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7.

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Caligu ließ die „Isabella V.“ nicht aus den Augen. Er war weit davon entfernt, den Seewolf, dessen Gefährlichkeit und Entschlossenheit er bereits wiederholt kennengelernt hatte, als Gegner zu unterschätzen. Auch dann nicht, wenn er drei Schiffe hatte und die Galeone von mehreren Seiten zugleich in die Zange nehmen konnte.

Maria Juanita, die spanische Hure, die längst seine ständige Geliebte geworden war, stand neben ihm. Caligu störte die brandrote Narbe nicht, die das Gesicht Juanitas durchzog und die ihr Valdez an Bord der „Isabella“ während eines harten Kampfes zugefügt hatte. Nein, das störte den braunhäutigen, geschmeidigen Piraten überhaupt nicht, denn Juanita hatte einen scharfen Verstand. Sehr oft hatte es sich als gut erwiesen, auf ihre Ratschläge zu hören.

Außerdem war sie eine Frau, die zu ihm paßte. Sie liebte ebenso leidenschaftlich und hemmungslos, wie sie haßte. Und Juanita haßte den Seewolf und seine Männer, wie keinen Menschen jemals zuvor in ihrem Leben, denn der Seewolf hatte ihr alles genommen, was sie und die anderen Huren sich in all den Jahren bei den Spaniern in der Neuen Welt verdient hatten.

Caligu beobachtete, wie auf der „Isabella“ jeder Fetzen Tuch gesetzt wurde, den sie tragen konnte. Er stieß ein wütendes Knurren aus. Denn die See war von Stunde zu Stunde ruppiger geworden. Seine kleine Karavelle und die beiden Schaluppen, die sie begleiteten, spürten sie weit mehr als die große, dickbäuchige Galeone, die zudem noch durch eine viele Tonnen schwere Ladung tief unten im Rumpf stabilisiert wurde. Eine Ladung, auf die Caligu scharf war, koste es, was es wolle. Denn sie bestand aus für ihn geradezu unvorstellbaren Mengen an Gold und Edelsteinen, Perlen und Diamanten.

Caligu warf einen Blick in den Himmel. Langsam wanderten seine Augen zum westlichen Horizont, und er sah, daß sich der Tag seinem Ende zuneigte. Die ersten Vorboten der herannahenden Nacht zeichneten sich über der Kimm bereits ab. Eine Stunde noch, dann war es stockdunkel. Außerdem würde sich das Wetter weiterhin verschlechtern und damit ein Angriff auf die Galeone immer schwieriger. Er mußte handeln – jetzt!

Juanita sah den Piraten an. Sie erkannte seine Absicht.

„Ich würde es nicht tun, nicht jetzt, Caligu! Du erwischst diese Galeone immer wieder, sie kann dir nicht entgehen.“

„Wenn dieser Hund den Atlantik erreicht, dann ist er weg! Oder glaubst du, er wird so närrisch sein und den Kurs segeln, den wir vermuten, wenn er weiß, daß wir immer noch in seinem Kielwasser sind? Dieser Kerl ist gerissen, Juanita. Nicht nur das, er hat auch Glück! Das haben wir ja in der Windward Passage erlebt. Ich habe herumgehört, wer dieser verrückte Fremde mit der Galeone war, der alle unsere Pläne zum Scheitern brachte, auch wenn er und seine gesamte Mannschaft dabei selbst zum Teufel gingen. Er war ein Freund dieses verdammten Seewolfs, wahrscheinlich wollten sie zusammen nach England zurück. Aber jetzt ist dieser Hundesohn allein, und jetzt hole ich ihn mir, ihn und seine Schätze. Du wirst sehen, wie lange ein Mensch zu sterben vermag, wenn Caligu es will! Schreien sollen sie, um ihr Leben winseln, alle, aber es wird ihnen nichts helfen!“

Caligu gab einem Mann, der in seiner Nähe auf dem Achterkastell stand, das Zeichen, die Schaluppen zu verständigen.

