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14. Fliegende Schmetterlinge

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…..Topf und Deckel…..

Sie einigten sich darauf, dass er mit den Hunden in den Garten gehen und die Pferde versorgen würde. Sie wollte kochen und ließ sich von ihm alles zeigen.

Im Kühlschrank fand sie dicke Steaks mit Speckrand und feiner Maserung, so wie sie sie liebte. Tabea bestrich sie mit Knoblauchöl und Orangenpfeffer und stellte sie in den Kühlschrank zurück. Sie fand eine Friteuse und Wellenschnittpommes.

„Perfekt!“, strahlte sie in sich hinein.

Sie suchte sich die Zutaten für einen griechischen Salat zusammen und stellte das Endprodukt auf den Tresen, zusammen mit Teller und Besteck.

Draußen kläffte Peppi und versuchte erneut den alten Dobi zum Spiel zu animieren, der es jedoch spannender fand, jeden Busch und Baum zu markieren.

Ihre Blase machte sich bemerkbar und sie begab sich ins Bad. Auch hier war alles bemerkenswert sauber und perfekt aufgeräumt, nicht so wie bei ihr. Sie ließ den Blick schweifen und fand auf der Fensterbank einen Korb, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zog: Neue Haarbürste, neue Zahnbürste, ihre Lieblingstoilettenartikel incl. dem Parfum, das sie favorisierte. Er hatte sie also erwartet, dessen war sie sich sicher.

Peppi kam in die Küche gestürmt und hob ihre Nase in die Luft. Mit diesen Gerüchen, die aus der Küche strömten, konnte sie sich anfreunden. Der „Alte Junge“ lief hinter ihr her direkt zu seinem Fell vor dem Kamin.

Tabea hörte Bente die Haustür verschließen und die Stiefel ausziehen, irgendetwas dabei vor sich her brummelnd. Sie sah der riesigen Gestalt entgegen und stellte noch einmal fest, dass er alles besaß, um Frauenherzen schneller schlagen zu lassen. Er begab sich ins Bad und wusch sich die Hände.

„Wie möchtest du dein Steak?“, fragte sie ihn.

„Schön blutig, ich brat es selbst. Mach du deins fertig.“

Die Pommes wanderten in den Fritierkorb und sie erhitzte die Pfanne.

„Die Pferde sind versorgt. Vertragen sich gut, die beiden.“

„Wie die Hunde auch!“, stellte sie fest.

„Und wir beide? Vertragen wir uns auch?“

Verschmitzt sah er sie an.

„Du lebst doch noch, oder?“

„Musst du immer das Rauhbein raushängen lassen? Geht es auch netter?“

Ertappt starrte sie ihn an.

„Sorry, I am my own special creation oder wie heißt es so schön?“

„Sagte der Flegel!“, konterte er. „Aber du erwähntest ja schon deine Talentfreiheit diesbezüglich!“

„Sagte der Elefant im Porzellanladen!“, fegte sie im entgegen. Beide lachten. Und er fügte lächelnd hinzu:

„Na das ist ja dann geklärt. Wird bestimmt turbulent. Zwei Hitzköpfe prallen aufeinander.“

Schweigend aßen sie und sie staunte über die Mengen, die er verschlang.

„Sehr lecker!“, gab er anerkennend zu, was sie aber nur mit einem knappen „Danke!“ bedachte.

Sie genoss das Essen und seine Nähe. Lange hatte sie sich nicht mehr so wohl gefühlt in der Anwesenheit eines Mannes.

Nach dem Essen räumten sie gemeinsam auf und reinigten die Küche.


„Auf zum Sofa!“, verkündete er, „ich hol uns was zu trinken.“

Mit einer Flasche Havanna Club und 2 Gläsern kam er zurück. Er schenkte ein und reichte ihr ein Glas.

„Auf gutes Gelingen und neue Freundschaften!“, sagte er mit weicher Stimme.

„HC!“, stellte sie fest. „Wie so vieles andere, was ich mag. Hat ja schon fast was Bedrohliches.“

„Ich bin eben ein guter Beobachter!“, grinste er sie entwaffnend an. „Hast du Lust draußen zu sitzen? Ich hole Auflagen und Decken und mach den Feuerkorb an. Im Wintergarten ist es dann schön warm und wir können gemeinsam beratschlagen, wie wir vorgehen wollen. Und wenn es dir zu kalt ist, bin ich ja auch noch da.“

„Du scheinst dir deiner Sache ja sehr sicher zu sein. Ich denke Decken reichen, ich bin ja nicht aus Zucker!“

„Für mich schon, tief in meinem Inneren hab ich das Bedürfnis dir sehr nahe sein zu wollen.“

Am liebsten wäre sie ihm direkt in den Arm gesprungen und hätte ihm das Hemd vom Leib gerissen.

