale Beteiligung der Story-Rezipienten. Deren Empathie beginnt mit folgender Überlegung: »Diese Figur ist ein Mensch wie ich. Und darum möchte ich, dass die Figur alles bekommt, was sie will, denn wäre ich diese Figur, würde ich das auch wollen.« Sobald Story-Rezipienten das Menschliche erkennen, das sie mit den Figuren gemeinsam haben, identifizieren sie sich nicht nur mit ihnen, sondern übertragen auch ihre eigenen, realen Wünsche auf die fiktiven Wünsche der Figuren.

Ist die innere Beteiligung durch diese empathische Verbindung erst einmal etabliert, funktioniert die Technik der Exposition als Munition folgendermaßen: Ihr Figurenpersonal verfügt über genau das Wissen über die Vergangenheit, die Gegenwart, sich selbst und die anderen, das Ihre Leser/Zuschauer benötigen, um den Ereignissen folgen zu können. Erlauben Sie also Ihren Figuren in wichtigen Schlüsselmomenten, ihr Wissen im Kampf um das, was sie haben wollen, als Munition einzusetzen. Den emotional beteiligten Lesern/Zuschauern verschaffen solche Offenbarungen echte Entdeckerfreuden, während die Fakten selbst rasch im Hintergrund ihres Bewusstseins verschwinden.

Betrachten wir als Beispiel die ursprüngliche Star-Wars-Trilogie. Alle drei Filme haben ihren Dreh- und Angelpunkt in derselben Tatsache: Darth Vader ist Luke Skywalkers Vater. Das erzählerische Problem für George Lucas bestand nun darin, wann und wie er diesen Teil der Exposition vermittelt. Er hätte ihn ja auch jederzeit im ersten Film offenbaren können, indem er beispielsweise C-3PO R2-D2 zuflüstern lässt: »Erzähl Luke bloß nichts davon, sonst regt er sich nur fürchterlich auf, aber Darth ist sein Daddy.« So wäre die Information auch ans Publikum gelangt, allerdings mit minimaler, fast schon lachhafter Wirkung. Stattdessen hat Lucas die Exposition als Munition eingesetzt und die berühmteste Szene der ganzen Trilogie daraus gemacht.

Auf dem Höhepunkt der Story des zweiten Films, Das Imperium schlägt zurück, trifft Luke Skywalker die heldenhafte Entscheidung, gegen Darth Vader zu kämpfen. Während sich die Lichtschwerter kreuzen, gewinnt der Urschurke die Oberhand, und der Außenseiter droht zu unterliegen. Durch die Empathie für Luke und die Sorge, wie es ausgehen wird, nimmt der Moment das Publikum ganz gefangen.

In der konventionellen Action-Dramaturgie findet der Held irgendwann eine unerwartete Möglichkeit, das Blatt gegen den Bösewicht zu wenden. Stattdessen bringt George Lucas mitten im Duell eine Motivation in Anschlag, die er bisher im Subtext verborgen hat. Darth Vader will den entfremdeten Sohn zu sich auf die berüchtigte dunkle Seite der Macht ziehen, steht nun aber vor einem Dilemma aus zwei Übeln: Er muss sein eigenes Kind töten oder sich von ihm töten lassen. Um diesem Dilemma zu entkommen, nutzt Vader einen der berühmtesten Expositionsbestandteile als Munition, um seinen Sohn zu entwaffnen: »Ich bin dein Vater.« Doch anstatt seinen Sohn mit dieser Offenbarung zu retten, treibt er Luke damit in einen Selbstmordversuch.

Die in den ersten beiden Filmen verborgene Wahrheit wird zum plötzlichen Schockmoment für das Publikum und treibt es zum Mitgefühl mit Luke und in die Angst um seine Zukunft. Die biographische Tatsache, hier als Munition verwendet, vermittelt eine gewaltige rückblickende Einsicht in die Tiefe der Charaktere und die vorausgegangenen Ereignisse, es überschwemmt das Publikum mit einer Gefühlswelle und bereitet die letzte Folge der Trilogie vor.

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