Читать книгу Seewölfe Paket 14 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 23

7.

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Die Seewölfe fühlten sich an Bord der „Mercure“ schon fast so heimisch wie auf der alten „Isabella“. Nur die anderen Kameraden fehlten ihnen und die Zwillinge. Carberry kriegte ganz feuchte Augen, als Bill fragte, wie es ihnen inzwischen wohl ergangen sei. Unruhig ging er auf der Kuhl hin und her, um die Gedanken an Hasard, Ben, Batuti und all die anderen abzuschütteln.

Der Sturm hatte etwas nachgelassen, aber der Wind blies immer noch kräftig. Die „Mercure“ rauschte nach Westen.

Carberry dachte an die spanische Galeasse, die auf sie gefeuert hatte. Er wurde das Gefühl nicht los, daß mit dem Schiff irgend etwas nicht stimmte. Aber wahrscheinlich täuschte er sich. Sicher waren sie hinter der Gewürzladung her, wie Pierre Delamotte vermutete.

Er ging zurück zu den anderen und hörte, wie der Kutscher Jack Finnegan und Paddy Rogers von der „Bloody Mary“ und ihrem Wirt Nathaniel Plymson vorschwärmte, wo sie sich alle wieder treffen würden.

Er winkte Ferris zu sich und sagte: „Glaubst du, daß die Dons die Verfolgung aufgegeben haben?“

Ferris schüttelte den Kopf.

„Das sind sture Böcke“, meinte er. „Wenn sie der ‚Mercure‘ von Damiette aus gefolgt sind, werden sie nach diesem kleinen Fehlschlag bestimmt nicht aufgeben.“

„Ganz meine Meinung“, sagte Carberry. „Was glaubst du, was Hasard in dieser Situation getan hätte?“

Ferris starrte Carberry überrascht an und nickte dann grinsend.

„Bestimmt nicht weiter Kurs West segeln“, erwiderte er.

„Genau!“ Carberry rieb sich über das Kinn. „Wir sollten vielleicht unserem neuen Captain ein paar Tricks verraten, bevor er sich von den Dons seine Ladung abnehmen läßt.“

„Keine schlechte Idee, Ed.“

„Auf was warten wir denn noch?“

Sie grinsten sich an und stiefelten über die Kuhl zum Aufgang des Achterdecks und kletterten hinauf.

Der Capitain unterhielt sich mit seinem Bootsmann. Ferris schnappte ein paar Brocken auf. Offensichtlich hatten sie über die Engländer an Bord geredet.

„Was gibt’s, meine Herren?“ fragte Pierre Delamotte.

„Wir haben ein bißchen über die Dons nachgedacht“, begann Ferris Tucker, „und überlegt, was wohl unser Alter, Captain Philip Hasard Killigrew, genannt der Seewolf, in dieser Situation getan hätte.“

„Und?“ fragte Delamotte.

„Das, was die Dons auf keinen Fall vermuten“, erwiderte Ferris Tucker. „Er würde gegen den Sturm aufkreuzen und nicht nach Westen unter vollen Segeln ablaufen.“

Pierre Delamotte überlegte einen Moment, dann verzog sich sein Gesicht zu einem breiten Grinsen. Mein Gott, dachte er, die sind mit allen Wassern gewaschen.

„In Ordnung“, sagte er.

Carberry drehte sich um und rief Stenmark aufs Achterdeck.

Und dann zeigten sie den Franzosen, was ein Seewolf darunter verstand, einen blitzsauberen Kreuzkurs zu segeln. Stenmark nutzte jede Bö, zum höheren An-den-Wind-Gehen, und fiel rechtzeitig wieder ab, um voll zu fahren.

Pierre Delamotte lachte das Herz im Leibe. Er war bisher immer der Meinung gewesen, eine ziemlich gute Mannschaft zu haben, doch jetzt mußte er erkennen, daß es noch wesentlich Besseres gab.

