Читать книгу Alles Alltag - Sascha Wittmann - Страница 4
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Super, dass du es endlich zu uns heraus geschafft hast! Setz dich doch, ich bring gleich den Kaffee.
Vor allem für die Kinder ist es natürlich ein Traum. Nicht mehr in der Stadt eingesperrt zu sein. Und erst die Luft hier draußen.
Die Nachbarn? Nein, die haben keine Kinder.
Sonst in der Siedlung? Das weiß ich nicht so genau, wir haben wenig Kontakt. Richtung Bundesstraße gibt es einen kleinen Spielplatz. Dort sind wir aber erst einmal vorbeigekommen, damals war da niemand.
Natürlich sind sie nicht alleine. So ein Blödsinn! Sie gehen ja in die Schule. Gabrielle hat dienstags »Jazz Dance« und donnerstags »Kreatives Gestalten«. Patrick geht in Judo und mit Gabrielle zum Basteln. Ich finde es total wichtig, dass die beiden mit anderen Kindern zusammenkommen. Aber sie sollen halt schon etwas Gescheites dabei machen.
Nein, das Fahren ist kein Problem. Wir haben ja einen Schulbus. Den hat die Gemeinde organisiert. Zu den Kursen am Nachmittag muss ich sie bringen, auch zu Patricks Wettkämpfen und Gabrielles Auftritten.
Magst du noch einen Kaffee? Oder einen Weißwein? Den haben wir jetzt im Keller. Der Makler hat uns gesagt, dass dieser Keller die ideale Temperatur für Wein hat. Wart, ich bin gleich wieder da.
Ja, da hast du schon recht, ohne Auto ist man hier aufgeschmissen. Das ist halt alles eine Sache der Einteilung. Im Moment habe ich den Wagen, sonst wäre ich nie rechtzeitig zurück, wenn die Kinder aus der Schule kommen. Ich habe auch Stunden reduziert, damit sich das ausgeht. Christian muss jetzt eben zum Bahnhof gehen, zwanzig Minuten in eine Richtung. Das ist der Ersatz für das Fitness-Center, lacht er immer. Bald werden wir uns ohnehin eine zweites Auto anschaffen, aber dann gleich eines mit Allradantrieb. Das zahlt sich hier heraußen schon aus. Im Winter wird es mühsam für ihn, ist es jetzt schon, wenn es regnet. Nur im Moment … Du kannst dir ja vorstellen, dass wir derzeit etwas kürzer treten müssen. Es ist sich alles ausgegangen mit dem Ersparten und dem Kredit, aber Polster haben wir keinen mehr. Doch das ist es wert. Allein, dass wir jetzt hier so auf der Terrasse sitzen können. Und der Blick! Da haben wir Glück gehabt, dass wir das Haus in der letzten Reihe direkt an den Feldern bekommen haben. Die werden auch nicht umgewidmet, das haben sie uns auf der Gemeinde fest versprochen.
Die Müllers links haben eine hohe Hecke, damit wir ihnen nicht in den Garten schauen können. Zur anderen Seite hin, da wohnen die Altenburgers, müssen wir erst einen Sichtschutz aufstellen. Das wird alles noch.
Findest du wirklich? Für mich ist der Garten gerade recht. Ich wollte ja nicht gleich Bäuerin werden. Nächstes Frühjahr setzten wir auf dieser Seite ein paar Sträucher, Himbeeren, Ribiseln. Auf der anderen Seite stellen wir ein Hochbeet auf.
Nein, Bäume dürfen wir nicht pflanzen, damit den Nachbarn nicht das Licht weggenommen wird. Steht in der Siedlungsordnung.
Im Garten spielen? Da hats am Anfang ein paar Probleme gegeben, weil die Altenburgers sich über den Lärm beschwert haben. Darum brauchen wir da ja noch einen Schutz. Und am Sonntag zwischen zwölf und zwei gehen sie jetzt auch nicht mehr raus, weil man die Mittagsruhe einhalten muss. Außerdem ist ohnehin nicht so viel Platz … Im Haus können sie dafür praktisch machen, was sie wollen. Das ist schon ein Vorteil gegenüber der Wohnung früher.
Du, wenn du noch einen Wein magst, nimmst dir einfach, dazu steht er ja da.
Geh, ein Glaserl geht schon, da kannst du noch fahren.
Die Janica, nein, die kommt nicht mehr. Glaubst du, die fährt da heraus? Vorerst muss ich halt selber putzen. Ist nicht so schlimm; mit der Zeit wird das alles.
Sicher ist es hier auch schwieriger, jemanden zum Aufpassen zu bekommen. Bisher sind wir aber ohnehin nicht so oft weggegangen. Für Christian ist der Tag mit der Fahrerei schon lang. Sich da noch einmal aufraffen … Dafür haben wir jetzt Platz für Gäste.
Ja, das mit den Parkplätzen ist so ein Problem. Natürlich hat jedes Haus eine Garage, aber wenn du zwei Autos hast …
Sag, was soll das eigentlich? Willst du mir mein Haus schlecht machen? Man pickt auf den Nachbarn? Ohne Auto ist man aufgeschmissen? In der Gegend ist nichts los, man muss also erst wieder in die Stadt, wenn man etwas unternehmen will?
Du bist doch nur eifersüchtig! Du mit deiner Dreizimmerwohnung in einem Ausländerviertel! Wir habens geschafft!
Nein, ich höre nicht auf. Wart einmal, bis du Kinder hast, dann wirst du nicht mehr darüber herziehen, wie wir jetzt leben. Dann wirst du auch aufs Land wollen!
Ja, vielleicht ist es wirklich besser, wenn du gehst, bevor wir noch ernstlich streiten. Du kannst ja wiederkommen, wenn du dich eingekriegt hast.
Blöde Gans. Soll sie doch in der versifften Stadt bleiben – und die anderen auch alle. Die sind uns das alles doch nur neidig!