Читать книгу Leefke - Suta Wanji - Страница 11

7. Kribbeln im Bauch

Оглавление

...Sehnsucht…..

Bente hatte die Übergriffe durch seine Frau mitbekommen und war zutiefst bekümmert. Er wusste, er konnte sie nicht mit all dem durchkommen lassen. Aber er hatte noch keine Ahnung, wie er es bewerkstelligen sollte, sie zu stoppen. Er brauchte Hilfe aus der oberen Welt, aber auch Hilfe aus der Mittwelt. An wen er sich in der oberen Welt wenden musste, das war ihm klar und für die Mittwelt hatte er sich auch schon jemanden ausgesucht, die Polizistin, die am Waldrand wohnte. Er beobachtete sie schon seit mehr als drei Jahrzehnten, nicht erst, seit Leefke aktiv war.

Er hatte mitbekommen, dass sie schon seit Monaten zu Haus war und ihre Tiere und ihren Garten pflegte, den Grund dafür kannte er nicht. Sie war ungefähr 50 Jahre alt, ungefähr sein Alter. Ihr Gang war an einigen Tagen mühselig, als hätte sie eine schwere Last zu tragen, an anderen Tagen sprintete sie förmlich durch den Garten und das Moor. Ihre Rubensfigur fand er sehr attraktiv. Sie hatte lange dunkle Haare, die ihr in Wellen bis tief in den Rücken reichten. Wie er, trug sie oft einen Zopf und eine Mütze. Er sah ihre Aura und das überraschte ihn sehr, fühlte er sich doch magisch von ihr angezogen. Anders als damals zu Leefke, die ihn und alle anderen Männer wegen ihrer Schönheit um den Verstand gebracht hatte, obwohl diese Frau seiner Ex in nichts nachstand.

Oft schlich er zu ihrem Haus oder zum Waldrand, um sie zu beobachten. Nachts stand er in ihrem Garten und beobachtete sie in ihrem Sessel, wie sie Musik hörte und träumte. Er beobachtete das Wechselspiel ihrer Mimik, sah Verzweiflung und auch ein Lächeln, das hier und da über ihr Gesicht huschte. Dann wäre er am liebsten zu ihr ins Haus gestürmt, hätte sie in seine starken Arme genommen und festgehalten und gestreichelt. In Gedanken malte er sich oft aus, wie er sie wohl ansprechen sollte, was er zu ihr sagen würde. Noch nie war er auf die Idee gekommen das Ganze auch in die Tat umzusetzen. Heute stand er wieder dort am Waldrand und beobachtete sie in ihrer Küche.

Tabea spülte die Reste ihres Abendessens durch den Küchenschredder und spülte ihre Kaffeetasse ab. Reent Saathoff hatte ihr telefonisch die Geschehnisse vom Buttfanger Hof mitgeteilt und so hing sie ihren Gedanken nach, als sie plötzlich meinte, etwas Oranges in der Ferne flackern zu sehen. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Schreck, sie fühlte tausend Gedanken durch ihren Kopf rasen, ihr Herz bubberte und ihre Gedärme verkrampften sich.

Sie konnte ihn in der Abenddämmerung sehen, den langen Mann mit dem Zopf. Er stand hinten am Waldrand und schien ihr Haus zu beobachten. Völlig regungslos stand er zwischen den alten Eichen, lässig an einen Baum gelehnt, den Blick auf ihr Küchenfenster gerichtet. Sie verharrte in ihrer Beschäftigung und starrte zurück. Dann trocknete sie die Hände ab, ging auf ihre Terrasse, stellte sich demonstrativ mit verschränkten Händen in ihren Obstgarten und starrte zurück. Das war aber auch alles, was sie an Mut aufbrachte.

Plötzlich schossen die Raben in der alten Kirsche neben ihr in die Luft und Tabea wendete kurz den Blick nach oben. Als sie zurück zum Waldrand sah, war er weg. Vergebens suchte sie den Waldrand mit den Augen ab, aber er war und blieb verschwunden.

