Читать книгу Seewölfe Paket 14 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 27
11.
ОглавлениеManuel Quintana hatte die Nacht überlebt. Es war eine einzige, von wilden Alpträumen geschüttelte Qual gewesen, doch als er nach drei Stunden Iangem, tiefem Schlaf gegen Morgen von Fernandez an der Schulter gerüttelt wurde, war das Fieber aus seinen Augen verschwunden.
Jesus Valencia hatte befohlen, die Riemen wieder auszulegen, denn der Wind hatte nachgelassen und auf Nordwest gedreht. Jetzt schritt er den Laufgang entlang und ließ seine Blicke über die Rudersklaven gleiten. Er betrachtete Antonio Sotero, der die Auseinandersetzung mit den Aufsehern einigermaßen glimpflich überstanden hatte, und ging dann zu Manuel Quintana hinüber.
Er sah, daß der Mann total erschöpft war, obwohl er kein Fieber mehr zu haben schien.
Auf einen Wink hin traten zwei Aufseher näher.
„Schließen Sie Quintana los!“ befahl Jesus Valencia.
Die Aufseher starrten ihn an und rührten sich nicht. Einer von ihnen sagte: „Der Capitán wird uns auspeitschen lassen, wenn wir Ihren Befehl ausführen, Señor Valencia!“
„Und ich werde euch wegen Insubordination hängen lassen, wenn ihr meinen Befehl nicht ausführt“, erwiderte Jesus Valencia kalt. „Ich habe das Kommando, wenn der Capitán nicht an Deck ist, verstanden?“
Sie senkten die Köpfe, und einer von ihnen bückte sich und schloß die Eisen an Manuel Quintanas Knöcheln auf.
Jesus Valencia wurde es fast übel, als er die schwärenden Wunden sah, die von den Eisenbändern verursacht worden waren.
Quintana war nicht in der Lage, sich ohne Hilfe zu erheben. Der Erste Offizier winkte Teniente Ribera von der vorderen Plattform herbei, und der befahl zweien seiner Soldaten, den Stückmeister nach vorn unter die Plattform zu schaffen. Einer der Soldaten war als Feldscher ausgebildet. Er kümmerte sich um die fürchterlichen Verletzungen Quintanas auf dem Rücken und an den Füßen.
Jesus Valencia ließ noch weitere sieben Mann losschließen, die krank aussahen und sich kaum mehr auf den Beinen halten konnten. Er bat den Feldscher der Seesoldaten, sich auch um sie zu kümmern.
Die beiden letzten Riemen vor der vorderen Plattform ließ er nicht auslegen. Auf seinen Befehl hin wurde die Trommel geschlagen, und im Takt schwangen die Riemen vor, tauchten ins Wasser und schoben die „San Antonio“ vorwärts.
Jesus Valencia zog sich zum Tabernakel zurück, nachdem er die Segel hatte voll setzen lassen. Seine Lippen waren aufeinandergepreßt. Er wußte, daß er Schwierigkeiten kriegen würde, wenn Juan de Faleiro das Deck betrat und feststellte, daß er Manuel Quintana hatte losschließen lassen.
Er überlegte, welche Position sie inzwischen erreicht hatten. Nach seinen Schätzungen mußten sie südwestlich der Insel Kreta stehen. Er begann sich zu wundern, warum sie die Galeone noch nicht eingeholt hatten, und im stillen hoffte er, daß es dem französischen Schiff mit den Engländern an Bord gelungen war, sich im Sturm abzusetzen.
Juan de Faleiro hockte beim Schein einer Öllampe in seiner Kammer und beugte sich über die Seekarte, die vor ihm auf dem Schreibtisch ausgebreitet war. Er hatte sich dieselbe Frage gestellt wie Jesus Valencia. Immer wieder rechnete er seine Etmale durch und die, die die Galeone geschafft haben konnte.
Es war unmöglich! Wenn die Galeone Kurs West gesegelt war, mußte er sie längst eingeholt haben!
Juan de Faleiros Kopf ruckte hoch. Ein Gedanke schoß durch sein Hirn. Er klammerte sich an einem kleinen Wort fest, das er selbst eben ausgesprochen hatte: wenn!
Hatte der Franzose vielleicht gar nicht Kurs West befohlen, sondern war nach Norden ausgewichen, indem er auf den Sturm zugehalten hatte und gegen ihn gekreuzt war?
Er beugte sich wieder über die Karte und begann, fieberhaft zu rechnen. Immer wieder zeichnete er mögliche Kurse der Galeone ein und verglich sie mit seinem eigenen. Dann rechnete er die günstigsten Etmale aus.
Immer wieder gelangte er zu dem gleichen Ergebnis.
Er hatte die Galeone überholt! Sie mußte irgendwo hinter ihm sein!
Erregung packte ihn. Abrupt erhob er sich und ging in seiner kleinen Kammer hin und her. Es hatte keinen Sinn mehr, Kurs West weiter zu halten, aber er konnte auch nicht auf gut Glück nach Norden ablaufen und hoffen, daß er den Kurs der Galeone kreuzte.
Er entschloß sich, zu drehen und zumindest einen Tag lang den Osten abzufächern.
