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KLATSCH! – Und noch einmal: KLATSCH! Der Kopf des Mädchens flog zur Seite. Sie fing an zu schniefen. Diese dreckige Hure! Wenn er nachher wieder ihren Rotz an der Hand hatte … bah! Er schnappte sich einen Haarbüschel und zog ihren Kopf daran nach hinten. Sie stöhnte auf. Wie sie nun aussah: Die Augen total rot und verquollen vom ewigen Flennen, die Wangen gerötet von den kleinen Klapsen, die er ihr immer wieder gab! Das schöne Ding!

„Los, mach weiter!“, befahl er ihr. Sie schaute ihn ängstlich an, tat aber nichts weiter. Er hob die Hand, und sie fing wieder an, seinen Schwanz zu lutschen. Ah, herrlich! dachte er. Diese verdammte Schlampe. Es geilte ihn richtig auf, wenn er ihr ab und an mal eine Ohrfeige gab. Was glaubte dieses Miststück eigentlich, wer sie war?! Er würde ihr schon beibringen, wie sie sich ihm gegenüber zu verhalten hatte. Oh ja, diese kleinen Junkies hatten es einfach nicht besser verdient. Die flehten doch förmlich um solch eine Behandlung. Er packte sie mit beiden Händen am Kopf und schob und zog ihn immer schneller vor und zurück. Kaum zehn Minuten später lag er ausgestreckt auf dem Bett. Die kleine Junkie-Hure hockte mit angezogenen Knien in der Ecke gegenüber und heulte. Es störte ihn nicht. Er dachte an den Mittag. Nur Psychopathen unterwegs! Buddeln einfach so die Leiche eines Mädchens aus, nur Verrückte auf dieser Welt! Gegen 11 Uhr meldete der Gemeindediener die Grabschändung. Zusammen mit seinem Kollegen Deswin fuhr er daraufhin zum Friedhof. Sie betrachteten sich das Ganze, befragten den Diener und sperrten das Gelände ab. Auf den ersten Blick hatte es tatsächlich so ausgesehen, als sei das Grab von innen her aufgebrochen worden. Natürlich völliger Schwachsinn, da das Mädchen schon seit einem Jahr tot dort gelegen hatte!

Als sie noch nicht einmal ganz mit der Absperrung fertig waren, tauchten erwartungsgemäß ein paar Reporter auf, um daraus die mögliche Sensation des Jahres zu machen. Diese miesen kleinen Reporter! Wie er sie hasste! Fast so sehr wie diese Junkie-Hure. Er war schon sehr gespannt darauf, welcher von diesen schleimigen Scheißern es wagen würde, die Tatsachen so zu verdrehen, dass dieses Mädchen – wie hieß sie noch gleich? ach ja: Christine Parsto! – von den Toten auferstanden und aus eigener Kraft aus ihrem Grab gekrochen war. Manchen Reportern war eine solche Berichterstattung ja zuzutrauen. Der Dorfdiener war ja auch nicht gerade abgeneigt, den Reportern alle möglichen Gespenstergeschichten über den Friedhof aufzutischen. Er würde wohl seinen maßgeblichen Teil dazu beitragen, dass dies DIE Horrorstory des Jahres wurde. Aber Kommissar Paul Vinel blieb realistisch: Dies war eine ganz normale Grabschändung von ein paar Junkies, die wahrscheinlich versuchten, den Teufel anzubeten. Waren sie sich nicht bewusst, dass sie den Teufel allein schon dadurch anbeteten, dass sie sich tagtäglich den Koks, das Heroin und das Crack reinzogen?

