Читать книгу Geschichte der Juden Mitteleuropas 1500-1800 - Stefan Litt - Страница 24
d) Dänemark und Schweden
Оглавление1584
Aufnahme von Juden im dänisch-schaumburgischen Altona bei Hamburg
1622
Einladung des dänischen Königs Christian IV. an Amsterdamer sefardische Juden, sich in der neuen Festungsstadt Glückstadt in Holstein niederzulassen
1676
erste Juden in Kopenhagen
1692
Juden erhalten das Recht zur Niederlassung in Rendsburg
1774
König und Parlament in Schweden gestatten die Ansiedlung von Juden in Stockholm
Ansiedlung in Altona
In Hinsicht auf die Präsenz von Juden haben skandinavische Länder erst sehr viel später eine Rolle gespielt als das übrige Europa. Dänemark hatte durch seine Nähe zu den mitteleuropäischen Zentren jüdischen Lebens diesbezüglich eine Vorreiterrolle. Die Ausbreitung jüdischer Ansiedlungen erfolgte, bedingt durch die geografischen Besonderheiten Dänemarks, vom Süden. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein verliefen die dänischen Grenzen sehr viel südlicher als heute, so dass der Flecken Altona indirekt und ab 1640 direkt zum dänischen Königreich gehörte. Die Aufnahme von Juden in diesem Ort durch den schaumburgischen Grafen und den dänischen König 1584 stellt somit die erste offizielle Anwesenheit von Juden in dem Herrschaftsgebiet eines skandinavischen Reiches dar. Durch die Nähe und Bindung zu Hamburg sollte diese Gemeinde jedoch für Dänemark weniger eine Rolle spielen als für den Hamburger Raum und Norddeutschland insgesamt.
Sefarden in Glückstadt
Im Jahr 1622 entschloss sich König Christian IV., unter den Amsterdamer sefardischen Juden Interessenten für eine Ansiedlung in der zwei Jahre zuvor gegründeten holsteinischen Festungsstadt Glückstadt zu finden, indem er eine offizielle Einladung an diese verfassen ließ. Offenbar versuchte er damit die Vormachtstellung Hamburgs im Handel streitig zu machen. Auch wenn einige Familien dem Ruf folgten: Weder die Stadt noch die Gemeinde erlangten den Status, den sich der König und seine Berater erhofft hatten. Erst zum Ende des 18. Jahrhunderts bewohnte auch eine Anzahl aschkenasischer Juden in Glückstadt.
Siebzig Jahre darauf wurde den Juden die Niederlassung in der Festungsstadt Rendsburg gestattet. Die Konditionen waren verhältnismäßig günstig und so verwundert es nicht, dass die formelle Öffnung der Stadt bald darauf Juden anzog und sich seit 1712 nachweislich mehrere jüdische Familien in der Stadt aufhielten. Die so entstandene Gemeinde hatte über 300 Jahre Bestand.
Ansiedlung in Kopenhagen
Erst viele Jahrzehnte nach dem Beginn jüdischen Lebens in den südlichen Herzogtümern Schleswig und Holstein kamen die ersten Juden dauerhaft nach Kopenhagen. Diesmal sollten es die Aschkenasen sein, die hier den Grundstein für eine lange jüdische Präsenz legen sollten. Seit 1676 gab es Juden in der dänischen Hauptstadt, allerdings sollte das Wachstum dieser Gemeinschaft anfangs noch recht langsam bleiben, da es vonseiten der lutherisch geprägten Gesellschaft immer wieder einzelne Widerstände gegen die Ansiedlung von Juden gab. 1682 lebten sieben jüdische Familien in Kopenhagen, 1694 waren es zwölf, und für 1711 nimmt man bereits etwa 350 Individuen an. Im Jahr 1760 waren es bereits um 700 und 1787 dann ca. 1200. Mit diesen Größenordnungen, die höchstens die Verhältnisse deutscher Residenzstadtgemeinden am Ende des 18. Jahrhunderts übertrafen, war und blieb die Gruppe in Kopenhagen dennoch immer die bedeutendste Dänemarks. Andere Gemeinden bildeten sich in Ribe, Fredericia, Nakskov, Randers, Aalborg, und noch einigen anderen Orten, hatten aber mit 50 – 300 Mitgliedern sehr viel bescheidenere Dimensionen.
Erste Juden in Schweden
In Schweden setzte die Besiedlung durch Juden erst sehr viel später ein, bedingt durch die über Jahrhunderte andauernde ablehnende Haltung der lutherisch geprägten Landespolitik. Offensichtlich hatte es schon im 17. Jahrhundert Versuche einzelner Juden gegeben, sich nördlich der Ostsee niederzulassen, wovon ein Dekret von 1685 zeugt, das ihnen jeglichen Aufenthalt in Schweden verbot. Erst der aus dem Brandenburgischen stammende Aaron Isaak aus Treuenbrietzen (1730 – 1816) konnte 1774 aufgrund seines beruflichen Könnens als Medailleur und Steinschneider sowohl das schwedische Parlament, wie auch den aufgeklärt-absolutistischen König Gustav III. (1746 – 1792) überzeugen, die traditionell ablehnende Haltung zu ändern, erhielt einen Schutzbrief und konnte noch weitere Familien aus Deutschland nach Schweden holen. Damit war der Grundstein der Stockholmer Gemeinde gelegt. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts und letztlich auch darüber hinaus war jedoch die jüdische Gemeinschaft in Schweden nicht von herausragender Bedeutung für das europäische Gesamtbild.