„Wir greifen an! Die Bogenschützen in die Takelage, Brandpfeile bereithalten, alle Geschütze und Drehbassen bemannen. Ich werde diesem Hund das Ruder zerschießen, die beiden Schaluppen greifen gleichzeitig an, aber sie sollen ihn erst überholen und dann auf Gegenkurs gehen. Von vorn kann er seine schweren Geschütze nicht einsetzen, er kann nur die Drehbassen benutzen. Alle Schiffe klar bei Enterkommandos!“

Maria Juanita sagte nichts, sie sah Caligu nur an. Ich hätte das nicht getan! dachte sie nur, aber sie wußte, daß sie sich in diesem Moment gegen Caligu nicht durchsetzen konnte.

Caligu brüllte Kommandos über das Deck der Karavelle. Seine Männer sprangen in die Wanten oder stemmten sich in die Brassen.

Das Schiff luvte an, und wieder einmal zeigte es, was an Schnelligkeit in ihm steckte.

Caligus Plan war gut. Trotz und auch gerade wegen der hochgehenden See. Die Wogen, hinter denen der Rumpf seines Schiffes immer wieder verschwand, boten ihm gute Dekkung. Wenn er von achtern an die Galeone heranlief, hatte er tatsächlich ihren wundesten Punkt erwischt, denn die „Isabella V.“ hatte auf dem Achterkastell lediglich Drehbassen, mit denen sie einen von achtern heranlaufenden Gegner unter Beschuß nehmen konnte. Die schweren Culverinen ließen sich nicht einsetzen, solange der Feind sich außerhalb ihres Richtwinkels hielt. Schnell genug zu manövrieren, das war die schwere Galeone auch nicht, da war ihr die schnittige, leichtere Karavelle überlegen.

Caligus Schiff lief bei nahezu achterlichem Wind durch die See, daß es eine Freude war.

Caligu beobachtete, wie ein paar Männer auf der „Isabella“ über das Deck liefen, wie sie heftig gestikulierten, auf die heranbrausende Karavelle deuteten und sich gleich darauf den beiden Schaluppen zuwandten, die an Backbord und Steuerbord heraufstaffelten, aber noch außerhalb der Schußweite blieben – ja, die „Isabella“ offenbar überholen wollten.

Caligus Augen leuchteten triumphierend auf.

„Ja, du Bastard!“ schrie er. „Diesmal mußt du allein kämpfen, und diesmal wirst du zur Hölle fahren! Niemand kann dir helfen, niemand!“

Er begann dröhnend zu lachen, als er sah, daß die Aufregung an Bord der Galeone des verhaßten Seewolfs immer größer wurde. Wahrscheinlich hatten sie dort jetzt begriffen, was auf sie zukam und in welche Zange sie geraten waren.

Caligu gab ein paar Ruderkommandos. Die Karavelle schwang herum und lief jetzt von schräg achtern auf den Gegner zu.

„Backbordgeschütze klar zum Feuern!“ brüllte der Pirat. Jetzt erfaßte auch ihn die Aufregung.

„Ihr da unten, klar bei Brassen! Ho, wenn wir schnell genug herumkommen, dann verpassen wir diesem Hund gleich noch eine Breitseite, und dann ist er hinüber, dann haben wir ihn! Zielt auf das Ruder, ihr müßt es zerschmettern, dann ist er wehrlos, dieser Hurensohn!“

Caligu feuerte seine Männer an, und die Piraten hatte das Jagdfieber ergriffen, zumal auch die beiden Schaluppen unaufhaltsam der verabredeten Position entgegensegelten. Es konnte diesmal gar nichts mehr schiefgehen.

Caligu konnte nicht ahnen, daß Dan die Hektik an Bord der „Isabella“ eiskalt befohlen hatte. Einen Trupp von sechs Mann hatte er dazu abgestellt, der vor Caligus Augen die ganze Schau abzog, und der Pirat war auch prompt darauf hereingefallen.

Dan grinste sich eins, und auch um die Lippen des Seewolfs zuckte es verdächtig.

Das Kerlchen macht seine Sache phantastisch! dachte er. Wenn das nicht mal ein hervorragender Kapitän wird, dann fresse ich einen Wal mit Haut und Flossen!

Dan ließ die heranbrausende Karavelle nicht aus den Augen, ebensowenig wie Big Old Shane und Batuti, die in den beiden Marsen hockten, Bogen und Brandpfeile schußbereit in den Händen. Die starke Brise aus Süd würde die Flammen entfachen, bei solchem Wetter brannten Segel wie Zunder. Der verdammte Caligu sollte sich wundern!