Paul hatte an dem Nachmittag alle Hände voll zu tun gehabt, Frau Parsto ausfindig zu machen und sie von der Grabschändung in Kenntnis zu setzen, da sich die gute Frau gleich nach dem Tod ihrer kleinen Tochter aus dem Staub machte/gemacht hatte und jetzt ihr Glück als Modedesignerin in Paris versuchte. Diese gottverdammte Schweinerei der noch immer trauernden Mutter mitzuteilen, war nicht gerade eine schöne Aufgabe gewesen. Sein Polizistendasein hatte keineswegs nur angenehme Seiten. Und dafür musste er sich jetzt bei dieser dummen Junkie-Hure abreagieren. Eine solche Ablenkung musste sein. Um in seinem Beruf nicht ganz durchzudrehen, gönnte er sich ab und zu eine solche /eine von diesen Straßenhuren; bei denen konnte er sich sicher sein, dass sie alles widerstandslos hinnahmen, wenn er nur genug springen ließ. Und falls eine überheblich wurde oder es wagte, ihm mit der Polizei zu drohen, dann wirkte das Vorzeigen seiner Dienstmarke ein kleines Wunder. Und, nunja, vielleicht diente er dem Herrn ja sogar mehr, wenn er diese kokszerfressenen Jammergestalten direkt zur Hölle schickte. Das aber konnte er sich so lange nicht leisten, wie manche ganz offenbar die Überzeugung nicht loswurden, Drogenabhängige hätten auch ein Recht zu leben. Wie einfältig! Dann zeigte er den Junkies eben auf seine Weise, wie jämmerlich ihr Leben, falls man es denn überhaupt ein Leben nennen konnte, wie elend und kläglich es war. Und als schöner Nebeneffekt machte ihm die Bestrafung im Namen des Herrn auch noch Spaß, da er dabei jedesmal das Gefühl hatte, in Ausübung seines Berufes auch noch etwas Gutes zu tun. Seine Mutter hatte ihm beigebracht, so oft wie möglich etwas Gutes zu tun. Und sie hatte ihm auch beigebracht, dass man, falls man den Herrn missachtete, tierische Probleme bekam. Das war zwar Jahre her, aber es hatte ihn geprägt und wirkte noch immer nach. Eine ihrer Grundregeln lautete: Der Herr duldet keine Drogen. Und so konnte er diese kleinen Junkies eben auf seine Art bestrafen. Paul Vinel stand auf und und begann sich wieder anzukleiden. Während er sich das Hemd in die Hose steckte, griff er mit der rechten Hand in seine Tasche und nahm den Geldbeutel heraus. Er zog einen 100-Mark-Schein hervor und ließ ihn neben der gottlosen Junkie-Hure fallen. Die Kleine griff mit zitternden Händen danach. Als sie gerade den Geldschein mit ihrer Hand umklammerte, trat er mit seinem rechten Fuß auf ihr Handgelenk; nicht sehr fest, um keine bleibenden Spuren zu hinterlassen, aber dennoch fest genug, um sie ein wenig am Boden zu halten und ihr klarzumachen, wie ernst er es meinte:

„Und denk dran, Du hast mich nie gesehen! Du landest schneller im Knast als Du gucken kannst. Und einer gottlosen Junkie-Hure wie Dir glaubt eh keiner. Ich bin ein angesehener Mann, und wenn Du auch nur einen Rest Verstand in Deinem Schädel hast bist, versuchst Du erst gar nicht, mir Ärger zu machen. Denk einfach an die schönen Minuten, die ich dir in deinem jämmerlichen Dasein verschafft habe.“

Er räusperte sich.

„Denk daran, Du hast zum ersten Mal in deinem Leben etwas Anständiges getan. Und wenn du doch irgendwie annehmen solltest“, – wieder räusperte er sich –, „Du müsstest jemandem was von eben erzählen, so merk Dir: Da war ich doch sehr nett zu Dir. Wir wollen ja beide nicht, dass ich mich aufrege und doch noch böse werde, oder!?“ Er räusperte sich erneut.

Er schaute auf das Mädchen herab: „ODER?!?“, fuhr er sie an.

„Nein, nein …“ Ein leises Wimmern kam aus ihrer Kehle.

„Sehr brav.“ Er nahm seinen Fuß von ihrem Handgelenk, woraufhin sie sofort ihre Hand mit dem Geldschein darin zurückzog.

Blöde Kuh! dachte er sich. Ob sie auch nur einziges Wort von dem verstand, was er ihr soeben gesagt hatte? Oder ob sie mit ihrem drogenverseuchten Hirn nur den blauen Hunderter wahrnahm, vermochte er nicht zu sagen. Es war ihm aber auch egal./ Im Grunde war es ihm auch egal. Er hatte keine Angst vor einer solchen Hure. Sie war ein Nichts! Er war Kriminalpolizist, er war Kommissar Vinel! Eigentlich Kommissar der Mordkommission; nur war hier in dieser Gegend so wenig zu tun, dass er auch Fälle zugeteilt bekam, die mit Mord nichts zu tun hatten. Aber Dinge, die die Kirche betrafen, und eben auch so etwas wie diese Grabschändung interessierten ihn auch privat. Da er im Moment keinen weiteren Fall bearbeitete und stets hervorragende Arbeit leistete, hatten seine Vorgesetzten ihm im Wissen um seine seine Vorlieben die Aufklärung der Grabschändung übertragen. Ihm war das nur recht. Käme etwas Dringendes dazwischen, würde er diesen Fall natürlich sofort an seinen Kollegen Deswin übergeben, der ihn auch heute begleitete, und sich der Erfüllung seiner eigentlichen Dienstpflicht zuwenden. Aber solange diese Pflicht nicht rief, griff er seinem Kollegen eben unter die Arme.

Er verabschiedete sich bei dem Mädchen mit einer letzten Ohrfeige und ging zur Tür hinaus.

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