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Drei herausragende Forechecker

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Frank Nighbor: Wenn ein Eishockeyspieler seine Karriere in der Mannschaft des Debattierklubs anfängt, sollte man erwarten, dass er später vor allem durch lange Streitgespräche mit Schiedsrichtern bekannt wird, oder als Vertreter der Spielergewerkschaft in langen Arbeitskämpfen. Vom Pembroke Debating Club Hockey Team aus aber wurde Frank Nighbor zwischen 1923 und 1937 zum besten Spieler, den heute keiner mehr kennt. Nighbor soll so elegant gespielt haben, dass er ohne Falte vom Eis gegangen wäre – selbst wenn er im Anzug gespielt hätte. In der Anfangszeit der NHL hat er mehr Tore geschossen, als Spiele absolviert.

Sein Vermächtnis aber ist sein Defensivspiel. Nighbor war der Erste, der Puckverluste mit einer Kehrbewegung provoziert hatte. Er wedelte mit seinem Schläger vor den Verteidigern hin und her. Zu Beginn waren seine Gegner so perplex, dass sie ihm den Puck freiwillig überließen. Als sie sich an seine Bewegungen gewöhnt hatten, erfand er den Poke-Check, indem er seinen Gegnern die Scheibe direkt vom Schläger gestochen hat.

Er war der erste Gewinner der Hart Trophy für den wertvollsten Spieler der Saison und der erste Gewinner der Lady Byng Trophy für den Spieler, der durch hervorragende sportliche Leistungen auffiel und durch vorbildliches Benehmen. Die Trophäe bekam er direkt von Evelyn Byng, der Vicomtesse Byng von Vimy überreicht. Sein Spiel soll die Lady Byng erst dazu inspiriert haben, die Trophäe zu stiften. Fünfmal durfte er den Stanley Cup in die Höhe stemmen. Als er 1966 schwer krebskrank auf einer Palliativstation lag, besuchte ihn ein junger Spieler namens Bobby Orr. Kurz darauf starb Frank Nighbor.

Pavel Datsyuk: Nach dem Spiel werden ihn viele deutsche Spieler um ein Foto bitten. Die ganz großen Superstars des Eishockeys sind in Pyeongchang nicht dabei gewesen – bis auf die Nummer 13 der Olympischen Athleten Russlands. Es sind Sidney Crosby, Alexander Ovechkin, Connor McDavid, in Toronto auch Auston Matthews, die unter Fans und Journalisten immer wieder die Diskussion um die Frage nach dem besten Spieler unserer Zeit bestimmen. Und dann ist da Pavel Datsyuk, für den sich wohl die Mehrzahl der Spieler und Trainer entscheiden würde.

Es gibt Menschen, die behaupten, dass niemand jemals besser mit dem Schläger hat umgehen können, und es gibt unzählige YouTube®-Videos, die genau das bestätigen. Datsyuks Tricks sind einzigartig, seine Penaltys ein Ereignis. Für einen Fernsehbeitrag wurde er gefragt, ob es denn stimme, dass er als Kind mit einem Gewicht an seinem Schläger Techniktraining absolvieren musste, um seine Handgelenke stärker zu machen. „Ja“, antwortete Datsyuk, „aber das war nichts Besonderes. In Russland hat das jeder gemacht.“

Das mag sein, aber selbst unter den russischen Spielern findet sich keiner, der sowohl den Puck und den eigenen Schläger kontrollierte als auch den Schläger seines Gegners. Von dem Moment an, in dem Datsyuk das Eis betritt, gehört der Puck ihm. Es spricht für seine Klasse, dass zwischendurch auch alle anderen den Puck berühren dürfen. Wenn auch nur kurz.

Allerdings gibt es ebenso offensichtlich Gründe, warum Datsuyk nie zum Superstar wurde. Sein stiller Charakter, sein unscheinbares Auftreten. Wahrscheinlich aber ist Datsyuk als Eishockeyspieler zu wertvoll, zu bedacht darauf, seine Fähigkeiten auch im Backcheck einzubringen. Unstrittig aber ist seine exponierte Stellung als Forechecker. Datsyuk nutzt sein herausragendes Stickhandling auch, wenn er den Puck nicht hat.