Der riesige Gambianeger spannte seine Muskeln und rollte seine Schultern, während Big Old Shane gelassen, aber wachsam in jeder Sekunde, die verstrich, das feindliche Schiff im Blick behielt.

Noch ein paar Minuten! dachte er. Zu weit durften sie Caligu nicht heranlassen, denn daß der Kerl ihnen das Ruder zerschießen wollte, war Big Old Shane von Anfang an klar.

Big Old Shane griff nach dem Bogen. Wie prüfend spannte er ihn, mit seinen gewaltigen Kräften schaffte er das spielend. Dann wog er einen der Pfeile in der Hand – auch eine Spezialkonstruktion von ihm. Denn der hohle Schaft war mit Pulver aufgefüllt, das sich entzündete, sobald die brennende Spitze weit genug heruntergebrannt war. Das aber hatte der hünenhafte Waffenmeister schon auf Arwenack immer wieder probiert. Er wußte, daß keiner seiner Pfeile versagen würde. So eine Ladung Pulver erzielte eine ganz andere Wirkung als ein normaler Brandpfeil.

Die Pfeile waren schwer im Vergleich zu anderen, klar. Das konnte nicht anders sein, aber deswegen hatte er für sie ja auch extra einen Bogen gebaut, der mit ihrem Gewicht spielend fertig wurde.

Big Old Shane grinste. Er war gespannt, wie sich die ganze Sache bewähren würde, das hier war der erste Einsatz seiner neuen Waffe.

Dann war es soweit, aber noch bevor er seinen ersten Pfeil auflegen konnte, ließen ihn laute Rufe herumfahren.

Er starrte nach vorn und sah, wie die beiden Schaluppen gerade zu einer Halse ansetzten. Ihre Absicht war klar und der Plan dieses Piraten teuflisch. Denn die „Isabella“ würde es nie schaffen, sie schnell genug auszumanövrieren!

„Jetzt müßt du zeigen, Dan, was du beim Seewolf gelernt hast“, murmelte er. „Ich werde dieser Piratenbrut erst mal ein bißchen Feuer über ihren Schädeln anzünden!“

Er nahm den Bogen hoch, brannte die Pfeilspitze im bereitstehenden Kuhlbecken an, legte den Pfeil auf die Sehne – und schon zischte er los.

Big Old Shane wartete nicht, bis er in die Segel der Karavelle schlug, sondern schickte sofort einen zweiten hinterher, aber an eine andere Stelle.

Auch Batuti hatte das Feuer eröffnet, die beiden schossen um die Wette. Pfeil um Pfeil jagten sie hinaus.

Und dann passierte es. Drüben, in den Segeln der Karavelle Caligus, zuckten blauweiße Stichflammen hoch. Sie waren so heiß und so groß, daß die Segel sofort Feuer fingen.

Der steife Wind aus Süd tat ein übriges, Flammen züngelten empor, leckten an den Segeln hoch und erfaßten mehr und mehr von dem Tuch.

Voller Panik flohen Männer aus der Takelage, andere schossen ebenfalls Brandpfeile auf die Galeone ab, aber die Pfeile erreichten ihr Ziel nicht, sondern zischten ins Wasser.

Big Old Shane und Batuti feuerten weiter. Schon wenige Minuten später brannte die Besegelung des Fockmastes der Karavelle lichterloh, das Schiff lief aus dem Ruder und fiel zurück.

Batuti und Big Old Shane sahen, daß Caligu sich an Deck wie ein Rasender gebärdete, aber es half ihm nichts, gegen die teuflischen Pulverpfeile des Waffenmeisters gab es keine Rettung. Und auch jede Löschaktion erfolgte zu spät, die Karavelle brannte, und der heftige Wind, der durch das Rigg brauste, entfachte die Flammen immer mehr.

„Jetzt die Schaluppen, Batuti!“ brüllte Big Old Shane.

Der Gambianeger nickte ihm zu, tanzte vor Vergnügen in seinem Mastkorb hin und her und schwang drohend seinen Bogen.