„Mir geht es auch so und das finde ich für mich sehr befremdlich.“

Sie sah ihn an.

„Aber Aaltje machte schon so merkwürdige Andeutungen.“

„Mir gegenüber auch, obwohl es schon sehr lange her ist. Ich kann mich an alles erinnern und finde es heute mit Dir so, wie sie es mir vorhergesagt hat!“

Sie setzten sich nebeneinander auf die Schaukel. Es fühlte sich für beide gut und richtig an.

„Wie hast Du die letzten Jahrhunderte überlebt?“, wollte sie von ihm wissen.

„Als Mensch oder als Wolf?“

Sie sah ihn mit großen Augen an. „ Wie? Als Wolf?“

Er antwortete mit einer Gegenfrage:

„Wie ist deine Verbindung zu den Wölfen? Verwandelst Du dich?“

„Nein, nichts dergleichen!“

„Da muss etwas sein, du bist eine Nachfahrin von Leefke und Aaltje, eine Rosien!“

Sie schaute ihn an und druckste herum.

„Karten auf den Tisch, Frau Hinrichsen!“, forderte er sie auf. „Und wieso überhaupt Hinrichsen?“ Sein Gesichtsausdruck ließ kein Zweifel daran aufkommen, er würde sie aus dieser Nummer nicht entlassen.

Sie spürte seinen Arm im Nacken und musste feststellen, wie verdammt gut es sich anfühlte.

„Ich schaue manchmal in den Spiegel und sehe das Gesicht eines Wolfes. Ich kann meinen Körper verlassen und als Wolf auf Reisen gehen, dabei bleibt mein menschlicher Körper zurück.“

Sie blieb wie er still und hielt ihm ihr leeres Glas hin. Er schenkte ihr ein und sie begann erneut.

„Woher wusstest du das?“

„Du bist eine Rosien, das ist eure andere Seite. Daher auch Euer Wappen, der Wolfskopf mit den Rosen.“

„Habt ihr auch ein eigenes Wappen?“

Er öffnete sein Hemd und zeigte ihr sein Amulett. Ein stehender Wolf umringt von Rosen war darauf abgebildet.

„Beide Stämme oder Clans gehören zusammen. Ihr Frauen tragt den Wolfskopf, weil ihr über den Geist reist. Wir Männer tragen den ganzen Wolf, wir verwandeln uns in Wölfe.“

Er wartete ihre Reaktion ab. Sie blieb still und kuschelte sich in seinen Arm. Das spürte er sehr deutlich. Beide genossen das Gefühl jemand Wunderbaren an seiner Seite zu haben. Irgendwann schlief Tabea ein und er zog sie an sich, um seine Nase in ihre Haare zu versenken. Was hatte er dieses Gefühl vermisst. Er wusste, das Alleinsein hatte ein Ende, da glaubte er Aaltje und seinem Bauchgefühl.

Tabea war fest eingeschlafen, so trug er sie zum Sofa und legte ihr ein Kopfkissen unter ihren Kopf, aus dem Schlafzimmer holte er eine Decke und deckte sie zu. Tabea bekam nichts mit, sie lächelte im Schlaf, öffnete leicht ihren Mund und begann zu schnarchen. Er lachte und fing an sich auszuziehen. Er musste ins Moor und laufen, während sie hier in Sicherheit schlief. Er würde sie beschützen und gemeinsam mit ihr Leefke stoppen. Nackt stand er auf der Terrasse und begann sich zu verwandeln. Ein paar Minuten später sprang ein gigantischer weißer Wolf über das Gatter und rannte ins Moor. Bald darauf drang klagendes Heulen aus dem Moor, der Alpha rief sein Rudel.

In den frühen Morgenstunden kehrte er zurück. Mit einer Leichtigkeit, die man einem Mann seiner Größe kaum zutraute, sprang er über das Gatter. An seine Verwandlung erinnerten nur noch seine dreckigen Füße und seine orangen Augen. Im Wohnzimmer fand er Tabea immer noch schlafend vor, das Schnarchen war jedoch leisem Grummeln gewichen. Er sah ihr eine Zeitlang zu und begab sich unter die Dusche. Er zog sich an und brühte sich frischen Kaffee auf. Mit gefülltem Becher setzte er sich in einen Sessel und beobachtete Tabea. Er wurde es nicht leid, sie zu betrachten.

