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Paul Vinel war sehr erfreut, dass er bei dem jetzt einsetzenden Sturm noch einmal rausmusste. Er hatte einen Anruf erhalten, der den Fund einer Jungenleiche und der Leiche eines Mannes mittleren Alters meldete. Dies bedeutete erstens einen weiteren verrückten gottlosen Straffälligen da draußen; zweitens konnte er sich nun wohl nicht mehr persönlich um die Grabschändung kümmern, sondern musste den Fall an seinen Kollegen Deswin abgeben; und drittens würde er wahrscheinlich bei dem Sauwetter dort draußen auch noch bis auf die Knochen naß.

„Schatz, weißt du schon, wann ungefähr du wieder da sein wirst?“, fragte Ursula Vinel, seine seit 27 Jahren ihm treue Ehefrau.

„Nein, das kann ich dir leider nicht sagen. Ich habe wenig Einzelheiten am Telefon erfahren. Wahrscheinlich wird es sich aber schon noch etwas hinziehen. Warte nicht auf mich mit dem Zubettgehen. Ich werde wahrscheinlich auch noch zur Polizeistation fahren, um einiges für morgen vorzubereiten.“

„Na gut. Ich liebe dich.“

„Ich liebe dich auch“, sagte er, streifte seinen Regenmantel über und ging aus dem Haus.

So eine verdammte Scheiße! Es goss aus allen Löchern, und der Wind fegte auch schon ganz ordentlich. Ein Gewitter drohte ebenfalls über sie hinwegzuziehen. Na, das passte ja alles zusammen! Paul hatte nicht vor, noch einmal ins Büro zu fahren. Es gab dort nichts vorzubereiten. Und selbst wenn, hätte er keine Lust dazu gehabt. Er hatte vielmehr Lust, sich nach der Besichtigung des Tatorts und der Leichen noch einmal bei der gottlosen Straßenhure blicken zu lassen und die erneute Aufwallung von Wut zu bekämpfen. Paul setzte sich in sein Auto und fuhr zum dem ihm gemeldeten Tatort. Als er etwa zwanzig Minuten später dort ankam, erwartete ihn schon ein Polizist, der ihn über die schon herausgefundenen Details aufklärte.

„Also, wir haben hier einen Jungen mit zwei Kugeln im Bauch, zirka 15 oder 16 Jahre alt, und einen männlichen Weißen so Mitte dreißig.“

„Einen männlichen Weißen“, wiederholte Paul halblaut vor sich hin, „fangen wir jetzt an wie in einem schlechten Ami-Film?“

„Beide waren dort hinten hinter den Busch gelegt worden“, sagte der Polizist. „Die junge Frau dort hinten, die ihren Hund ausführen wollte, hat die beiden gefunden. Sie sagt, ihr Hund habe dort rumgeschnüffelt, und als sie nachschaute, habe sie die beiden Leichen entdeckt. Also die beiden Toten, mein ich.“

Paul sah den jungen Polizisten an und fragte sich nur, wie weit es gekommen sein musste, dass sie schon solche Hohlköpfe bei der Polizei einstellten. Dennoch sagte weiter nichts, sondern hörte er sich den Bericht weiter an.

„Also, sie müßen so seit … also der Leichenbeschauer meint, der Tod sei vor ungefähr, äh, 20 bis 28 Stunden eingetreten.“

Paul konnte nicht mehr an sich halten: „Sagen Sie mal, Sie nehmen keine Drogen oder irgendwelche Beruhigungspillen, oder?“

„Äh, nein. Äh, wieso, Herr Polizeihau…“. Paul war schon an dem jungen Sprachwunder vorbeigetreten, ohne eine Antwort abzuwarten, und schaute sich die beiden Leichen an. Der Mann wies Spuren eines Kampfes auf, eine gebrochene Nase und einen ausgekugelten Arm, während der Junge mit Ausnahme/abgesehen von den beiden Löchern im Bauch, keinerlei Verletzungen erlitten hatte. Der Ältere war mit einer Kugel in den Kopf getötet worden. Falls es hier irgendwelche Beweismittel gegeben hatte, so hatte sie entweder der Hund oder der einsetzende Sturm schon vernichtet. Paul gab dennoch wie gewohnt seine Anweisungen, ließ die beiden Leichen zur weiteren Untersuchung ins örtliche Krankenhaus bringen und machte sich nach erneutem Befragen der glücklichen Finderin auf den Rückweg in die Stadt, um einem kleinen Junkie noch einmal beizubringen, wie erbärmlich ihr Dasein doch war. Während er schon in seinem Wagen saß und sich darauf freute, den Willen des Herrn auszuführen, musste er einen weiteren unerfreulichen Gedanken beiseiteschieben: Die Mutter des toten Mädchens, dessen Grab geschändet worden war, würde spätestens morgen Nachmittag eintreffen. Diese Frau war einfach nicht von ihrem Vorhaben abzubringen. Er mochte sie nicht. Er hatte sie zwar noch nie zu Gesicht bekommen, aber nach allem, was man über sie hörte, ging ihr der Tod ihrer Tochter vor einem Jahr am Arsch vorbei. Lieber kümmerte sie sich darum, dass noch mehr anstößige Kleider auf den Markt gebracht wurden. Als ob es davon nicht schon genug auf der Welt gegeben hätte. Und nach Paris war sie mit Sicherheit nur deshalb umgezogen, um dort als Edelhure zu arbeiten. Nein, er mochte sie nicht. Er freute sich nicht auf ihren Besuch. Es ärgerte ihn. Es ärgerte ihn sehr. Er hasste diese gottlosen Käfer! Diese sündigen kleinen Bastarde, die nichts Besseres vorhatten, als ihn bei der Ausübung seiner Pflicht und bei der Ausübung Gottes Willen auf Erden zu behindern. Er brauchte jetzt unbedingt ein Ventil.

Und auf dem Weg zu genau diesem Ventil war er nun.

Tarlot

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