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ANATOMISCHE ÜBERLEGUNGEN

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Die Entdeckung des Liquor cerebrospinalis schreibt man im Allgemeinen Domenico Cotugno zu. Aber die erste ernsthafte Untersuchung des Liquor hat 1825 der französische Physiologe Francois Magendie durchgeführt. Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft wird der größte Teil des Liquor vom Plexus choroideus produziert, wobei allerdings noch fraglich ist, ob dies durch Sekretion oder Dialyse geschieht. Zusätzlich gibt es Hinweise, dass kleine Mengen von Liquor von zerebralen Strukturen im perivaskulären Raum und von Strukturen im Zentralkanal des Rückenmarks produziert werden.

Die Plexi choroidei sind Knäuel aus kleinen Kapillargefäßen der Tela choroidea, die fransenförmig und von einer sehr zarten Schicht Ependymzellen bedeckt sind. Die Kapillarbetten der Plexi choroidei sind also nicht in direktem Kontakt mit dem Liquor, sondern durch diesen dünnen Vorhang aus Ependymzellen von ihm getrennt. In jedem Gehirnventrikel ist ein Plexus chorideus zu finden. Die venöse Drainage der Plexi choroidei der lateralen Ventrikel und des dritten Ventrikels geschieht mit Hilfe der großen Vene von Galen, die durch die Verbindung der Falx cerebri mit dem Tentorium cerebelli führt – das Sutherland-Fulkrum der reziproken Spannungsmembran. Der Plexus choroideus im vierten Ventrikel wird durch andere venöse Hirnleiter im Boden des okzipitalen Teils der Schädelbasis drainiert.

Die Zirkulation des Liquor wurde anhand von Kernspin-Aufnahmen bestimmt. Diese haben gezeigt, dass der Liquor von den seitlichen Ventrikeln durch das Foramen von Monroe in das dritte Ventrikel fließt, dann den Aquäduct von Sylvius hinunter in das vierte Ventrikel und von dort durch das im Dach des vierten Ventrikels gelegene Foramen von Magendie in die Cisterna magna oder durch die zwei seitlichen Foramina von Luschka in die lateralen Recessus. Ausgehend von diesen drei Öffnungen im vierten Ventrikel gelangt der Fluss des Liquor cerebrospinalis auf subarachnoidalen Wegen zum höchsten Punkt des Gehirns, wo er vor allem in den Granulationes arachnoidales entlang des Sinus sagittalis superior resorbiert wird. Ein Teil des Liquor cerebrospinalis fließt den Spinalkanal hinunter, um dann wieder aufzusteigen und sich mit der generellen Zirkulation zu vereinigen. Die Resorption des Liquor findet zwar hauptsächlich über die Granulationes arachnoidales statt, es gibt aber zusätzlich eine langsame Resorption über die perineuralen Räume der kranialen und spinalen Nerven in das Lymphsystem. Diese Aufnahme ins Lymphsystem des Halsbereiches erfolgt vor allem im Bereich des Bulbus olfactorius, des ersten Hirnnervs. Es wird allgemein akzeptiert, dass der Liquor (das dritte Zirkulationssystem des Zentralen Nervensystems) in das Lymphsystem absorbiert wird (das dritte Zirkulationssystem des gesamten Körpers). Die Gesamtmenge des Liquors im ventrikulären und im subarachnoidalen Raum variiert normalerweise zwischen 125 und 150 ccm.16

Naturwissenschaftlich gesehen ist der Liquor eine lebendige Flüssigkeit, deren Wasseranteil etwas höher liegt als der des Blutes. Verglichen mit Blut ist der Proteingehalt sehr niedrig, und der Zuckergehalt liegt etwas niedriger. Andere Substanzen wie Kreatinin, Harnsäure, Harnstoff, nichtorganisches Phospat, Bikarbonat, Wasserstoffionen, Natrium, Kalium, Magnesium, Kalzium, und Milchsäure sind in der spinalen Flüssigkeit in gleichem oder etwas geringerem Umfang wie in Blutplasma zu finden. Durch eine Lumbalpunktion gewonnene spinale Flüssigkeit, wird sich von der in den Ventrikeln gefundenen Flüssigkeit leicht unterscheiden.

Einige Studien beziehen sich außer auf die beschriebenen Zirkulationswegen auch auf eine Art Ebbe und Flut innerhalb des Liquor, ein Charakteristikum einer Fluktuation. Allerdings gehen derartige Hinweise nicht mit einer eindeutigen Akzeptanz des Phänomens einher, sondern sagen stattdessen, dass man zwar die Existenz eines solchen Musters beobachtet hat, es aber nicht erklären kann.

Da die meisten dieser Studien dem Zweck dienten, die Faktoren der Liquorzirkulation zu bestimmen, lagen ihre primären Interessen bei diesem Thema und nicht darin, ein Fluktuationsmuster zu finden und dessen Bedeutung zu erklären.

Rollin Becker - Leben in Bewegung & Stille des Lebens

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