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TEXT UND SUBTEXT

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Parallel zu Aktivität und Aktion verläuft ein weiteres Begriffspaar: Text und Subtext.

Text bezeichnet die Oberfläche eines Kunstwerks und seine Umsetzung im jeweiligen Medium: Farbe auf der Leinwand, Akkorde auf dem Klavier, die Schritte eines Tänzers. Innerhalb der Kunstform der Story steht Text für die Wörter auf der Buchseite oder für das äußerliche, lebendige Figurenverhalten in der Darstellung – das, was die Leser sich vorstellen, was die Zuschauer sehen und hören. Beim Gestalten von Dialog wird der Text zum Gesagten, zu den Worten, die die Figur tatsächlich spricht.

Subtext meint die innere Substanz eines Kunstwerks – die Bedeutungen und Gefühle, die unter der Oberfläche fließen. Im richtigen Leben »sprechen« Menschen sozusagen jenseits der Worte miteinander. Unter der bewussten Wahrnehmung bewegt sich eine stumme Sprache. In der Story umfassen die Ebenen des Subtexts das geheime Leben der Gedanken und Gefühle einer Figur, ihrer Wünsche und Aktionen, der bewussten ebenso wie der unbewussten: das Ungesagte und das Unsagbare.

Kunstvoller Dialog stellt eine Art Durchlässigkeit her. Der Text des gesprochenen Wortes einer Figur verbirgt ihr Innenleben vor den anderen Figuren, erlaubt gleichzeitig aber den Lesern/Zuschauern, durch die Oberfläche ihres Verhaltens hindurchzuschauen. Geschickter Dialog vermittelt das Gefühl von Einblicken, den Eindruck, man könne die Gedanken der Figur lesen und wissen, was sie in Wahrheit denkt, in Wahrheit fühlt, in Wahrheit tut, bis hin zu dem Punkt, an dem man ihr Innenleben besser begreift als die Figur selbst.

Wir, die wir in der wortfixierten Kultur europäischer Herkunft leben, glauben gerne, die Sprache stecke die Grenzen der Erfahrung ab. Aber auch wenn die Sprache zweifellos auf subtile Weise das Denken prägt, müssen Schreibende sich doch damit auseinandersetzen, wie auch andere Ausdrucksformen – die nonverbale Sprache aus Gesten und Gesichtsausdrücken, zusammen mit Stimmfarbe, Kleidung, Bewegung und dergleichen – die Erfahrungen einer Figur mit ihrem inneren Ich und dem äußeren Leben beeinflussen, und wichtiger noch: wie diese Figur sich mit und ohne Worte ausdrückt.

Nehmen wir beispielsweise an, Figur A sagt zu Figur B: »Hallo, wie geht’s? Ach, du hast ja abgenommen!« Auf der Textebene bestehen die Aktionen von Figur A darin, Figur B zu begrüßen und ihr ein Kompliment zu machen. Doch je nach Art und Geschichte ihres Verhältnisses kann Figur A im Subtext alles Mögliche tun, von Ermuntern über Verführen bis hin zum Triezen oder Beleidigen von Figur B. Die möglichen Subtext-Aktionen jenseits der scheinbar neutralsten Äußerung sind so unterschiedlich wie die Wesen, die sie ausführen.

Die menschliche Natur ist ständig dabei, äußere Verhaltensweisen (Text) mit verborgenem Ich (Subtext) zu kombinieren. Die seltenen und auch recht seltsamen Personen, die ihr Ungesagtes direkt ins Gesagte überführen, wirken mechanisch, unecht, unmenschlich, fremd, sogar wahnsinnig. Hitler beispielsweise besaß keinerlei Subtext. Mein Kampf ist keine Metapher, sondern ein Fahrplan für den Holocaust. Er hat all seine Vorhaben glasklar im Text dargelegt, doch weil seine Visionen so schrecklich waren, dass man sie nicht glauben wollte, haben die Politiker der Alliierten die Dreißigerjahre damit zugebracht, Trost in einem nicht vorhandenen Subtext zu suchen.

Dialog

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