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Arnika

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Arnica montana

Familie der Korbblütler - Asteraceae

Sie trägt das wilde Wesen des Wolfes in sich, nach dem sie benannt ist. Ihre Blüten sind wie gelbe Wolfsaugen, aus denen die eingefangene Bergsonne blitzt. Wolfsauge, Wolfesgelega, Wolfsgelb, alte Namen, die von der wilden, eigensinnigen, auch gefährlichen Kraft der Arnika erzählen. Wer sie einmal dort oben in den Bergen gesehen hat, vergisst sie sicher nicht mehr. Er wird spüren, dass sie eine starke Heilpflanze und Giftpflanze zugleich ist. Ganz öffnet sie sich der Sonne, strahlt selbst orange-gelb zurück. Und der Duft! Er ist wild, aromatisch, stärkend und aufrichtend. Je höher die Arnika ins Gebirge hinaufklettert, um so intensiver wird dieser Duft. Sie scheint darin all ihre Sonnenkräfte gesammelt zu haben.

Sie liebt diese Höhe und die intensive Bestrahlung der starken Bergsonne. Hier oben habe ich sie entdeckt als leuchtende Schönheit auf einer versteckten Almwiese. Sie teilt sich den moorigen, kalkarmen Boden mit vielen anderen Bergkräutern: dem stolzen Germer und dem blauen Enzian, dem weich-zarten, weißen Wollgras, den dunkelblauen Skabiosen, Scabiosa columbaria, den kleinen weißen Augentröstern, den hellgelben Tormentillen, den aufrechten Schachtelhalmen. Die hellgrüne Blattrosette aus 4 bis 6 Blättern hat die Bergarnika eng an den Boden gepresst, so als wolle sie sich zum Sprung abstützen. Der hohe, graziöse, ganz fein behaarte Stängel hält sich nicht lange mit der Bildung von Stängelblättern auf. Meist einmal, höchstens dreimal dürfen sich an ihm kleinere, gegenständige, eiförmige Blattpaare setzen und vor der Hauptblüte eventuell zwei gegenständige Blüten an kürzeren Stängeln. Dann aber geht es in kühnem Schwung hinauf, bis oft einen halben Meter über dem Boden, wo endlich die große Blüte die Knospe sprengt, um sich zur dottergelben Blume zu öffnen. Um Johanni, wo die Sonne ihre stärkste Kraft hat, möchte sich die Arnika ganz voll Sonnenkraft saugen. In den Wolfsnamen ist ihre ungestüme Kraft eingefangen, ihre Wildheit und Giftigkeit, in den Leopardennamen, die sie im englischen Sprachbereich trägt, ihre Eleganz und wilde Schönheit. Die Arnika steht in intensiver Beziehung zu vielen Insekten. Die zigbeinigen Gäste sind bunt gemischt: Falter, Bienen, Hummeln, viele Arten von Käfern. Sie alle sorgen für die Bestäubung. Für den Notfall, wenn schlechtes Wetter die Insekten nicht zum Blütenflug animiert, sorgt die Arnika selbst für ihre Bestäubung. Die röhrenförmigen Blütchen lassen klebrige Narbenäste zurückrollen, tasten damit die danebenstehenden Blüten ab und suchen sich dort den Blütenstaub. Gibt es dort keinen Blütenstaub, so krümmen sich diese Narbenäste so sehr, dass sie ihren eigenen Staub erreichen, um sich so selbst zu bestäuben.

Die Blüte der Arnika besteht in Wirklichkeit aus 50 bis 90 röhrenförmigen Einzelblüten, die sich auf dem Blütenboden zusammendrängen. Diese kurzen Blütchen werden von einem Kranz zungenförmiger Strahlenblüten umrahmt. Beide Blütenarten sitzen in einem grünen Hüllkelch. Das Ganze nennt man ein »Körbchen«. Daher der Name Korbblütler. Die Familie der Korbblütler ist zahlreich, viele unserer bekannten Heilpflanzen gehören ihr an. Wenn wir die Blütenkörbchen der Arnika zerpflücken, entdecken wir oft weitere Gäste der Pflanze. Die Arnikafliege, Tephritis arnicae, auch Bohrfliege genannt, legt besonders gern ihre kleinen schwarzen Larven hinein. Aus Arnikablüten, die zu Heilzwecken verwendet werden sollen, müssen diese Larven und kleinen Insekten herausgelesen werden, denn sie können möglicherweise die hautreizende Wirkung der Arnika sehr verstärken. Bei Medikamenten aus verlesenen Arnikablüten treten viel seltener Allergien auf als bei unachtsam verarbeitetem Pflanzenmaterial. Deshalb sind im deutschen Arzneibuch nur die ausgezupften Röhrenblüten zugelassen.