„Du Batuti versprochen, Bogen wie du, Pfeile mit Pulver! Du machen, Big Old Shane, oder Batuti dich schlachten, so!“

Er zog sein breites Entermesser und vollführte damit eine Bewegung, als wolle er sich die Kehle durchschneiden. Dabei grinste er aber über das ganze Gesicht!

Doch dann verschwand er wieder hinter der Wand des Mastkorbes.

Dan tat das einzig Richtige, er hielt stur auf die Schaluppen zu. Bei dem Wind lief die schwere Galeone eine Mordsfahrt. Sie schob eine gewaltige Bugwelle vor sich her.

Dan brauchte den Männern nicht zu sagen, daß sie sich zu einem blitzschnellen Manöver bereithalten mußten.

Auf dem Geschützdeck glühten die Lunten. Ferris Tucker und Al Conroy führten dort das Kommando, während Smoky und Ben Brighton sich um die Steuerbord- und Backbordwache kümmerten.

Auch die Drehbassen auf dem Vorkastell waren bemannt, es war das erste Mal, daß die „Isabella V.“ unter Hasards Kommando über eine ausreichend starke Besatzung verfügte und damit auch ihre schwere Armierung hervorragend ins Treffen bringen konnte.

Auf der Schaluppe, die der „Isabella“ am nächsten war, reagierte man bereits nervös. Die heranbrausende Galeone, die offenbar keinerlei Anstalten traf, auch nur einen Strich vom Kurs abzuweichen, mußte von dem viel kleineren Schiff aus verdammt bedrohlich wirken.

Big Old Shane dachte gar nicht daran, seine kostbaren Pfeile zu vergeuden. Er wartete eiskalt seine Zeit ab, dann aber jagte er Schuß auf Schuß hinaus, und wieder taten seine furchtbaren Pfeile ihre Wirkung.

Es geschah jedoch noch etwas, womit an Bord der „Isabella“ niemand gerechnet hatte.

Die Segel der vorderen Schaluppe brannten, und auch sie lief, wie zuvor schon Caligus Karavelle. aus dem Ruder. Dabei schor sie der anderen vor den Bug, die inzwischen herangesegelt war. Es war unmöglich für sie, ihren Kurs noch rasch genug zu korrigieren. Sie krachte voll in die brennende hinein.

Der Fockmast brach, stürzte auf die brennende Schaluppe und fing selber Feuer. Unter der Wucht des Aufpralls zersplitterte die Bordwand des einen Schiffes – und dann war die „Isabella“ heran.

Durch ein blitzschnelles Manöver war sie dem drohenden Zusammenstoß ausgewichen. In einer Entfernung von knapp fünfzig Yards passierte sie die beiden havarierten Schiffe an Backbord.

Al Conroy und Ferris Tucker warteten eiskalt, längst hatten sie die Stückpforten öffnen lassen, drohend ragten die Rohre der siebzehnpfündigen Culverinen aus den Luken.

„Feuer!“

Al Conroy brüllte das Kommando durch den allgemeinen Aufruhr, durch das Siegesgeschrei der „Isabella“-Crew.

Die Culverinen entluden sich donnernd. Pulverdampf wölkte auf, grelle Mündungsfeuer stachen auf die beiden Schaluppen zu – und dann schlugen die schweren Kugeln ein.

Die Wirkung war verheerend. Die der „Isabella“ am nächsten gelegene Schaluppe zerbarst förmlich unter dem Hagel der einschlagenden Geschosse. Splitter flogen umher, die Drehbassen an Deck der „Isabella“ wummerten los und überschütteten die Decks der feindlichen Schiffe mit gehacktem Blei und Eisen.

Die von der Breitseite getroffene Schaluppe sackte so schnell und lautlos weg, wie es die Männer der „Isabella“ noch nie erlebt hatten.

Sie sahen, wie einige der Piraten über Bord sprangen, schwach drang ihr Geschrei herüber, dann war die „Isabella“ vorbei und ließ zwei brennende und ein gesunkenes Schiff hinter sich zurück.

Noch eine Weile sahen sie die Flammen, dann, irgendwann, erloschen sie. Der Weg in den Atlantik war für die „Isabella“ endgültig frei.

Seewölfe Paket 3

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