Читать книгу Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft - Simone Stöhr - Страница 16
Mittwoch, 13.08.2008 Boston, 10:20 Uhr
ОглавлениеCatherine hatte mehr als nur schlecht geschlafen. Immer wieder war sie aufgewacht und hatte an Mike denken müssen. Dass sie ihn plötzlich einfach nicht mehr erreichen konnte und er sich nicht mehr meldete, machte ihr sehr zu schaffen. Er war ihr Halt und auch, wenn er nicht mehr von ihr wollte, so brauchte sie ihn dennoch um weiterzumachen. Er wusste gar nicht, wie sehr sie ihn brauchte. Egal, wie oft sie es noch probierte, er war einfach nicht erreichbar. Anfangs war noch belegt, aber dann klingelte es einfach nur noch durch. Auch jetzt, als sie es probierte, war es nicht anders. Mike war entweder ständig unterwegs oder er wollte einfach nicht ans Telefon. Enttäuscht wählte sie schließlich seine Handynummer. Vielleicht konnte sie ihn dort erreichen. Es dauerte nur Sekunden, bis sich schließlich Mike auch meldete.
„Carrington. Hallo?“
Alleine schon seine Stimme sorgte dafür, dass Cathy sich besser fühlte. Endlich konnte sie ihn hören und er war greifbar für sie.
„Hallo Mike, ich bin es. Ich versuche dich schon mehrmals auf der New Yorker Nummer, aber ich kann dich nicht erreichen.“
„Hi Cathy, ich bin viel unterwegs und habe dir doch deshalb meine Mobilnummer gegeben. Darauf kannst du mich so gut, wie immer erreichen. Wie geht es dir?“
„Es geht mir gut, aber mein Verstand ist plötzlich so klar und ich denke viel nach. Willst du mich wirklich zu dir nehmen? Ist dir das nicht zu viel? Ich würde das verstehen!“
„Catherine ich habe dir versprochen, dass ich mich um dich kümmere und ich halte auch meine Versprechen. Ich habe bereits einen Therapieplatz für dich gefunden, der nicht endgültig ist, wenn du nicht willst. Und bin gerade dabei es uns etwas gemütlicher zu machen. Lass dich überraschen! Ich denke es wird dir gefallen und jetzt höre mit den Grübeleien auf und freue dich auf New York.“
„Wirst du mich abholen?“
„Ich kann es dir noch nicht versprechen. Es hängt davon ab, wie schnell die Möbelpacker hier vorankommen. Aber ich werde es versuchen. Ansonsten schicke ich dir geeigneten Ersatz. Darauf kannst du dich verlassen. Wie fühlst du dich momentan? Ist in der Klinik alles in Ordnung?“
„Mach dir keine Gedanken. Man kümmert sich bestens um mich. Es geht mir auch gut. Ich habe zumindest nicht mehr das Gefühl, dass ich Drogen brauche, trotzdem ist das Gefühl, davon nicht mehr abhängig zu sein, sehr neu für mich und ungewohnt. Ich denke das gibt sich mit der Zeit. Wie geht es Mum?“
„Sie ist gestern aus dem Krankenhaus entlassen worden. Dein Vater muss noch etwa eine Woche bleiben. Sie hat alles gut weggesteckt und ist froh zu wissen, dass du jetzt einen Entzug machst.“
„Das ist gut zu wissen. Ich mache mir solche Vorwürfe wegen ihr. Ich wollte ihr nie etwas Böses.“
„Cathy“, unterbrach Mike sie „das ist jetzt vorbei. Sie weiß es und alles andere ist Vergangenheit. Versuche jetzt dein Leben in den Griff zu bekommen und du machst ihr die größte Freude. Martha liebt dich über alles und es hat ihr wirklich weh getan, dass sie mit ansehen musste, wie dein Leben den Bach runterging. Beweise ihr, dass du es ernst mit deinem Entzug meinst und alles andere ist längst vergessen. Sie vertraut dir und ich vertraue dir auch. Du kannst es schaffen und mehr als es ernsthaft zu versuchen, erwarte ich auch nicht von dir.“
„Mike ich hoffe ich kann dir das irgendwann wieder zurückgeben, was du mir gerade tust. Ich bin wirklich froh, dass du für mich da bist!“
„Mach dir keine Gedanken. Ich hätte das schon viel früher machen sollen. Irgendwie ist es auch meine Schuld. Also halt noch durch, morgen Abend bist du schon in New York und da warten einige Überraschungen auf dich. Bis morgen, Cathy!“
„Bis morgen!“, sprach sie ihm nach und legte auf. Dr. Briskow stand nicht weit entfernt und nahm ihr das Telefon ab. Noch einen Tag und dann würde sie Mike wieder sehen. Es waren nur noch Stunden, die sie durchstehen musste. Das war allemal weniger als eine unbestimmte Zeit, die sie Jahre zuvor durchlebte.