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Eine Geschichte, die das Leben schreibt

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Es begann im Jahr 1977. In einer staubigen Turnhalle saßen plaudernde Eltern am Rand. Viele kleine Kinder sprangen vergnügt im Entenmarsch auf ein Minitrampolin. Danach wurde über eine umgedrehte Sitzbank balanciert, auf Teppichfliesen durch die Halle gerutscht und mit einem kleinen Sprung auf einen Kasten gehüpft. Die Kinder hatten Spaß wie auf einem Spielplatz.

Eins von diesen Kindern war ich selbst. Damals war ich zwei Jahre alt. Ich wurde älter und in den Folgejahren wurden nur noch Talente beim Turnen gefördert. Mit einigen anderen saß ich oft auf der Bank. Meine Motivation zum Geräteturnen sank dramatisch. Niemals hätte ich mir damals erträumen lassen, dass Sport der wichtigste Teil meines beruflichen Lebens werden könnte.

Erst mit 17 Jahren wurde mein sportlicher Ehrgeiz geweckt. Laufen, Radfahren, Inline-Skating und Krafttraining – ich konnte von diesen Individualsportarten gar nicht genug bekommen. Als Dauerkunde im Fitness-Studio ließ ich keinen Aerobic-Kurs aus. Mit einer kleinen Gruppe von gleichgesinnten Frauen tanzten wir die wildesten Choreographien, bis der Boden von Schweiß getränkt war. Aus faul und träge wurde athletisch und dynamisch – eine junge Frau voller Lebensfreude. Als eine beliebte Trainerin aus meinem Fitness-Studio ausfiel, fragte mich die Koordinatorin, ob ich mir vorstellen könne, selber Kurse zu geben. Mit Anfang Zwanzig absolvierte ich deshalb eine Trainerausbildung, machte etliche Fortbildungen und nahm ein paar Jahre später mein sportwissenschaftliches Studium auf. Währenddessen bildete ich selber in Fortbildungen und auf Kongressen neue Trainer aus.

15 Jahre später – kurz nachdem unser Sohn geboren wurde – kam der körperliche Zusammenbruch. Drei Jahre lang kämpfte ich mit chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen, Bauchschmerzen und einem Gefühl der Kraftlosigkeit. Meinen Kindern ein Buch vorlesen? Das kostete mich zu viel Energie. Ich schleppte mich ins Fitness-Studio und bündelte meine ganze Kraft für die täglichen Kurse. Die Zeit davor verbrachte ich liegend auf dem Sofa. Ich dachte, so müssen sich alte Menschen fühlen. Aber so alt war ich nun wirklich nicht. Ständig diese Schmerzen und die Kraftlosigkeit – mir war klar, dass das nicht der normale Alltag einer jungen Mutter sein konnte. Doch aus ärztlicher Sicht war bei mir alles in Ordnung. Häufige Infektionskrankheiten sollen schließlich bei jungen Eltern normal sein. Aber eine Erkältung über drei ganze Monate? Mit nur wenigen Tagen Pause, bis die nächste im Anmarsch ist? Manchmal wusste ich nicht so recht, wie ich es schaffen sollte, mit dem Fahrrad von der Arbeit nach Hause zu radeln. Kraftlos und weinend stand ich einmal minutenlang am Wegesrand, bis ich mich endlich überwinden konnte loszufahren. Mit der Kraftlosigkeit kam die Depression. Meinen Körper mochte ich schon lange nicht mehr. Die überschüssigen Speckrollen an Bauch und Hüften wollten durch das Stillen meines Sohnes und den Sport einfach nicht verschwinden. Bei jedem Blick in den Spiegel sah ich eine gut genährte Mami. Tatsächlich wollte ich lieber wie ein Personaltrainer aussehen, denn das war mein Beruf. Doch authentisch ist ein Personaltrainer nur, wenn man ihm die Sportlichkeit auch ein wenig ansieht. Ich stand zu Hause vor dem Spiegel, zupfte an meinem Bauch herum, kaufte mir zu enge Jeans, schwelgte in schönen Erinnerungen und bekam davon richtig schlechte Laune. Mein Gefühl und mein Verstand flüsterten mir zu, dass es einen Weg aus diesem Dilemma geben müsste.

