Читать книгу Heile die Wunden deiner Kindheit - Susanne Huhn - Страница 38

Charlotte bindet sich selbst die Hände

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Charlotte hat einen vollgepackten Rucksack auf dem Rücken, haben Sie das bemerkt? Und mal ehrlich, nervt Charlotte Sie nicht auch ein wenig? Sie kauft sich keine Katze, weil ihre Mutter allergisch dagegen ist – was ist das denn für ein »magersüchtiges« Verhalten? Die Mutter lebt ja nicht einmal im gleichen Haus. Ist es vielleicht nur eine Ausrede? Charlotte lässt die Freundschaft zu Silvia im Sande verlaufen, dabei könnte sie sich ja auch selbst bei ihr melden. Sie geht davon aus, dass sie zu langweilig ist, dabei weiß sie gar nicht, welche Themen Silvia interessieren.

Charlotte verweigert sich reflexartig und zwanghaft fast alles, was sie nährt und was ihr guttut, gerade so, als wäre sie magersüchtig.

Haben Sie bemerkt, wie viel Charlotte darüber nachdenkt, wie sie auf andere wirken könnte? Der Lippenstift ist zu auffällig, ihre Themen sind zu langweilig, ihre Trinkgewohnheiten sind zu bieder … Sie geht trotzdem zu dem Treffen, und das ist ein sehr gesunder Impuls. Doch weil sie sich selbst schon entmutigt hat, ist sie nicht ganz bei der Sache. Sie wirkt im Gespräch vermutlich oberflächlicher, als sie es ist. Silvia kommt an diesem Abend nicht an sie heran. Charlotte hat dichtgemacht. Warum? Weil sie Angst hat, sowieso wieder verlassen zu werden, nicht gut genug zu sein, am Ende enttäuscht zu werden.

Und natürlich geschieht genau das. Das Werkzeug, das Charlotte aus dem Rucksack zieht, die scharfkantige Karokarte, um das Bild doch noch einmal aufzurufen, ist ihre selbst verordnete Ohnmacht. Sie leidet lieber, statt aktiv zu werden.

Heile die Wunden deiner Kindheit

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