Gegen fünf wurde Tabea wach und Peppi sprang sofort auf ihren Bauch. Tabea versuchte erfolglos die Hundeküsse abzuwehren. Sie nahm Peppi in den Arm und kraulte sie durch.

„Moin!“, brummte sie Bente entgegen.

„Kaffee? Und ebenfalls moin!“

„Kaffee wäre schön! Du bist früh wach und deine Augen sind orange!“, stellte sie schlaftrunken fest.

„Das ist die Leidenschaft. Wenn das Raubtier durchkommt, wechseln sie die Farbe.“

Sie zog die Decke über den Kopf.

„Das überfordert mich am frühen Morgen!“

Er lachte und füllte ihr einen Becher mit Kaffee und Sahne. Sie lugte unter der Decke hervor.

„Zum Anbeißen, und das früh am Morgen“, flüsterte sie leise vor sich hin.

„Danke, mein Angebot von gestern steht noch.“

„Ich geh lieber duschen“, quetschte sie zwischen ihren Lippen hervor.

„Mach das, ich deck das Frühstück auf.“

Sie verschwand im Bad und kurz darauf hörte er das Wasser rauschen. Sie duschte lange und es dauerte eine Zeitlang, bis sie endlich mit ihm am Tisch saß. Ihre Haare waren wild zusammen geknotet und sie sah hinreißend verpeilt aus.

„Wie wäre es gleich mit einem Spaziergang durchs Moor? Heute wird es schön, wir könnten die Pferde mitnehmen und zur Weide führen!“

Sie bestätigte nickend.

„Bist du morgens immer so still?“

Sie nickte.

„Glaub mir, das ist besser so. Mit mir ist morgens nicht gut Kirschen essen. Ich brauch lange, bis ich im Leben angekommen bin.“

„Ein Morgenmuffel also!“

„So heißen wir, glaub ich zumindest“, seufzte sie in ihr Käsebrot.

Den Rest des Frühstücks schwiegen sie, aber beide genossen die tiefe Verbundenheit zum Anderen.

Nach dem Frühstück räumten sie gemeinsam auf und zogen Jacken und Schuhe an. Sie fütterten die Pferde mit Hafer und brachten sie dann zur Koppel. Der Morgen zeigte sich von seiner besten Seite und so zogen sie gemeinsam mit den Hunden ins Moor. Der „Alte Junge“ trottete langsam hinter ihnen her, während Peppi Ast um Ast zu Bente schleppte und auf seine Wurfgeschosse wartete.

„Es ist einfach schön mit Dir und den Hunden morgens durchs Moor zu streifen, Tabbi!“

Er blieb stehen und sah zu ihr runter.

„Könnte für mich ein morgendliches Ritual werden.“

„Ich genieße es auch!“

Nach einer Stunde waren sie zurück und Bente bereitete einen Sanddorntee für sie zu, während Tabea die Hunde fütterte.

Sie setzten sich aufs Sofa und Bente platzte heraus.

„Ich möchte, dass du für die nächste Zeit zu mir ziehst. Hier gibt es Telefon und Internet, du bist nicht von der Außenwelt abgeschlossen. Ich habe hier alle Unterlagen der letzten vierhundert Jahre, die uns weiter helfen werden. Außerdem habe ich immer ein Auge auf Dich gerichtet, damit du keine blödsinnigen Alleingänge startest, denn das war dein Ausritt gestern!“, fügte er

grinsend hinzu. Sie war völlig perplex, hatte aber nichts dagegen zu setzen. So beschlossen sie zu ihrem Haus zu fahren und Sachen einzusammeln, die sie benötigen würde. Peppi sprang in den Kofferraum des SUV, der „Alte Junge“ blieb allein auf seinem Fell zurück.

Sie fuhren zu ihrem Haus und Tabea telefonierte mit ihrer Nachbarin, um die Versorgung ihrer restlichen Tiere für die nächsten Tage sicher zu stellen. Während sie Kleidung für die nächsten Tage in einen Rucksack stopfte, schaute er sich um. Sie gingen gemeinsam in ihr Arbeitszimmer und suchten das Material zusammen, das ihnen von Nutzen sein könnte. Nach einer knappen Stunde waren sie fertig und verschlossen das Haus. Ein mulmiges Gefühl beschlich sie, sie hatte noch nie mit einem Mann unter einem Dach gelebt. Das würde eine völlig neue Erfahrung werden!

