Читать книгу Scriptor Praxis: Urheber- und Medienrecht sicher umgesetzt im Schulalltag - Stephan Rademacher - Страница 5

Einleitung

Оглавление

Wenn man sich an die ganzen Rechtsvorschriften hielte, dann dürfte man ja für den Unterricht gar nichts mehr kopieren! So oder ähnlich hört man es immer wieder, wenn Lehrerinnen und Lehrer in Fortbildungsveranstaltungen über urheberrechtliche Fragen sprechen. Viele geben an, mit dem Urheberrecht ganz „pragmatisch“ umzugehen, indem sie sich im Schulalltag einfach keine näheren Gedanken darüber machten, was erlaubt sei – und was eben nicht.

Woher rührt dieser Pessimismus? Zum einen sind es sicherlich die Rechtsvorschriften selbst, die bei vielen Lehrern Unbehagen auslösen und deshalb häufig nicht zu Rate gezogen werden. In seinem sehr lesenswerten Buch zum Schulrecht formuliert es Günther Hoegg so: „Ich sage es ungern, aber viele Lehrer haben ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Berufsrecht. […] Grundsätzlich werden die juristischen Vorgaben als unangenehme Beschränkung empfunden und nicht als Stütze, die das Handeln erleichtern.“1 Zum anderen ist es aber sicher auch die Rechtsmaterie selbst, zählt doch gerade das Urheberrecht zu einem besonders „dynamischen“ Rechtsgebiet, das sich immer wieder den neuen technischen Errungenschaften stellen muss und daher eine ständige Veränderung und Überarbeitung erfährt. Dass diese Veränderungen zu komplexen und z. T. kaum noch verständlichen Rechtsvorschriften führen, ist eine negative Folge dieser Entwicklung.

Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden, Licht in das scheinbar so dunkle Urheber- und Medienrecht zu bringen. Es soll gezeigt werden, dass gerade die Rechtsvorschriften zum Urheberrecht vor allem eine Stütze – und eben nicht Beschränkung – im Berufsalltag der Lehrerinnen und Lehrer sind, indem sie für viele Praxissituationen recht genau vorgeben, was erlaubt ist und was nicht. Wenn dieses Buch die Leserinnen und Leser zudem noch ein wenig für die ungemein spannenden Fragen des Urheber- und Medienrechts begeistern kann, hat es das Ziel mehr als erreicht.

Die Inhalte dieses Buches wurden so ausgewählt und gegliedert, wie sie auch für die Lehrerinnen und Lehrer im Schulalltag von Bedeutung sind: Nach einem kurzen Blick auf die Grundlagen des Urheberrechts geht es um die Zulässigkeit von Vervielfältigungen für Unterrichts- und Prüfungszwecke sowie um die elektronische Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien, sei es in Form des E-Mail-Versands oder des Hochladens von Unterrichtsmaterialien auf eine Internetseite (E-learning). Sodann wird der Frage nachgegangen, unter welchen Voraussetzungen Filme im Unterricht oder bei sonstigen schulischen Veranstaltungen vorgeführt werden dürfen. Während mit diesen Themenbereichen wohl jede Lehrerin und jeder Lehrer im Schulalltag in Berührung kommt, richten sich die folgenden zwei Kapitel vor allem an diejenigen Lehrkräfte, die mit ihren Schülern Musik- oder Bühnenstücke aufführen oder die die Schulhomepage betreuen. Das zehnte Kapitel widmet sich sodann einem Problem, mit dem vor allem die Kollegen in den höheren Jahrgangsstufen häufig konfrontiert werden: der nicht gekennzeichneten Übernahme fremder Inhalte aus fremden Quellen. Im letzten Teil finden sich schließlich verschiedene Mustererklärungen, die unmittelbar im Schulalltag eingesetzt werden können.

Nicht näher thematisiert wird die spannende und wichtige Frage, wie Medienbildung bzw. Medienkompetenz, vor allem bezogen auf das „neue“ Medium Internet, im unterrichtlichen Alltag Berücksichtigung finden kann. Wer sich mit diesem Thema näher beschäftigen möchte und konkrete Praxisbeispiele sucht, wird auf die entsprechende Spezialliteratur verwiesen.2

Mit diesem Buch sollen in erster Linie die Praktiker des Schulalltags wie Lehrkräfte und Schulleitungen angesprochen werden, die tagtäglich mit Fragen des Urheber- und Medienrechts konfrontiert werden und ganz konkrete Antworten auf verschiedene Fragen suchen. Es soll aber auch denjenigen Lesern eine wertvolle Hilfe sein, die schon gewisse Vorkenntnisse haben und eine vertiefte Auseinandersetzung mit einzelnen Themen suchen. Aus diesem Grund gehen die Ausführungen in diesem Buch an der einen oder anderen Stelle über das Notwendigste hinaus.

Der umfangreiche Anmerkungsapparat mit Hinweisen auf Literatur und Rechtsprechung soll darüber hinaus Lust wecken, die eine oder andere Ausführung nachzuschlagen.

Dieses Buch ist erstmals im Jahr 2011 unter dem Titel „Urheber- und Medienrecht in der Schule. Grundlagen, Praxishinweise und Fallbeispiele“ als Schulmanagement-Handbuch Nr. 140 im Oldenbourg Schulverlag erschienen. Für die Neuauflage wurde es inhaltlich stark überarbeitet und an vielen Stellen ergänzt.

Mein herzlicher Dank gilt abschließend zum einen dem Team der Cornelsen-Redaktion, welches den Entstehungsprozess dieses Buches und die Veröffentlichung sehr professionell begleitete.

Zum anderen habe ich mich sehr über die Bereitschaft von Sebastian Pech vom Münchener Institut für Urheber- und Medienrecht e. V. gefreut, mich mit wertvollen Hinweisen zu der teils anspruchsvollen Rechtsmaterie zu unterstützen.

Schließlich möchte ich noch auf hilfreiche Formulare und Mustererklärungen hinweisen, die Sie im „Service Center Schulverwaltung Baden-Württemberg“ unter der Rubrik „Datenschutz“ im Internet finden können (zuletzt im September 2019 aufgerufen).

Schiffdorf, im September 2019

Stephan Rademacher

Scriptor Praxis: Urheber- und Medienrecht sicher umgesetzt im Schulalltag

Подняться наверх