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Heilig Abend

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Meine Eltern hatten in einer idyllischen kleinen Limfjordstadt nahe der Nordsee eine Bäckerei mit Boutique. Aus diesem Grund mußte mein Vater am 24.12. lange arbeiten. Damals wurde, wie es so schön heißt im Buch „Peters Weihnachten“, „die Gans zum Bäcker gebracht“.

Meine Oma wohnte in der Nähe der deutschen Grenze und es war damals eine lange Reise, um sie zu besuchen. Mein erstes Weihnachten, nur sieben Monate alt, sollte unvergeßlich werden.

Hättest Du meinen Vater gekannt, hättest Du gewußt, daß er trotz seines freundlichen Wesens immer zu spät kam. So sehe ich ohne es genau zu wissen, den Stress meiner Mutter in ihrer Bemühung ihn zum Abfahren zu bewegen.

Als Bäcker war es sehr praktisch, einen VW-Bus als Auto zu haben, da mein Vater neben dem eigenen Geschäft viele Auslieferungsstellen hatte. Tut mir leid für euch anderen Bäcker; er war bekannt als der beste Bäcker der Stadt. Hinten in diesem kleinen Bus, „Roggenbrot“ genannt aufgrund seiner Form, stand mein Kinderwagen mit Seilen gut angebunden. Darin lag ich und sollte unterwegs schlafen.

Es war Winter und frostig. Gut halbwegs auf der Strecke, auf einer von Alleebäumen gesäumten Einfahrt in eine Kleinstadt, hat mein Vater gebremst. Das Auto rutschte und rammte einen Baum mit so gewaltiger Kraft, daß mein Vater weit weg geschleudert wurde. Meine Mama schaffte es, sich an dem dazuberechneten Bügel vor dem Beifahrersitz festzuhalten. Sie kam mit einem Schock davon.

Mein Vater lag mit schwerer Gehirnerschütterung und mehreren gebrochenen Knochen viele Monate im Krankenhaus, ehe er nach Hause entlassen wurde.

Jetzt zum Mirakel:

Bei diesem gewaltigen Zusammenstoß riß mein gut fest gebundener Kinderwagen sich los und schlug mit voller Kraft gegen die Doppeltüren, die dabei aufgingen. Mein Kinderwagen mit mir natürlich darin, flog raus, landete auf den Rädern, im besten „Bond-Stil“ und fuhr mit hohem Tempo auf der Straße in Richtung Zentrum davon. Ein paar Menschen waren noch unterwegs und schafften es, dem Kinderwagen nachzulaufen und ihn zum stoppen zu bringen. Als sie ihn endlich erreichten, schauten sie erstaunt hinein und da lag das kleine Baby, ich, und hatte ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Normalerweise weint ein Baby bei solch einem Krach.

Daß mein Kinderwagen auf allen Rädern landete ist eine Sache, aber daß er so einer weiten Strecke in diesem hohen Tempo auf der Straße fahren konnte, ohne schief zu fahren und ohne den Bordstein anzustoßen, ist sehr verwunderlich und unerklärbar gewesen. Auch gut, daß in diesem Moment kein Gegenverkehr kam; dank dem heiligen Abendessen.

Ein Glück auch, daß meine Eltern so spät unterwegs waren. Ich war heil, meine Mutter erschüttert und mein Vater wurde ins Krankenhaus gebracht. Sehr nette Rettungssanitäter sorgten dafür, daß meine Mutter und ich direkt zu Großmutters Haus gefahren wurden. Welch eine 1. Weihnacht!

Bald werde ich von einem anderen ergreifenden Weihnachten berichten.

Geh immer nach dem Licht

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