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JOHAN KUGELBERG

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Der in Schweden geborene und in New York lebende Johan Kugelberg führt ein faszinierendes Leben, das er dem Sammeln und Schreiben über seine Entdeckungen für das Retro-Magazine Ugly Things und den aufwändigen Fotobänden, die er herausgibt, ebenso wie dem Organisieren von Ausstellungen und dem Kompilieren von Reissue-Anthologien widmet. Eine schlaue »kapitalistische Investmentpolitik« ermöglicht es ihm, die beneidenswerte Position getreu dem Motto seiner Frau »Warum weniger zahlen?« zu leben. Anders ausgedrückt: Statt wie der typische finanziell gebundene Sammler (sagen wir, ich) vorzugehen, also z. B. in Läden und Trödelkellern umherzustreifen, geht er direkt zu den Händlern und Sammlern, die bereits die harte Vorarbeit erledigt haben. Oder er bietet bei Auktionen sowohl online als auch offline permanent höher als andere.

Nachdem er in den 90ern für verschiedene Plattenlabels gearbeitet hat, ist er um die Jahrtausendwende in einen bestimmten Modus Operandi verfallen: Er konzentriert sich auf einen speziellen Bereich der Vergangenheit und gräbt alles dazu aus – nicht nur Platten, sondern auch Fanzines, Flyer und alle Arten von Erinnerungsstücken, die aus dieser Zeit stammen. Obskurer Punk (wie er ihn auf den Killed by Death-Compilations versammelt hat) oder DIY-Post-Punk waren Abstecher in diese Richtung, aber erst als er sich für die Frühzeit des Hip Hop interessierte, ist er die Sache systematisch angegangen: »Der Anspruch beim Eintauchen in Hip Hop war immer, ein substanzielles Archiv zusammenzutragen, das man an einer akademischen Institution unterbringen kann, ein gutes Buch zusammenzustellen und eine paar wirklich gute Reissues herauszubringen«, erklärt Kugelberg. Das Material, das er für die Born in the Bronx-Ausstellung und das dazugehörige Buch gesammelt hat – 500 Flyer, unveröffentlichte »Battle Tapes« aus den späten 70ern, Fotografien von Joe Conzo Jr., Magazine und Poster –, wurde letztendlich der Abteilung für Raritäten- und Handschriften-Sammlung der Cornell Universität gestiftet, wo sie im Frühjahr 2009 als Quelle für ein Seminar über die Geschichte des Hip Hop dienten. »Ich habe die Hoffnung, dass sich das auf andere Unis auf der Welt ausweiten lässt. Man braucht eine kritische Masse und muss diesen Aspekt der Geschichte von Minoritäten mit mehr Respekt und Achtung angehen.«

Wie viele andere Sammler und Kuratoren fürchtet Kugelberg den Verlust: »Ich habe Angst, dass etwas verloren geht. In der Vergangenheit habe ich mich mit frühem Jazz und Blues befasst, und ich habe Geschichten gehört von Sachen, die in den 50ern und 60ern in den Mülleimer gekippt wurden. Wichtige Foto-Archive, die in der Toilette der Zeit heruntergespült wurden.« Bei Projekten wie seiner Beteiligung an der Auktion von Punk-Erinnerungsstücken bei Christie‘s im November 2008 (es gab alles von Bondage-Hosen von Vivienne Westwood über Buttons von den Buzzcocks bis hin zu Flyern aus Max‘s Kansas City) hat er die Nachwelt im Auge. »Ich denke, dass es im Fall von Punk wichtig ist, für zukünftige akademische Bestrebungen in diesem Bereich eine kritische Masse zu erreichen, also braucht man Leute aus dem Establishment wie Christie‘s. Wenn die Sachen in einem gedruckten Katalog auftauchen, ist das eine Dokumentation davon, was sie waren. Ich schneide mir vermutlich ins eigene Fleisch, wenn ich das sage, aber das ganze Zeugs wird weit unter Preis verkauft, verglichen damit, wie wichtig es ist.«

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