Eine Pflanze mit so starker Ausstrahlung hat die Menschen schon immer angezogen und sie zu vielen Namen angeregt. Die meisten beziehen sich auf die Heilkräfte der Pflanze: Wohlverleih, Fallkraut, Stichkraut, Wundkraut.

Der Name Schnupftabaksblume spricht die zum Niesen reizende Wirkung der zerriebenen getrockneten Blüten an. Auch als Tabakersatz scheint Arnika früher verwendet worden zu sein. Darauf deuten Namen wie Bergtabak und Rauchkraut. Auch im Italienischen und Spanischen finden sich solche Namen wie »Tabaco de montana«. Nach einem alten Rezept hat man die Arnikablüten mit Huflattichblättern und Königskerzenblüten zu einem Kräutertabak gemischt. Aber es gibt auch viele Namen, die sich auf die magischen Kräfte, die der Arnika zugesprochen werden, beziehen. Donnerwurz, Bilmeskraut, Kraftwurz, Wolfbanner, Johanniskraftblume.

Am Johannistag soll die Kraft der Arnika am stärksten sein. Sie gehört mit dem Johanniskraut, Hypericum perforatum, und dem Farnkraut, Dryopteris filix-mas, zu den magischen Kräutern, die schon seit sehr alten Zeiten zu Sonnwendritualen verwendet wurden.

Am Johannistag steckten die Bauern Arnikapflanzen um ihre Felder, um diese vor dem Korndämon, dem Bilmesschnitter, zu schützen. Dieser wilde Dämon in Gestalt eines Teufels mit Hörnern auf dem Kopf und Geißfüßen schleicht gerade in den Tagen um Johannis durch die Felder. Dann reitet er auf seinem Geißbock durch die Halme, bis sie alle schwarz sind. Manchmal bindet er sich Sicheln an die Beine und schneidet alle Halme zur Hälfte ab. Um diesem Unhold den Eintritt in die Felder zu verwehren, wurden die Arnikapflanzen als Wächter um die Felder aufgestellt. Wenn das Korn im Wind wogt, sich nach der einen oder anderen Seite neigt, dann streicht der Kornwolf durch das Getreide. »Er ist wieder da«, die Kinder werden gewarnt, in die Felder zu gehen, denn der große Wolf wartet nur auf ein Opfer. Er ist der Geist des Kornes, ist gefährlich, aber nützlich zugleich. Er verkörpert die Kraft der Getreidepflanzen, er gibt ihnen Energie zum Reifen und ist eine Erinnerung an den antiken Vegetationsgott Pan. Wehe er verlässt einmal das Feld, dann wird das Korn verdorren, und die Menschen im Dorf sind vor seinem Überfall nicht mehr sicher. Aber die Arnika, selbst eine Wolfspflanze, kann ihn dann hindern, sein Feld zu verlassen. Erst wenn das letzte Fleckchen Korn geschnitten ist, entwischt er, als großer, unheimlicher Schatten. Die Frauen scheuten sich, die letzte Garbe Korn zu binden, denn da »ist der Wolf drin«. Wenn sich die Schnitter um das letzte Stückchen ungemähtes Korn versammelten, hieß es: »Jetzt fangen sie den Wolf.« Oft band man auch die letzte Garbe in Form eines Wolfes zusammen, den man dann in den Wald stellte.

Doch bevor der Wolf entwischen durfte, entfernte der Bauer die Arnikapflanzen, die er rings ums Feld gesteckt hatte. Er bedankte sich bei der Wolfsblume, dass sie durch diesen Schutz zu einer guten Ernte beigetragen hatte, so berichten die alten Sagen.

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