Diese Seewölfe, wie sich die Engländer selbst nannten, waren Spitzenklasse. Er hatte schon ein paarmal mit dem Gedanken gespielt, die Männer an seiner Ladung zu beteiligen, um sie zu bewegen, bei ihm an Bord der „Mercure“ zu bleiben, aber aus ihren Gesprächen untereinander hatte er herausgehört, daß sie nur ein Drittel einer verschworenen Gemeinschaft waren und sich bald selbst wieder ein eigenes Schiff besorgen wollten.

Ferris Tucker stand noch immer neben dem Kapitän auf dem Achterdeck. Er las dem Franzosen seine Gedanken vom Gesicht ab. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht. Ja, sie waren schon ein Haufen, der dem Teufel die Barthaare absegeln konnte. Aber sie waren nicht zu kaufen. Unter Philip Hasard Killigrew hatten sie gelernt, freie Männer zu sein, und das würde keiner von ihnen wieder aufgeben. Ferris war wohl überzeugt, daß Pierre Delamotte ein guter Kapitän war, aber was bedeutete das gegen die Freundschaft, die sie mit Hasard verband?

„Haben Sie eigentlich leere Flaschen an Bord?“ fragte Ferris aus seinen Gedanken heraus.

Pierre Delamotte starrte den Engländer an, als sei der plötzlich übergeschnappt.

„Wozu denn das?“ fragte er.

„Auch eine Angewohnheit unseres Kapitäns auf der ‚Isabella‘, bevor sie uns in dem alten Ptolemäer-Kanal absoff“, sagte Ferris. „Wir stellen Bomben daraus her.“

„Bomben?“ fragte Delamotte konsterniert.

Ferris nickte.

„Die Flaschen werden mit gehacktem Eisen und Pulver gefüllt“, erklärte er. „Dann werden sie mit einer Lunte verdämmt, angezündet und auf den Weg gebracht. Am besten mit einem Katapult, damit sie weit fliegen. Die Dinger funktionieren vorzüglich. Wir haben bisher die besten Erfahrungen damit gemacht.“

Der Kapitän blickte noch skeptisch, dann winkte er den Bretonen heran und befahl ihm, alles, was sie an leeren Flaschen an Bord hatten, zusammenzutragen.

„Auch die vollen Flaschen?“ fragte der Bretone grinsend.

„Leere, habe ich gesagt“, erwiderte Delamotte unwillig.

„Wir können sie ja vorher aussaufen“, meinte der Bretone, zuckte aber mit den Schultern, als er den Blick seines Kapitäns sah.

Sie trugen die leeren Flaschen unter der Back zusammen, und Ferris, Carberry und Blacky begannen sofort mit der Arbeit. Der Kapitän, der sich ebenfalls zur Back begeben hatte, und seine Leute schauten kopfschüttelnd zu, wie die Engländer die Flaschen füllten.

Ferris ließ die anderen bald allein weiterarbeiten und begann, eine Wurfvorrichtung zu zimmern, ähnlich der, die sie an Bord der „Isabella“ gehabt hatten.

Monsieur le capitaine stieß einen Pfiff durch die Zähne, als er die Konstruktion durchschaute. Plötzlich hatte er das Gefühl, daß ihm mit diesen Kerlen an Bord nichts mehr geschehen könnte. Seine Befürchtungen, die Dons könnten wieder einmal seine wertvolle Ladung beschlagnahmen, waren plötzlich wie vom Sturm davongeblasen.

„Männer“, sagte er bewegt, „wenn wir Brest heil erreichen, soll es nicht euer Schaden sein. Ich verspreche euch einen anständigen Anteil an meinem Gewinn und …“

Carberry ließ ihn nicht ausreden.

„Das ist zwar mächtig anständig von Ihnen, Monsieur le capitaine“, brummte er, „aber ein Fäßchen Rum für die gesamte Mannschaft wäre auch schon was. Besonders bei dieser Knüppelei nordwärts.“

„Rum für alle!“ rief Pierre Delamotte.

