Читать книгу Seewölfe Paket 14 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 29

13.

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Die Geschütze der „Mercure“ waren gefechtsbereit. Die Männer auf der Galeone hatten zwar erkannt, daß die Dons diesmal nicht gleich ihre Kanonen auf sie abfeuern wollten, aber das minderte ihr Mißtrauen nicht.

Dann war die Stimme des spanischen Kapitäns zu ihnen herübergedrungen, und durch Ferris Tucker war es wie ein Blitz gefahren.

Die Stimme kannte er!

Er würde sie nie in seinem Leben vergessen. Bilder aus der Vergangenheit stiegen vor seinem geistigen Auge auf, und er sah Dan O’Flynn vor sich auf der Galeere stehen, der schrie: „Ihr Dreckskerle könnt mich hängen oder vierteilen oder kielholen! Ich schlage meine eigenen Kameraden nicht, ich …“

Er hatte Dan zugerufen, vernünftig zu sein und zuzuschlagen, dann hatte ihn selbst und Dan die Peitsche eines Aufsehers getroffen. Dans Haut war am Hals aufgeplatzt, das Blut war ihm über den nackten Oberkörper gelaufen. Und dann hatte der Teufelskerl sich blitzschnell gebückt, seine Eisenfessel hochgerissen und sie dem Peitschenschwinger entgegengeschleudert. Der Mann war zwischen die schreienden Rudersklaven gestürzt. Der nächste Hieb hatte einen Seesoldaten von den Beinen gefegt, und dann hatte das Bürschchen plötzlich eine Muskete in den Händen. Feuer und Rauch schlugen aus der Mündung, und auf der achteren Plattform schrie der geiergesichtige Capitán auf, dem eine Ladung Eisen mitten in die Brust gefahren war …

Ferris Tucker schien es, als wäre alles erst vor ein paar Wochen passiert. Doch es war schon fünfzehn Jahre her. Dennoch – die Stimme des Capitáns hatte er sofort wiedererkannt.

Pierre Delamotte blickte ihn an, und Ferris Tucker begriff, daß der Kapitän ihn um Rat fragen wollte.

„Er will an Bord der ‚Mercure‘ kommen“, sagte Delamotte. „Was sollen wir tun? Kämpfen?“

Ferris Tucker schüttelte den Kopf.

Aus der Deckung des Schanzkleides heraus zischte er: „Lassen Sie den Kerl ruhig an Bord. Wir kennen den Hurensohn. Wir werden ihn uns schnappen und ihn als Geisel benutzen. Die Kerle auf der Galeasse werden sich hüten, uns anzugreifen, wenn wir ihren Kapitän in der Gewalt haben.“

Ferris Tucker zischte Carberry zu, wer dieser Kerl war, der es auf sie abgesehen hatte. Sofort wurde alles für einen Empfang des Dons vorbereitet. Blakky und Luke Morgan besetzten je eine Drehbasse auf dem Achterdeck und der Back. Wenn die Seesoldaten, die mit dem spanischen Kapitän auf die „Mercure“ zufuhren, nicht kampflos umkehren wollten, würde man sie mit ein wenig gehacktem Eisen davon überzeugen, daß es gesünder für sie war.

Sie hörten das dumpfe Pochen, mit dem das Beiboot gegen den Rumpf der Galeone stieg, dann tauchte das Geiergesicht Juan de Faleiros über dem Schanzkleid auf.

Die stechenden, dunklen Augen des Spaniers huschten über die Kuhl. Sie nahmen eine schattenhafte Bewegung unter sich wahr, aber ehe de Faleiro reagieren konnte, hatte ihn eine mächtige Faust an seinem Spitzenkragen gepackt und zerrte ihn über das Schanzkleid.

Juan de Faleiro stieß einen spitzen Schrei aus, der abrupt verstummte, als Carberry ihm die Spitze seines Messers gegen die Kehle drückte.

„Ganz ruhig, du giftiger Pavian!“ sagte er grollend. „Wenn du das Maul aufreißt, werde ich dich zu Fischfutter verarbeiten, kapiert, du Affenarsch?“

Das Gesicht des ersten Seesoldaten schob sich übers Schanzkleid. Der Mann starrte genau in die Mündung von Ferris Tuckers Pistole.