Der Weltmeister Datsyuk wird in den Triple Gold Club aufgenommen werden, die Detroit Red Wings haben ihm zwei Einträge auf dem Stanley Cup zu verdanken, er wurde dreimal zum defensivstärksten Stürmer gewählt und, wahrscheinlich weil es so schien, als gewähre er seinen Gegner immer wieder eine echte Chance, an den Puck zu kommen, viermal zum fairsten Spieler der NHL. Im Finale von Pyeongchang wird er in einer entscheidenden Szene dem unerschrockenen Yasin Ehliz den Puck abnehmen, so wie er es bei Jaromir Jagr, Ovechkin und vielen anderen Superstars gemacht hat. Ehliz sollte den Puckverlust als Auszeichnung akzeptieren.

Cam Neely: Ob das nun ein normaler Angriff war oder doch ein Forecheck, das war bei Cam Neely nicht immer klar. Der Flügelstürmer mit den Ausmaßen eines Bauernschranks legte sich den Puck selbst in der offensiven Zone noch einmal vor – und kümmerte sich nicht um den Verteidiger, der sich da bedauerlicherweise meist noch zwischen ihm und der Scheibe verlaufen hatte. Neely fuhr einfach durch seine Gegner hindurch. Dieses Talent machte ihn zu einem der wenigen Spieler, die auch als Ein-Mann-Forecheck funktionierten.

Neely war stark, furchtlos, schnell und ein gefährlicher Torjäger, noch beeindruckender als seine Zahlen in der regulären Saison (395 Tore in 726 Spielen), sind seine Play-off-Statistiken: Der Ausnahmespieler der Boston Bruins traf 57-mal in 93 Partien. Neely aber konnte zu viel. Er war nicht nur immer im Auge Sturms, er war der Sturm. Und bei den Hartford Whalers, einem der gehassten Rivalen der Boston Bruins, gab es jemanden, der sich diesem Sturm entgegenstellte. Mit allen Mitteln.

Neely und Ulf Samuelsson bekriegten sich bei jedem Aufeinandertreffen und dass es Samulesson nie zum Äußersten kommen ließ und jeden Faustkampf verweigerte, trug nicht zur Beruhigung bei. Erst am Rande einer Massenschlägerei mit den Whalers verpügelte Neely den großen Schweden. Samuelsson wurde nach Pittsburgh zu den Penguins abgegeben, einer Mannschaft mit weitaus größeren Ambitionen und einer Mannschaft, die bei den Bruins ähnlich unbeliebt war wie die Whalers. Nachdem Neely bereits 13 Tore in zwölf Play-off-Spielen geschossen hatte, trafen sie im Mai 1991 im Halbfinale um den Stanley Cup erneut aufeinander. In Spiel drei der Serie (Boston führte 2:0) erwischte Samuelsson Neely im offenen Eis.

Sein Kniecheck beendete nicht die Saison Neelys und verhinderte auch nicht, dass er es im Laufe der Serie noch einmal an Neelys anderem Bein versuchte. Mit etwas Verspätung beendete er Neelys Karriere. Er kam noch einmal zurück, schoss noch einmal 50 Tore in 50 Spielen, erholte sich aber nie mehr von den Verletzungen und musste seine Karriere im Alter von 31 Jahren beenden. Viel zu früh für einen der komplettesten Angreifer, der das Spiel jemals gespielt hat. Seine Nummer acht werden die Bruins nicht mehr vergeben.

Und so brutal, dumm und gefährlich die Männerkultur im Eishockey oftmals und zu Recht wirken mag: Hätte sich Samuelsson jedes Mal gestellt und Verantwortung für seine grenzwertigen Fouls übernommen, hätte diese Feindschaft niemals so traurig enden müssen.

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