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1.2 0:04 ICING

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Christian Ehrhoff nimmt den Puck an, legt ihn sich auf die Vorhand, holt aus und schießt die Scheibe die Bande entlang, tief ins Drittel der Olympischen Athleten aus Russland. Ein Linienrichter kann dem Puck gerade noch ausweichen. Er pfeift, als das schwarze Hartgummi die Torlinie überquert.

In einer Zeit, in der man noch nicht meinte, Eishockeyfans mit den größten Hits aus der Samplerreihe „Mallorca XXL“ dauerbeschallen zu müssen, bestand eine der Hauptaufgaben der Stadionsprecher darin, unerlaubte Weitschüsse anzusagen. Immer, wenn eine Mannschaft den Puck aus der eigenen Hälfte hinter die gegnerische Torlinie jagte, meldete sich der Stadionsprecher: „Icing!“

Die entsprechende Regel ist nicht so alt wie das Spiel selbst und wie so viele andere machte der Pragmatismus der Teams ihre Einführung unvermeidlich. In einem Spiel in der NHL-Saison 1936/1937 trafen die Boston Bruins und die New York Rangers aufeinander und nachdem die Rangers sich durch damals noch erlaubte Weitschüsse 61-mal befreit und 3:2 gewonnen hatten, kündigte Charles Adams, der Besitzer der Bruins, an, es beim nächsten Mal genauso machen zu wollen. Das Ergebnis im Madison Square Garden: 0:0 dank 87 erlaubter Weitschüsse der Mannschaft aus Boston.

In der darauf folgenden Saison führte die NHL die Icingregel ein, die die Taktik verhindern sollte, den Puck einzufrieren (to ice). Seither wurde die Regel mehrmals verändert: Seit 1939 dürfen sich Mannschaften in Unterzahl ohne Konsequenzen durch Weitschüsse befreien (eine Reaktion auf das tödlich effiziente Powerplay der Montreal Canadiens in dieser Zeit). Lange Zeit musste der Verteidiger den Puck noch berühren, bevor ein Linienrichter das Spiel unterbrechen konnte, ehe es im gegenüberliegenden Drittel fortgesetzt wurde.

Doch die Rennen um die Scheiben wurden immer gefährlicher und nachdem der Tscheche Ludek Cajka in die Bande gekracht war, sich dabei schwere Verletzungen zuzog und Wochen später starb, führte der Weltverband die No-Touch-Regel ein. Es reichte, wenn der Puck die Torlinie überquerte. „Icing!“

Später wurden Mannschaften dazu noch doppelt bestraft, indem ihnen die Möglichkeit eines darauf folgenden Wechsels verwehrt wurde. Aber natürlich fanden Spieler und Trainer auch diesmal eine Möglichkeit, die Regel im eigenen Sinne abzumildern. Vielleicht ist es aber auch nur Zufall, dass Torhüter gerade dann Probleme mit der Ausrüstung haben, wenn sich ihre Vorderleute gerade eben das vierte Icing in Folge geleistet haben und ganz dringend ein großes Sauerstoffzelt bräuchten. Während ein Betreuer die gerade in diesem Moment gelockerten Beinschienen wieder festzurrt, kommen dann selbst die Gelegenheitsraucher unter den Kollegen wieder zu Atem.

Noch später kam die Hybrid-Icing-Regel hinzu, die immer dann zum Leben erweckt wird, wenn ein Angreifer einem aus der eigenen Hälfte geschossenen Puck hinterherjagt und eine gedachte Linie zwischen den zwei Bullypunkten im gegnerischen Drittel vor dem ersten Verteidiger überquert. Die Sprints wurden damit weiter nach vorne verlagert. Trotzdem ist die Icingregel wieder ein bisschen gefährlicher geworden. Auch für Linienrichter, die sehr viel mehr laufen müssen, um stets auf Höhe des Pucks zu bleiben.

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