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Der Wind war mittlerweile so stark geworden, dass Don seinen Kragen hochstellen musste, um besser vor ihm geschützt zu sein. Er war wieder auf dem Rückweg zu seinem Wagen. Er hatte ein drittes Mal an diesem Abend telefoniert. Mit seinem letzten Anruf beauftragte er seine Leute, alles über einen gewissen Thomas Schwarz herauszufinden. Er war ihm zu Fuß vom Friedhof aus gefolgt. Nach noch nicht einmal zwei Minuten Wartezeit kam Schwarz durch das Tor des Friedhofs herausspaziert. Der aufgeschreckte Vogel war zwar eine plausible Erklärung für das knackende Geäst bei den Bäumen gewesen, aber Don gab sich niemals mit der erstbesten Erklärung zufrieden. Er durchforschte die Angelegenheiten immer so gründlich, bis kein Zweifel mehr möglich war. Hier aber gab es noch Zweifel. Diese Sache war zu groß, um sie dem gütigen Schicksal zu überlassen. Also ging Don nach Beendigung des zweiten Telefonats nicht, wie geplant, direkt zu seinem Wagen, sondern wartete in sicherer Entfernung, ob sonst noch jemand Interesse an nächtlichen Besuchen auf dem Friedhof in dem Dörfchen Sonnenbach hatte. Und siehe da: Es kam ein junger Mann durch das Friedhofstor herausspaziert, und er ging zielstrebig nach Sonnenbach hinein, ohne auch nur den leisesten Verdacht zu hegen, dass er bereits beschattet wurde. Don folgte ihm langsam zu Fuß bis zu seinem Mietshaus. Als er darin verschwunden war, sah Don sich das Klingelschild an und führte auf dem Rückweg zu seinem Wagen das dritte Telefonat. Er beorderte zwei weitere Männer an den Ort, die bei der Suche nach dem Mädchen helfen sollten und diesen Thomas Schwarz beobachten, um herauszufinden, welches Interesse er an dem geöffneten Grab haben konnte.

Als Don fast bei seinem Wagen angelangt war, setzte der Regen ein. Wenn es jetzt nur ein paar Grad kälter wäre, würde es entweder schneien oder die ganze Straße in ein einziges Eisfeld verwandelt. Noch etwas, was er jetzt nicht gebrauchen konnte. Und das zweite Telefonat hatte ihn mehr überrascht als alles andere an diesem Tag. Und noch mehr als dies ärgerte es ihn. Er durfte sich zwar nicht von Gefühlen leiten und in eine Sache nicht so hineinsteigern lassen, dass er von Ärger oder gar Hass geleitet wurde; das Aufkommen dieser Gefühle aber konnte er nicht so schnell und nicht so vollständig wie sonst verdrängen.

Karem, der örtliche Einsatzleiter der Spezialeinheit, die am „Eingang“ nach der Ursache des Kontaktabbruchs suchen sollte, hatte sich gemeldet: Alle acht Diensthabenden am „Eingang“ seien furchtbar verstümmelt, berichtete er; einigen seien die Gliedmaßen abgetrennt worden, andere wiesen mehrere Bissspuren auf; wieder andere hätten Verletzungen, die aussähen, als stammten sie von Messern oder von sehr scharfen Krallen. Eines aber hatten alle Männer gemeinsam: Sie alle waren tot. Aus keiner der Waffen, darunter Maschinenpistolen und großkalibrige Gewehre, war auch nur ein einziger Schuss abgegeben worden. Das nun verwunderte Don noch mehr. Sie alle waren gut ausgebildete Leute gewesen; wohlgemerkt: waren. Don hatte den Auftrag erteilt, das Gebäude um den „Eingang“ herum vorläufig zu versiegeln. Er fragte sich, was dort vor sich gegangen sein mochte; und er würde es wohl auch bald erfahren, da dort alle Räume mit Kameras überwacht wurden.

Jetzt mussten noch mehr Ausreden erfunden werden, um diese Leichen eines natürlichen Todes der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Aber das war nicht seine Aufgabe. Er war nicht in dem Projekt, um Ausreden zu erfinden, sondern um andere Dinge wieder geradezubiegen.

Trotzdem liefen sie jetzt auch noch Gefahr, dass Neugierige das Gebäude um den „Eingang“ interessant fanden. Und das wäre ebenfalls sehr schlecht. Die Dinge überschlugen sich. Er spielte gegen die Zeit. Er musste so schnell wie möglich das Mädchen finden. Und er musste in Erfahrung bringen, was bei dem Gebäude schiefgelaufen war.

Don betätigte die Fernbedienung der Zentralverriegelung. Er öffnete die Fahrertür und setzte sich hinter das Steuer. Er betätigte die Zündung und – nichts. Er betätigte die Zündung noch einmal und – wieder nichts. Das durfte doch nicht wahr sein! Jetzt setzte auch noch sein Wagen aus! Das Schicksal schien ihm in den letzten paar Stunden nicht wirklich wohlgesonnen zu sein.

Kordales stieg wieder aus dem Wagen, schloss die Fahrertür, drehte den Zündschlüssel aus dem Ringverbinder und legte ihn auf den linken Vorderreifen. Während er durch den immer stärker werdenden Regen zurück in Richtung Wohngebiet ging, wählte er auf seinem Handy die Nummer des ADAC und erklärte ihnen, als die Verbindung zustandekam, wo sich sein Wagen und sein Schlüssel befanden. Er gab ihnen die Nummer der Zentrale durch, die ihn dann über eine fangschaltungssichere Leitung zu seinem Handy verbinden würde.

Jetzt konnte er in dem immer stärker werdenden Sturm ohne Auto vor der Mietwohnung von Thomas Schwarz nur darauf warten, dass die beiden von ihm angeforderten Männer zu seiner Unterstützung kamen.

Es lief nicht gut für ihn. Es bedurfte zwar viel mehr, um Don Kordales aus der Fassung zu bringen, solch kleinen Stimmungsschwankungen und Verägerungen maß er jedoch schon eine große Bedeutung bei.

Das war nicht gut. Das war ganz und gar nicht gut.

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