Читать книгу Sperrgebiet! - Susanne Klein - Страница 28
ZWEIUNDZWANZIG
ОглавлениеIch ärgerte mich noch eine ganze Weile über mein Verhalten und die Peinlichkeit, dass ich meine Freude eben so deutlich gespiegelt hatte. Meiner Motivation schadete das aber überhaupt nicht, denn ich setzte mich sofort an meinen Rechner, um die Bundesdatei nach vergleichbaren Informationen zu filtern. Logischerweise durchforstete ich zunächst die Vermisstendatei und gab alle verfügbaren Daten ein, die mir über Lena Grimm vorlagen. Die Todesursache sparte ich aus. Sie hatte ich mir bei dem heimlichen Blick in den gerichtsmedizinischen Bericht nicht erklären, geschweige denn merken können. Carlo musste her und ich entschied mich, sein Angebot zu einem gemeinsamen Bier zum Anlass zu nehmen. Am besten gleich heute. Dass ich mich über ihn geärgert hatte, weil er mir seinen Gehilfen geschickt hatte, statt die Gelegenheit zu nutzen, mich zu sehen, wusste er ja nicht. Eine Spur zu plump fiel ich mit der Tür ins Haus:
„Hi Carlo, wenn Du Lust hast, können wir gerne heute Abend spontan ein Bier trinken gehen. Mir wäre danach. Was hältst Du vom Brauhaus in Deutz um acht?“
Die kleine Pause, die er entstehen ließ, machte mich unsicher und verlegen. Ich hätte wenigstens fragen können, wie es ihm geht oder irgendwas anderes Belangloses, bevor ich ihn derart überrumpelte.
„Na klar, das passt mir perfekt – gerne bis nachher. Ich freue mich!“, grinste er in den Hörer und zerstreute damit sofort meine Bedenken.
„Treffen wir uns dort?“
„Jaaaaaaaaaa!“ Er unterdrückte seine Freude nicht. Das gefiel mir sehr und schmeichelte meinem eben noch angekratzten Ego.
Den restlichen Nachmittag verbrachte ich mit diversen Telefonaten mit belgischen Behörden, um mit meinem dürftigen Englisch Informationen zu den Hinterlassenschaften in der Wahner Heide zu erhalten. Das, was ich fragen wollte, sollte nicht das sprachliche Problem sein. Ich hatte jedes einzelne Wort auswendig gelernt – die Antworten machten mir weitaus mehr Sorgen. Da war es beinahe egal, ob sie auf Englisch oder Französisch in mein Ohr drangen und in meinem Gehirn Achterbahn fuhren. So richtig gut konnte ich beides nicht. Schon gar nicht, wenn es um Bomben, Handgranaten oder andere militärische Fachbegriffe ging. Aber ich hatte Glück. Eine nette Dame bei der Behörde in Brüssel verwies mich an die zuständige Verwaltung in Antwerpen. Sie gab mir sogar die direkte Durchwahl eines Sachbearbeiters, der Deutsch sprach. Dort erreichte ich auf Anhieb niemanden, sodass ich es später oder morgen wieder versuchen würde. Mein Date am Abend brauchte schließlich auch noch die nötige Aufmerksamkeit und einen Blick in den Spiegel.