Bevor sie ins Haus zurückging, fütterte sie die Pferde und das Geflügel und schob die Restmülltonne an die Straße. Sie blickte zu Tammes und Elfriedes Haus hinüber, aber Elfriede war noch nicht ins Haus zurückgekehrt. Auch auf dem Hof von Frieso sah sie nur Licht im Stall, dort waren noch die Betriebshelfer am Füttern und Melken. Rundherum waren die Höfe wie ausgestorben und sie fragte sich, ob es eine gute Idee gewesen war, zurückzukommen.

Nachdem sie die Ställe verschlossen und die Lichter ums Haus herum ausgeschaltet hatte, ging sie ins Haus, verschloss alle Türen und ließ die Rollläden runter und vergewisserte sich, dass kein Lichtschimmer nach draußen durchsickern konnte. Sie holte ihre Dienstwaffe und legte sie auf ihren Schreibtisch. Vor dem Abendbrot hatte sie bereits alle Fenster geöffnet und die Zimmerecken mit Tabak, Zeder und Salbei ausgeräuchert und dabei gebetet, eine Tradition, die sie von ihrem sibirischen Großvater übernommen hatte. Als sie jetzt im Haus war, bemerkte sie, dass die herbe Würze des Tabaks mit den Kräutern noch schwer in der Luft hing.

„Umso besser!“, sagte sie zu sich selbst, bevor sie in die Küche ging, sich mit Rotwein versorgte und zu ihrem Sessel schlurfte. Dort setzte sie sich hin, schlürfte ihren Wein und ließ noch einmal alle Morde Revue passieren, ebenso die Ereignisse auf ihrem Hof vor ein paar Wochen.

Plötzlich tauchte auch der Mann mit dem Zopf wieder in ihren Gedanken auf und sie stellte fest, dass er genau in ihr Beuteschema passte, nur dass sie seit Jahren keinen Mann mehr privat in ihrem Leben duldete. Sie hielt sich selbst für freundlich, positiv eingestellt, charmant und interessant, aber auch für sehr schwierig, da ihre Energien so schnell wechselten. Sie hatte trotz ihres stressigen Jobs viele Hobbies und wusste, sie machte ihre Sachen immer gut. Niemals fühlte sie sich als „Jack of all trades, and master of nothing“, etwas, was ihrem Sternzeichen ja gerne nachgesagt wurde. Sie hatte keine Lust, sich selbst auf eine Sache zu limitieren, zumal sie ja in vielen Bereichen gut war.

Nur für Männer schien sie kein gutes Händchen zu haben und irgendwann gab sie die Hoffnung auf, jemals noch denjenigen zu finden, mit dem sie ihre Freizeit teilen wollte.

„Vielleicht ist dieses Leben ja eins ohne Männer!“, tröstete sie sich selbst und irgendwann waren alle Gedanken an Männer aus ihrem Leben verschwunden.

Nicht mehr an Männer zu denken und das, was sie scheinbar entbehrte, verschaffte ihr viele Freiräume und sie lernte die Situation lieben. Heute dachte sie zum ersten Mal wieder an einen Mann. Sie fragte sich, was das wohl zu bedeuten hatte und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Als erstes würde sie Morgen die geplatzte Fahrt zum Tierheim Oldenburg nachholen.

Sie ging unter die Dusche und hüllte sich danach in einen kuscheligen Flanellschlafanzug, einen totalen Liebestöter, aber so anschmiegsam auf der Haut. Nach dem Zähneputzen besah sie sich noch einmal im Spiegel, murrte:

„Es gibt Schlimmeres“, flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu und stapfte in ihr Bett.

Bevor sie in einen tiefen Schlaf fiel, der sie die Ereignisse der letzten Wochen vergessen ließ, berührte sie sich selbst an allen weiblichen Stellen, die ihr Körper zu bieten hatte. Tabea fragte sich selbst, ob sie wohl jemals wieder die Berührung durch eine männliche Hand spüren würde.

Leefke

Подняться наверх