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3.2. DIE POTENCY DER TIDE

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Vortragsnotizen aus den Jahren 1985 und 1969.

Der Liquor cerebrospinalis birgt in sich eine Potency, ein Lebensatem-Prinzip sowie ein Höchstes Bekanntes Element – eine Flüssigkeit in der Flüssigkeit. Diesen unsichtbaren Faktor findet man an dem Punkt in der Mitte zwischen Inhalation und Exhalation, einem Fulkrum-Punkt in dem tidenartigen Wechseln von Flexion/ Außenrotation zu Extension/ Innenrotation. Am Balancepunkt der Tide des Liquor cerebrospinalis findet man sie, diese Potency.

Die zerebrospinale Fluid Tide kann genutzt und gelenkt werden, indem man ihr existierendes rhythmisches Muster modifiziert. Man bringt die Bewegung der Flüssigkeit (mit dem inhärenten Lebensatem) hinunter zu einem Stillpunkt und durch diesen hindurch. Während dieses Stillpunktes vollzieht sich eine sofortige Veränderung innerhalb der Tide und ein Austausch zwischen dem Liquor cerebrospinalis und allen anderen Körperflüssigkeiten – eine Transmutation zwischen den Dynamiken der Potency mit ihrem Lebensatem und der Vitalität aller lebendigen Gewebe und Flüssigkeiten im Körper. In diesem Moment findet eine Transmutation statt zwischen der Potency und ihrem sich sichtbar manifestierenden physiologischen Funktionieren im gesamten Körper.

Man kann die verschiedenen Arten der Fluktuationen (Tiden) des Liquor mit Hilfe von Palpation beobachten und man kann die Qualität der Tide eines jeden Menschen evaluieren. Ebenso ist es möglich, die Veränderungen wahrzunehmen, die geschehen, wenn die Tide hinunter zu ihrem Stillpunkt und durch ihn hindurch gebracht wird, sowie die therapeutische Reaktion im Primären Atemmechanismus und in der Körperphysiologie. Bei dieser Reaktion auf die Stille der Tide und die Transmutation gehen die Folgen weiter als beim einfachen Lösen einer somatischen Dysfunktion. Es kommt zu einem Loslassen, das eine Rückkehr zu gesundem Funktionieren initiiert. Kenntnis und Gebrauch der Tide des Liquor cerebrospinalis bieten ein gutes Beispiel dafür, wie man erreicht […] der innewohnenden physiologischen Funktion zu erlauben, ihre unfehlbare Potency zu entfalten, statt von außen blinde Kraft anzuwenden.“22

Wie Dr. A. T. Still in seiner Autobiografie bemerkt, hat er die Grundlagen der Wissenschaft der Osteopathie nicht erfunden – er hat sie entdeckt. Genauso erfand Dr. W. G. Sutherland das Kraniale Konzept nicht – er entdeckte seine grundlegenden Prinzipien. Er fand heraus, dass der Liquor cerebrospinalis sich mit dem austauscht, was er den Atem des Lebens nannte. Kontrolliert man die Fluktuation des Liquor cerebrospinalis, indem man ihn hinunter bringt zu einem relativen Stillpunkt, erfolgt sofort eine Transmutation, ein Austausch zwischen dem Höchsten Bekannten Element und dem Liquor cerebrospinalis. Durch diesen Austausch ergibt sich ein nährender Faktor, den man Funken und Bioenergie nennen kann, und ebenso weitere, erst noch zu entdeckende Faktoren, die zwischen dem Liquor cerebrospinalis und dem Zentralen Nervensystem, den Kapillaren des Plexus choroideus, und wo auch immer Liquor cerebrospinalis in der gesamten Körperphysiologie zu finden ist, wirken. Komplizierte, leblose Maschinerie – wie in einem Auto, einer Spülmaschine, einer Mondrakete – braucht einen Funken in ihren Systemen, damit sie startet und läuft. Biologische Systeme haben seit Jahrtausenden einen Funken und ein Bioenergie-System in ihre Mechanismen eingebaut. Dies ist keine esoterische oder religiöse Fantasie; es ist eine einfache, bioenergetische, physiologische Tatsache.

Rollin Becker - Leben in Bewegung & Stille des Lebens

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