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Drei herausragend schnelle Eishockeyspieler
ОглавлениеConnor McDavid: Der schnellste Mannschaftssport der Welt hat sich immer verändert. Hart war er immer, in den 1970er-Jahren wurde er brutal. Und in den 1990er-Jahren wurde Eishockey gebremst. Wer das Mitteldrittel kontrollierte, kontrollierte das Tempo und gewann das Spiel – 1:0, 2:1. Das Eishockey der Moderne ist so fair wie nie zuvor und schneller denn je. Verteidigerpylonen konnten noch um die Jahrtausendwende auf jedem Niveau mitspielen, weil Halten und Haken und Hacken toleriert wurde. Doch mittlerweile muss jeder schnell denken und schnell sein.
Der Schnellste unter den Schnellen ist Connor McDavid. Wenn der Kanadier im eigenen Drittel antritt, sieht es nicht selten so aus, als wäre die Partie samt aller Akteure in ein besonders unrealistisches Videospiel gebeamt worden, mit McDavid als Superhelden mit Superkräften. Das mag unfair gegenüber Howie Morenz, Syl Apps, Maurice Richard, Bobby Hull, Yvan Cournoyer, Bobby Orr, Paul Coffey und Mike Gartner sein, gegenüber all den Spielern, die allen anderen in den 1930er-, 1940er-, 1950er-, 1960er-, 1970er- und 1980er-Jahren davongeskatet waren, aber McDavid ist der Spieler, der Geschwindigkeit noch einmal neu definiert hat, weil er nicht nur schnelle Oberschenkel, sondern auch schnelle Hände und ein schnelles Auffassungsvermögen hat. Er selbst führt das darauf zurück, dass er die Zeit, in der seine Füße nicht in Schlittschuhen steckten, in Inlineskates durch Newmarket/Ontario gefahren ist.
Lediglich zwei Jahre seines Lebens ist er gerollt, gekrabbelt und auf seinen Füßchen gelaufen. Es muss eine harte Zeit gewesen sein, dann durfte er endlich rollen und skaten und daran arbeiten, irgendwann selbst die Besten seiner Gegenspieler zu verblüffen. „Er gleitet schneller, als viele von uns skaten können“, stellte Marc Scheifele von den Winnipeg Jets fest. McDavid beherrscht die Kunst, das Tempo steigern oder zumindest halten zu können, ohne ein weiteres Mal die Kanten seiner Schlittschuhe einsetzen zu müssen. Er selbst will noch schneller werden: „Jungs mit einem harten Schlagschuss hören doch auch nicht auf, an ihren Schüssen zu arbeiten.“
Pavel Bure: 250.000 US-Dollar haben die Vancouver Canucks an die Rote Armee gezahlt, um Pawel Wladimirowitsch Bure an die Westküste Nordamerikas zu holen. Selten wurde Geld in diesem Sport sinnvoller investiert. Mit dem schmächtigen, jungen Mann bekamen die Canucks einen Star, der die Leute in jedem Eisstadion auf der Welt von den Sitzen riss. „Als würde er aus einer Kanone geschossen werden“, stellte einer der Verteidiger fest, an denen er vorbeigeschossen war. Mitchell Meteor (Morenz), Flying Frenchman (Cournoyer) – die schnellsten Eishockeyspieler bekamen schon immer die schönsten Spitznamen.
Bure nannte man Rocket, the Russian Rocket. In der Deutschen Eishockey Liga hält Bure übrigens einen Rekord für die Ewigkeit. Drei Punkte pro Spiel wird kaum jemand mehr übertreffen. Die russische Rakete zündete allerdings auch nur einmal für den EV Landshut, schoss drei Tore und ward nicht mehr gesehen.
Kendell Coyne Schofield: Manon Rhéaume war die erste Frau, die in einem NHL-Spiel eingesetzt wurde. Am 8. August 1992 stand sie in einem Vorbereitungsspiel gegen St. Louis im Tor der Tampa Bay Lightning. Durchsetzen konnte sie sich aber in keiner Männermannschaft. 44 Sekunden war Maren Valenti 1998 im Trikot der Eisbären Berlin auf dem Eis zu sehen, ebenfalls in einem Vorbereitungsspiel. Beide waren hervorragende Eishockeyspielerinnen, in die Geschichte des Männereishockeys aber gehen beide als Marketinggags ein.
Und genau danach sah es auch aus, als Kendall Coyne Schofield beim All-Star-Spiel 2019 antrat. Doch dann trat die Olympiasiegerin zu ihrer Runde an und durchbrach nach nur 14.326 Sekunden die Lichtschranke. Im Feld der schnellsten Skater belegte sie Platz sieben. Gerade die Finals zwischen Kanada und Schofields Team USA zählen zu den spektakulärsten Eishockeyspielen der Neuzeit, erst mit ihrer schnellen Runde aber ersprintete Schofield sich und ihrer Sportart den Respekt, den sie längst verdient gehabt hätten.