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Die Nacht brach herein. In / Zu dieser Jahreszeit braucht die Sonne nicht mehr lange, um unterzugehen, dachte sich Don, als er kurz nach 17 Uhr die Autobahn wechselte. Er schob die Regler der Heizung wieder etwas höher, auch wenn die Kälte ihm im Grunde nichts ausmachte. In all den Jahren seiner Ausbildung und in seinem Beruf hatte er gelernt, alle möglichen körperlichen Leiden zu erdulden und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Er hatte gelernt, Schmerzen ganz gleich welcher Art und Ursache zu ignorieren und auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Einmal hatten sie ihn, um zu erreichen, dass er auch gegen Kälte unempfindlich wurde, im Januar bei einer Außentemperatur von +3 Grad Celsius in einen Teich befohlen. Er blieb dort ganze sechs Stunden, bis sie ihm gestatteten, wieder herauszukommen. Leider war ihm dies nach dem sechsstündigen Aufenthalt im Teich ohne fremde Hilfe nicht mehr möglich gewesen; er hatte es zwar geschafft, sich auf seine eigentliche Aufgabe zu konzentrieren, nämlich eine simulierte Bombe auf einem schwimmenden Tablett zu entschärfen, und den Schmerz, den die Kälte mit sich brachte, ignoriert, die physikalischen Gesetze konnte er jedoch nicht außer Kraft setzen. Er konnte seine Gliedmaßen zum Schluss fast nicht mehr bewegen, so dass ihn zwei Aufsichtsbeamte aus dem Wasser ziehen mussten. Dieser kleinen Prüfung folgte ein zweiwöchiger Krankenhausaufenthalt, der seinen Körper wieder in Schwung bringen sollte. Don konnte Schmerzen und Gefühle so gut kontrollieren, wie jemand mit einer gesunden Hand seine Finger zu einer Faust ballt und sie auch wieder entspannt. Jedoch wusste er schon noch, wann sich Kälte oder Wärme, Schmerzen oder ein Kribbeln auf seiner Haut oder auf andere Weise bemerkbar machten. Und da er wusste, dass es ihn auch Kräfte kostete, wenn er seinen Körper unnötigerweise strapazierte, achtete er darauf, wenn es die Umstände zuließen, dass immer dort, wo er sich aufhielt, eine angenehme Temperatur herrschte. Und so schob er die Regler der Heizlüfter in seinem Wagen wieder etwas höher. Er fuhr einen Peugeot 406, natürlich von der Regierung bezahlt wie fast alles, was er besaß. Noch ungefähr eine Dreiviertelstunde würde er bis zu seinem Ziel unterwegs sein. Der Ort, den er aufsuchen wollte, lag direkt an der Autobahn. Er wusste nur zu gut, wie er sein Ziel erreichen konnte, da er schon des öfteren/mehrmals an diesem Ort vorbeigefahren war. Er hatte schon des öfteren an Orten zu tun gehabt, die so entfernt von jeder Autobahn gelegen waren, dass sie nur über eine Bundesstraße erreicht werden konnten. Und eine dieser Bundesstraßen lag direkt neben seinem neuen Einsatzort. Der Anruf kam gegen Mittag, genauer: um 11 Uhr 15. Man sagte ihm, dass die örtliche Polizei schon vor Ort sei oder zumindest auf dem Weg dorthin. Also hatte es keine Eile gegeben. Die Reporter würden auch schon dort sein. Und allein die Aussicht, erst nach einem Haufen Polizisten, Reportern und Schaulustigen dort anzukommen, rechtfertigte einen Hubschrauberflug noch nicht. Er machte sich Gedanken, was wohl der Grund gewesen sein mochte für die lange Wartezeit, bis er von dem Vorfall erfahren hatte. Schlampige Arbeit irgendeines Mitarbeiters war ausgeschlossen. Niemand hätte es gewagt, bei diesem Vorfall zu schlampen. Irgendwas musste schief gelaufen sein, sonst hätte er spätestens zwei Minuten nach dem Anruf bei der örtlichen Polizei davon erfahren. Dann hätte er noch ungefähr zwanzig Sekunden gebraucht um eine Verbindung zur Polizeistation herzustellen und hätte ihnen innerhalb einer Minute alle nötigen Erklärungen gegeben, damit sie den Vorfall erst gar nicht in ihrem Langzeitgedächtnis speicherten. Das alles wäre also in weniger als fünf Minuten passiert, während er zur gleichen Zeit auf einer anderen Leitung einen Hubschrauber angefordert hätte. Wahrscheinlich wäre er spätestens um 12 Uhr am Ort des Vorfalls gewesen, hätte nach allem gesucht, was ihn interessierte, hätte dem dortigen Friedhofswärter oder Dorfdiener oder was oder wem auch immer ein paar Mann zur Unterstützung beim Glätten des Grabes gegeben, und um circa 14 Uhr wäre niemals etwas Derartiges vorgefallen.

Jetzt sah die Sache anders aus. Sie machte mehr Probleme als nötig, wenn auch nicht gerade gravierende. Keine jedenfalls, die ihn hindern würden, seiner Arbeit nachzukommen. Aber es wäre eben auch leichter gegangen. Jedenfalls machte es jetzt keinen Sinn mehr, darüber nachzudenken, was hätte sein können und was nicht. Am Anfang wäre es noch auf Schnelligkeit angekommen, um alles zu vertuschen. Jetzt, da Gott und die Welt von dem Vorfall Wind bekommen hatten, kam es darauf nicht mehr kam.

Alles, was von Belang war, würde er noch früh genug erfahren. Jetzt, kam es nicht mehr auf Schnelligkeit an. Also fuhr Donald Kordales mit ca. 130 km/h über die Autobahn und suchte einen Radiosender, der nicht diese nervtötenden Chart-Hits spielte.

Tarlot

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