Er stülpte sich die Perücke über und kletterte den Aufgang zum Deck hinauf. Er sah den Rücken seines Ersten Offiziers, der auf dem Tabernakel stand, und die Galle stieg ihm hoch. Doch er beherrschte sich. Er wußte, daß er es nicht zu weit treiben durfte. Seit jemand seinen Zuchtmeister ermordet hatte, war seine Stellung nicht mehr so stark wie vorher. Er hatte gestern abend deutlich die Stimmung gegen sich bemerkt. Er würde sich Jesus Valencia vornehmen, wenn sie zurück in Cadiz waren. Er hatte keineswegs vor, den Mann vor ein Kriegsgericht zu bringen. Das war eine viel zu komplizierte Prozedur. Da gab es andere Mittel. In Cadiz kannte er einen Mann, der ihm für ein paar Dukaten einen Kerl besorgte, der Probleme dieser Art innerhalb von Sekunden mit dem Messer aus der Welt schaffte.
Jesus Valencia trat zur Seite, als er den Kapitän bemerkte.
„Wir ändern den Kurs, Señor Valencia“, sagte de Faleiro. „Lassen Sie lange Schläge um den Generalkurs Ost fahren.“
Jesus Valencia nickte und gab die entsprechenden Befehle. Er ahnte, daß der Kapitän die gleichen Gedanken wie er gehabt hatte und vermutete, daß sie der Galeone weit voraus waren.
Dann sah Juan de Faleiro, daß der eine Stückmeister, der ihn zu Boden geschlagen hatte, nicht mehr an seinem Platz auf der Ducht angekettet war. Er wurde bleich bis unter den Rand seiner Perücke.
Obwohl er ahnte, wer dafür verantwortlich war, winkte er einen Aufseher herbei und fragte zischend: „Wo ist der Meuterer?“
Die Stimme des Aufsehers flatterte, als er antwortete. „Ich habe den Ersten Offizier gewarnt, Señor Capitán! Aber er drohte, uns aufhängen zu lassen, wenn wir Quintana nicht losschließen würden!“
Der Geierkopf Juan de Faleiros ruckte herum, und die kleinen, stechenden Augen durchbohrten Jesus Valencia.
Der Erste Offizier blieb ruhig.
„Der Meuterer und einige andere Sklaven waren nicht in der Lage, zu pullen“, sagte er gefaßt. „Ich habe im Interesse einer gleichmäßigen Fahrt und um Zwischenfälle zu vermeiden zwei Riemen stillgelegt, Señor Capitán. Ich bin fest davon überzeugt, damit in Ihrem Interesse gehandelt zu haben.“
Juan de Faleiro wurde vom Zorn geschüttelt. Dieser verdammte Schleimscheißer! O ja, er würde in Cadiz nicht lange zaudern. Dieser Valencia war fällig.
Er nickte leicht und schickte den Aufseher weg. Er wollte sich umdrehen, als er den Ruf eines der Seeleute hörte: „Galeere Backbord voraus!“
Er ging auf die achtere Plattform und starrte aus zusammengekniffenen Augen dem schlanken Schiff entgegen, dessen Konturen sich aus dem hellen Streifen an der östlichen Kimm schälten.
Teniente Riberas Stimme hallte über Deck. Er befahl seinen Männern, gefechtsbereit zu sein, wenn die Galeere ihren Kurs kreuzte.
„Steuern Sie die Galeere an, Señor Valencia!“ rief Juan de Faleiro.
„Es ist ein Grieche, Señor Capitán!“ ertönte die Stimme des Ausgucks.
Die „San Antonio“ hielt auf die kleine Galeere zu, die ihre Riemen aufgenommen hatte, um zu demonstrieren, daß sie keine feindlichen Absichten hatte und auch nicht die Flucht ergreifen wollte.
Juan de Faleiro ließ dicht an die Galeere heranpullen. Durch ein Sprachrohr schrie er hinüber: „Haben Sie vielleicht eine französische Handelsgaleone gesichtet, Señor? Ihr Name ist ‚Mercure‘! Ein Freund von mir ist der Kapitän dieses Schiffes! Er müßte ungefähr diesen Kurs nehmen!“
„Wir haben die Galeone gesichtet, Señor!“ erhielt er zur Antwort. „Sie lag etwa dreißig Meilen südlich der Westspitze Kretas! Sie hatte offensichtlich einen Ruderschaden, sonst wäre sie sicher schon hier!“
Juan de Faleiro konnte seinen Triumph kaum unterdrücken. Er bedankte sich freundlich für die Auskunft und wartete nicht ab, bis die griechische Galeere aus ihrem Blickfeld entschwunden war. Er stürzte in seine Kammer und begann, den Kurs zu berechnen, auf dem er aller Wahrscheinlichkeit nach den Kurs der „Mercure“ schneiden mußte.
„Ostnordost“, murmelte er.
Er fühlte ein Jucken auf der Brust, und der Haß auf die Engländer, die sein Leben und seine Karriere zerstört hatten, wurde wieder übermächtig in ihm. Er stieg an Deck und gab den Befehl, Kurs Ostnordost zu steuern. Dann schickte er Jesus Valencia unter Deck. Jetzt würde er das Kommando so lange nicht mehr aus der Hand geben, bis er die „Mercure“ vor den Rohren seiner Vierundzwanzigpfünder hatte.