Zurück in Bentes Haus zeigte er ihr sein Arbeitszimmer und Tabea war überwältigt. Der Raum war mindestens 30 qm groß, alle Wände gespickt mit Bücherregalen, vom Boden bis zur Decke. Uralte und auch neuere Bücher fand sie dort. Vor dem Fenster stand ein riesiger alter Schreibtisch, auf einem Nebentisch modernste EDV. Mitten im Raum führte eine Wendeltreppe nach oben. Sie sah ihn fragend an.

„Geh nach oben und schau dir alles an. Dort oben findest du 400 Jahre Dorfgeschichte und vieles mehr. Lass dir Zeit! Ich zaubere in der Zwischenzeit etwas zu essen für uns.“

Damit drehte sie sich um und sie hörte ihn in der Küche hantieren. Nach fünf Minuten war er zurück und hielt ihr ein Weinglas entgegen. „Magst du, weiß ich!“

Sie nippte am Glas und stellte fest, er hatte nicht zu viel versprochen. Der Raum oben hatte gigantische Ausmaße, er schien fast die Grundmaße des gesamten Hauses einzunehmen. In der Mitte ein sehr dicker Teppich mit vielen Kissen und Decken. Bücher über Bücher an den Wänden, eins älter als das andere.

„Wovon lebst du bloß?“, flüsterte sie vor sich hin.

„Von dem, was ich seit Jahrhunderten investiere und immer weiter expandiere zum Wohle des gesamten Clans!“ antwortete er hinter ihr.

Sie fuhr herum, denn sie hatte ihn nicht hochkommen hören.

„Schleich dich nie wieder so an mich heran!“, fuhr sie ihn an.

Er entschuldigte sich und begab sich wieder nach unten, genau so leise, wie er gekommen war. Es tat ihr leid, dass sie ihn so angefahren hatte, aber der Schreck saß ihr tief in den Knochen. Sie sah sich weiter um und stieg zu ihm hinunter in die Küche. Er sah ihr leeres Glas und deutete auf die Flasche.

„Ich wollte dich nicht so anschnauzen, ich habe mich nur total erschrocken“, sagte sie leise um Verzeihung flehend.

Langsam drehte er sich um, seine blauen Augen leuchteten ihr strahlend entgegen.

„Passt schon, geh wieder arbeiten!“

Sie nickte und schlich davon.

Oben besah sie sich die alten Bilder. Sie fand Bilder von Leefke und von ihm, von Aaltje und einem Mann, der Bente verdammt ähnlich sah, nur in dunkel gehalten. Große grüne Augen strahlten aus seinem Gesicht. Sie fand Bilder von

zwei kleinen Jungen und ein Bild von einem Zwillingspärchen und von weiteren Kindern. Alle hatten Ähnlichkeit mit ihm oder Leefke.

Ein weiteres Bild zeigte Leefke und Aaltje in jungen Jahren und sie konnte ihre Ähnlichkeit mit ihnen feststellen.

Danach stöberte sie in alten Büchern und Pergamenten, fand alte Zeichnungen, die die Veränderungen im Dorf darstellten. Was musste er alles erlebt und gesehen haben! Sie fand auch eine Zeichnung der alten Schule, in der sie heute wohnte. Sie wandte sich den Papieren auf dem Boden zu, okkulte Schriften und handgeschriebene Seiten, von denen sie nichts entziffern konnte. Ihr Blick fiel auf eine bunte Kiste. Der Deckel ließ sich schwer öffnen. In ihr lagen eingewickelt Gegenstände, die man heute wohl als Hexenbedarf bezeichnen würde, ebenso Schutzamulette und Pentagramme. Sie war sich plötzlich sicher, dieses Haus war uralt und barg noch viele Geheimnisse.

Irgendwann konnte sie nichts mehr aufnehmen und begab sich nach unten.

Es roch phantastisch, aber Bente war nicht da. Die Tür zur Veranda stand offen und sie hörte die Hunde im Garten. Sie zog sich Schuhe und Jacke an und lief zur Scheune. Er schloss gerade die Boxentür von Jethro und drehte sich um.

„Schon fertig?“

„Eher abgefüllt von zu viel input!“ Sie lächelte ihn an, er nickte und schwieg. Sie ging zu Buffy hinüber und er fegte die Scheune.

„Hier ist alles fertig und das Essen steht bereit. Hunger, Frau Hinrichsen?“

„Ja, Herr Ricklefs!“

Er legte den Arm um sie und zog sie mit sich zum Haus.

Leefke

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