Читать книгу Alles Alltag - Sascha Wittmann - Страница 18

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Fuck Bad Burgensee!

Also, das war doch wohl eine Frechheit: Ich und ein Burnout! Sicher nicht. Das ist doch nur eine Ausrede für Faule und Unfähige. Ich bringe sehr wohl meine Leistung! Schon seit Jahren. Und daran wird sich nichts ändern. Ich drehe nicht um Punkt siebzehn Uhr meinen Computer ab und verschwinde unauffällig. Ich nicht! Das ist in meiner Position ja überhaupt nicht drinnen. Nicht nur, dass die Arbeit erledigt werden muss, ich bin ja auch noch Vorbild für meine Mitarbeiter. Die ganz oben haben doch keine Ahnung, sitzen in ihren Luxusbüros mit Glasschreibtischen und sauteuren Bildern an den Wänden. Keiner sieht, wann sie kommen, wann sie gehen, sie geben nur irgendwelche sinnlosen Anweisungen und bringen Neuerungen heraus, damit man überhaupt merkt, dass sie da sind. Wir vom mittleren Management hingegen müssen schauen, dass der Laden läuft. Wir müssen die Mitarbeiter bei der Stange halten, damit nicht alle Fähigen sich einen besseren Job suchen.

Ob ich schlafen kann, hat er mich gefragt. Was geht den das an?! Ich frag ihn doch auch nicht, ob er regelmäßig scheißt. Dir kann ichs ja sagen: In letzter Zeit bin ich schon manchmal in der Nacht aufgewacht. Das ist aber auch kein Wunder, so wie es bei uns zugeht. Das ist kein Burnout, das ist normal. Wärs ihm lieber, ich würd mir keine Gedanken machen? Über Profitmaximierung und Einsparungsmöglichkeiten? So mitten in der Nacht kommen mir oft die besten Ideen. Ich schreib das eh nicht als Dienstzeit, also ist es auch ganz allein mein Kaffee.

Er tät mich bei einem Kurantrag unterstützen, ich solle das als zusätzlichen Wellnessurlaub sehen. Und dann gleich meinen restlichen Urlaub verbrauchen und Überstunden abbauen. Was glaubt denn der, warum ich achtundvierzig Tage und über hundert Stunden stehen habe? Weil ohne mich eben nichts geht! Weil irgendjemand die Arbeit machen muss, wenn die Kollegen krank sind oder mit ihren Kindern in den Urlaub fahren. Außerdem reicht mir ein verlängertes Wochenende in Istrien oder eine kurze Städtereise absolut, dann bin ich wieder voll fit. Das Ganze ist eine einzige Frechheit!

Vielleicht will er mich ja auch auf die Elegante abservieren. Kur und dann Urlaub und Zeitausgleich – vier Monate weg. Dann heißt es sicher: Sie ist nicht mehr so belastbar, sonst hätte sie die Auszeit nicht gebraucht. Außerdem hat sie die Entwicklung der letzten Zeit verpasst. Man weiß ja, wie schnelllebig unsere Branche ist. Ihre Vertretung hat sich so gut eingearbeitet. Und so weiter und so fort.

Nein, ich bin nicht paranoid. So läuft das einfach. Aber nicht mit mir! Ganz im Gegenteil: Ich werde nicht mehr später kommen, wenn ich am Abend vorher eine Veranstaltung hatte. Ich werde mir nie wieder eine verlängerte Mittagspause gönnen. Nur ja keine Angriffsfläche bieten. Ich werde allen beweisen, dass ich die einzig Richtige für den Job bin, dass ich besser bin als alle anderen.

Ich bin nicht am Zusammenklappen! Jetzt fängst du auch noch damit an! Wie soll ich sonst wohl reagieren, wenn man versucht, mich abzusägen? Ich bin stark! Ich brauche keine Hilfe! Ich mache keine Fehler! Und ich lasse mich schon gar nicht ausbooten! Ich will doch nur …

Was machst du? Du kannst doch jetzt nicht einfach gehen! Das ist so was von …

Warum sind nur alle gegen mich? Am liebsten würd ich jetzt schlafen gehen und erst in einer Woche wieder aufwachen. Und dann ist alles wieder wie vorher. Ich will das alles nicht mehr. Ich will … Ich brauche …

Ich will es überhaupt nicht ruhiger angehen!

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