„Sieh dich um, Soldat“, sagte Ferris auf Spanisch. „Keiner von euch wird es überleben, wenn ihr eure Füße auf die Planken dieses Schiffes setzen wollt!“

Der Seesoldat sah, daß sowohl vom Achterdeck als auch von der Back eine Drehbasse auf das Beiboot der „San Antonio“ gerichtet war. Er kannte die fürchterliche Wirkung ihrer Eisenladungen, und fast ruckartig tauchte er hinter dem Schanzkleid weg. Er verfehlte eine Sprosse der Jakobsleiter, das Tau entglitt seinen Fingern, und er stürzte zwischen seine Kameraden.

„Ablegen!“ brüllte der gestürzte Soldat. „Sie haben den Capitan in ihrer Gewalt!“

Die Rudergasten holten die Riemen durch, was das Zeug hielt, und sie brauchten für den Rückweg zur Galeasse höchstens die Hälfte der Zeit wie umgekehrt.

Juan de Faleiro begriff nur allmählich, welchen Fehler er begangen hatte.

Dann brach sich sein Zorn Bahn. Mit einer heftigen Bewegung riß er sich von Carberry los. Die Messerspitze ritzte seine Haut, aber das spürte er nicht.

„Feuer!“ brüllte er zur Galeasse hinüber. „Schießt die Hurensöhne zusammen! Bohrt sie auf den Grund des Meeres!“

Carberry, der dem giftigen Kerl mit seiner gepuderten Perücke einen solchen Ausbruch nicht zugetraut hätte, lief hinter ihm her, aber de Faleiro entwischte ihm, jagte den Aufgang zur Back hinauf und sprang den überraschten Luke Morgan an, der hinter seiner Drehbasse stand und das Beiboot beobachtete, das mit einem Affenzahn zurück zur Galeasse rauschte.

„He!“ sagte Luke, wischte mit der linken Hand durch die Luft und landete einen klatschenden Schlag auf Juan de Faleiros Ohr, daß dem die Perücke davonflog und in hohem Bogen ins Wasser segelte.

„Warum feuert ihr nicht!“ heulte Juan des Faleiro. Er schüttelte seine Fäuste zur „San Antonio“ hinüber. „Rammt die Galeone, ihr Idioten, oder ich werde euch die Haut in Streifen abziehen lassen! Feuer, verdammt noch mal! Valencia, ich werde dich vierteilen, wenn ich …“

Eine kräftige Maulschelle verschloß ihm den Mund.

Ferris Tucker packte den geiergesichtigen Menschenschinder im Genick und schüttelte ihn wie einen nassen Hund.

„Halt’s Maul, oder du fängst noch ein paar, daß du die Engel im Himmel singen hörst“, knurrte er. Er hielt den Spanier am ausgestreckten Arm von sich und reichte ihn Carberry.

„Geschütze bereit zum Feuern?“ rief Ferris Tucker, der auf die Kuhl hinuntersprang.

„Aye, aye, Ferris!“ gaben Stenmark, Jeff Bowie und Marteau zurück.

Sie starrten alle hinüber zur Galeasse, wo sich einiges zu tun schien. Ferris Tucker sah, daß es auf der achteren Plattform ein Handgemenge gab. Offensichtlich war sich die Schiffsführung nach dem Ausfall des Capitáns nicht einig, was nun zu geschehen hätte.

Ferris Tucker entschloß sich, der Meinungsbildung ein wenig nachzuhelfen. Er trat zu Stenmark, der das zweite Geschütz von der Back aus bediente, und sagte: „Wir donnern ihnen ein Geschoß in die Takelage! Dann werden sie merken, was sie erwartet, wenn sie sich mit uns anlegen!“

Mit donnerndem Laut entlud sich das Geschütz. Eine Pulverdampfwolke nahm ihnen die Sicht. Sie hörten ein entferntes Geschrei, und als sich der Pulverdampf verflüchtete, sahen sie, wie genau das Geschoß gelegen hatte. Der Großmast war nach Steuerbord abgeknickt, nur noch gehalten von den Wanten. Die große Lateinerrah mit den aufgegeiten Segeln schwankte wild hin und her und brachte den Mast schließlich zum Einsturz.

Das Schreien der Rudersklaven war deutlich bis herüber auf die „Mercure“ zu hören …

Seewölfe Paket 14

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