An diesem Tiefpunkt angelangt, erweckte ein Buch meine Aufmerksamkeit: Die Blutgruppendiät von Dr. D’Adamo. Peter James D’Adamo ist ein US-amerikanischer Forscher und Arzt der Naturheilkunde. Er gilt als weltweiter Experte der Glykobiologie. Nach seinen Erfahrungen und Erkenntnissen sollte sich die Ernährung eines Menschen nach seiner Blutgruppe richten. Mich beeindruckten in seinem Buch die biochemischen Zusammenhänge zwischen der Ernährung und dem Immunsystem. Ich hatte wieder Hoffnung auf ein gesünderes Leben – das Leben eines aktiven Menschen mit der Blutgruppe 0. Für mich begann nun ein spannendes Experiment: Schrittweise durchbrach ich meine Ernährungsgewohnheiten. Meinen Kaffee ohne Milch trinken? Unmöglich! Auf meinen kurzfristigen Energiekick durch Nudeln verzichten? Ausgeschlossen! Ich fluchte und ich verzweifelte fast, bevor ich mich endlich sammelte. Viele Lebensmittel wurden von meinem Speiseplan gestrichen: jene, die ich nicht mehr essen sollte, und andere, die mir einfach nicht schmeckten. Oft wurde ich in Versuchung geführt, wenn ich unterwegs war. Dann schlug ich mir entweder selbst auf die Finger oder riskierte gemeine Bauchschmerzen, die mich wiederum die ganze Nacht quälten. Ich wollte nicht länger der Spielball meiner körperlichen Probleme sein. Deshalb entwickelte ich einen starken Ehrgeiz, diese gesundheitliche Lernaufgabe zu einem guten Ende zu bringen. Die Verzweiflung wich, als ich kreativ wurde. Meinen Milchkaffee trank ich zunächst mit Mandelmilch. Später ersetzte ich den Kaffee durch Matcha-Tee. Meine Brötchen am Morgen backte ich selber aus Dinkelmehl. Mittlerweile gibt es gute Waren ohne Weizen in ganz normalen Bäckereien zu kaufen, was das Zeitmanagement im Alltag doch sehr erleichtert. Seit einem Jahr verzichte ich sogar weitgehend auf Gluten. Das bedeutet: Backwaren kommen nur noch selten auf den Tisch. Dafür esse ich jeden Tag eine Handvoll Walnüsse und eine große Schale Obstsalat zum Frühstück. Ich vermeide Fertignahrung und versuche, möglichst alles frisch zuzubereiten. Mein Nahrungsanteil an Obst und Gemüse ist dadurch noch einmal gestiegen. Hinzu kommen hochwertiges Fleisch, Fisch und Eier, welche durch ihren tierischen Eiweißanteil die Grundlage für meine sportlichen Höhenflüge sind.

Doch aller Anfang ist schwer. Zu der Müdigkeit und den Bauchschmerzen gesellten sich schlechte Laune und Kopfschmerzen. Erst nach sechs Wochen der Quälerei kam endlich der lang ersehnte Durchbruch. Mein Stoffwechsel fing an zu feuern. Die Schmerzen und Entzündungen wurden stetig weniger. Die Kraft kam zurück. Schon bald wurde aus dem Verzicht und Austausch von Nahrungsmitteln Genuss. Dazu begannen die Pfunde zu purzeln. Das Leben wurde leichter. Die Energie kam explosionsartig zurück. Nun musste ich lernen, diese Energie zu bündeln und zu halten. Meinen Trainingsplan stellte ich um von langen Ausdauereinheiten auf kurze, intensive Intervalle, die zeitlich gut in den Alltag mit Kindern und Beruf passten.

Zehn Kilo Körperfett hat mein Körper nach der zweiten Schwangerschaft durch die Nahrungs- und Sportumstellung endlich abgeschüttelt. In nur wenigen Wochen hatte ich mein Idealgewicht aus den Zwanzigern wieder. Muskeln kamen zum Vorschein, die hartnäckige Speckrolle um den Bauch verschwand und ich konnte endlich Sport auf hohem Niveau treiben. Ich entdeckte das Laufen wieder für mich. Laufen ist für mich heute die beste Möglichkeit, um Stress abzubauen. Seit ich weiß, dass ich die genetischen Voraussetzungen eines Urzeitkriegers in mir trage, kann ich viel besser mit der ständigen Adrenalinausschüttung und den damit verbundenen Emotionen umgehen. Mein hohes Energiepotential halte ich nun seit mehreren Jahren. Richtig krank war ich seither nicht mehr und leichte Erkältungen ziehen schnell vorüber. Auch der Blick in den Spiegel ist keine Qual mehr, sondern das stolze Ergebnis einer konsequenten Lebensstiländerung.

Der Blutgruppen-Code

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