Er wunderte sich über sich selbst. Kaum riß einer der Engländer sein Maul auf, beeilte er sich, seine Wünsche sofort zu erfüllen. Er begann zu grinsen. Eigentlich segeln die Seewölfe mein Schiff, dachte er. Verdammt, ich glaube, ich lege mich schlafen, bis wir im Hafen von Brest anlegen!

Der Rum tat ihnen allen gut. Der Sturm brachte Kälte mit sich, die bis in die Knochen ging.

Als der Morgen graute, hatte der Sturm nur wenig nachgelassen. Die „Mercure“ hielt ihren Kurs bei.

Ferris Tucker hatte seine Arbeit an der Abschußvorrichtung beendet. Sie war transportabel und könnte an jeder Stelle des Oberdecks montiert werden.

Im Laufe des Morgens pendelte sich der Wind auf Nordnordost ein, so daß die „Mercure“ auf Nordwestkurs weiter an Höhe gewinnen konnte. Wenn die Galeasse der Spanier weiter Westkurs gesegelt war, liefen ihre Kurse auseinander, und sie würden sich höchstens in der Straße von Gibraltar wiedersehen.

„Ich bin gespannt, ob das Ding funktioniert“, sagte Pierre Delamotte zu Ferris Tucker und wies auf die Abschußvorrichtung, mit der der Engländer die doppelte Entfernung erreichen wollte, als wenn sie die Flaschen warfen.

„Wenn ich das Ding justiert habe, schieße ich damit einem fliegenden Fisch die Schwanzflosse ab“, sagte Ferris Tucker im Brustton der Überzeugung.

Pierre Delamotte nickte. Dann stutzte er. Verdammt, er glaubte diesen Hundesöhnen schon jedes Wort!

„Sie stimmen mich neugierig, Monsieur Tucker“, sagte er grinsend. „Können wir es nicht irgendwie ausprobieren?“

Ferris stimmte zu. Er bat Marteau, den Decksältesten der Franzosen, eine Kiste außenbords zu werfen, nach der er eine der Flaschen schleudern wollte.

Er montierte die Abschußvorrichtung vorn auf der Back, und als er damit fertig war, gab er Marteau ein Zeichen, der mit drei Mann eine Kiste über das Schanzkleid hievte und außenbords gehen ließ. Stenmark steuerte gerade einen Schlag Nordwest, und die Kiste trieb nach Westen davon.

Ferris zündete die Lunte einer Flasche an, legte sie in die katapultartige Abschußvorrichtung, zielte und löste den Mechanismus aus.

Die Kiste war erst etwa achtzig Yards weit abgetrieben, und die Flasche flog ein ganzes Stück darüber hinaus. Auch die zweite Flasche lag noch ein wenig zu weit.

Mit der dritten wartete Ferris, bis die Kiste etwa hundertzwanzig Yards von der „Mercure“ entfernt war dann löste er aus.

Diesmal mußte die Flasche treffen. Ferris Tucker hatte es genau im Gefühl, und er hätte ein Fäßchen Rum verwettet, daß es ein Volltreffer werden würde.

Dann krachte die Flasche in die Kiste, das Glas barst, und gleichzeitig ging die Ladung darin los.

Die Wirkung war ungeheuerlich. Holz spritzte nach allen Seiten auseinander. Von einem Augenblick zum anderen war von der Kiste nichts mehr zu sehen. Nur eine graue Pulverdampfwolke schwebte noch über der Stelle, wo gerade die Kiste auf den Wellen getanzt hatte.

Einen Moment hatte die Verblüffung den Franzosen die Worte geraubt, doch dann brachen sie in Begeisterungsrufe aus. Ihr Gebrüll wollte kein Ende nehmen. Ihr Neid auf die Neuen schien verflogen. Die Tatsache, daß diese eisenharten Teufelskerle auf ihrer Seite kämpfen würden, wenn es eine Auseinandersetzung mit den Spaniern oder Piraten geben sollte, schien ihnen ungeheure Erleichterung zu verschaffen.

Pierre Delamotte jedenfalls gratulierte sich einmal mehr, daß er die Männer an Bord seines Schiffes genommen hatte.

Seewölfe Paket 14

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