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SIEBZEHN

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Ich hatte mir noch einen Espresso gegönnt und kramte in jedem Winkel meines Hirns nach möglichen Verbindungen der beiden Frauen. „Heidi“ war aufgrund der aktuellen Entwicklungen zwangsläufig zunächst in den Hintergrund gerückt, während die tote Lena Grimm natürlich sehr präsent war. Beide gaben mir nicht die Ruhe, hier unten weiter zu grübeln und doch zu keinem Ergebnis zu gelangen. Wie ein magnetischer Gegenpol zog mich mein Schreibtisch zurück. Ein eventueller Zusammenhang der beiden Funde schwang logischerweise mit und hatte das komplette Dezernat mobilisiert, noch einmal nach Spuren zu suchen. Die jüngste Leiche stand ab jetzt im Mittelpunkt und forderte die uneingeschränkte Aufmerksamkeit aller. Aufgrund meiner Funktion, war meine Anwesenheit an den Orten der Geschehnisse nicht erforderlich, was ich einerseits beruhigend empfand, da mir einiges an grausamen Wahrheiten erspart blieb. Andererseits nahm es mir in meinen Gedanken jede Realität und meine Intuition war auf nicht immer steuerbare Phantasien reduziert. So genoss ich diesen eher seltenen Moment der Einsamkeit im Büro und widmete mich ganz meiner Aufgabe im Innendienst, während die anderen draußen am Schauplatz waren. Beinahe in Echtzeit erreichten mich Notizen und Informationen von dort, die ich überprüfen sollte.

Die Beschreibung des Opfers passte tatsächlich sehr konkret zu Lena Grimm. Aktuelle Fotos gaben das wieder und hätten eigentlich für die Wiedererkennung ausreichen können. Aber das Gesetz sah entweder die Identifikation durch eine volljährige Person oder die DNA der Leiche vor. Es wäre für uns ein leichtes gewesen, ihren genetischen Fingerabdruck zu erheben. Wir hätten nur die Haar- oder Zahnbürste aus ihrer Wohnung auswerten lassen müssen. Aber Andreas und Frank wollten die Konfrontation mit Herrn Neyer, um sein Verhalten zu bewerten und es mit in die Untersuchungen einfließen zu lassen. Die Aufnahmen, die ich von meinem Smartphone inzwischen auf den PC geladen hatte, zeigten Lena Grimm kurz vor ihrer geplanten Reise. Sie sah strahlend schön aus und wirkte sehr glücklich. Die Bilder vom Fundort schafften es nicht, diese Schönheit zu verbergen. Wenn man die aktuellen körperlichen Spuren ihrer Verwesung ausblendete, konnte man selbst an dem geschundenen Körper ihr einstmals gutes Aussehen erahnen. Sie musste über einen hervorragenden Body-Mass-Index-Wert verfügt haben, der mich neidisch werden ließ. Ihr Hobby war offensichtlich gleichzeitig ihre Berufung gewesen. Sport war ihr Leben und ihre Leidenschaft gewesen.

Der Geschäftsführer des Studios, in dem sie bis zu ihrem Verschwinden nebenbei gearbeitet und Fitness- sowie Gymnastikkurse gegeben hatte, war noch nicht erreicht worden. Wahrscheinlich mied er den polizeilichen Kontakt, seit seinem Telefonat mit dem Beamten Börne. Aber auf solche Befindlichkeiten konnte ich keine Rücksicht nehmen. Der Besuch dort stand ganz oben auf meiner Liste, denn es lag tatsächlich nur wenige Meter von meinem Haus entfernt. Alleine dadurch war die Gefahr auch für mich plötzlich greifbar nah und es war nicht auszuschließen, dass wir es mit einem Mörder zu tun hatten, der sich Frauen einfach und wahllos von der Straße holte. Ich nahm mir vor, Herrn Neyer am nächsten Vormittag aufzusuchen und ihn zu bitten, noch am selben Tag in die Pathologie des Präsidiums nach Kalk zu kommen, um die Leiche als Lena Grimm zu identifizieren. Die Verwesung hatte noch nicht zur Unkenntlichkeit geführt. Allerdings war ihr Gesicht sehr stark angeschwollen und hatte deutlich von dessen Ursprungsform verloren. Die Augen waren nur noch schmale Schlitze in einem unstrukturierten Brei aus roten Blasen. Markante Gesichtszüge waren nicht mehr auszumachen und das Profil wirkte verzerrt. Aber es gab genügend andere Merkmale, sie zu identifizieren. Sie hatte zum Bespiel eine Besonderheit am Unterbauch, die so vermutlich einzigartig war. Kannte man sie unbekleidet, war sie genau daran wiederzuerkennen und könnte identifiziert werden. Dafür müsste der Beschauer allerdings zugeben, dass er diese Besonderheit kannte. Eine heikle Situation, auf die wir es morgen ankommen lassen mussten.

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