Читать книгу Leefke - Suta Wanji - Страница 16
12. Leefke schlägt erneut zu
Оглавление….und die Gier bleibt….
Langsam bahnte sich der Nebel seinen Weg durch die Birken. Dicht über den Boden kriechend, verschlang er alles. Rote Schlieren zogen sich durch die weiße Masse, Unheil verkündend und bösartig. Innerhalb einer dichten roten Nebelwand stand Leefke und starrte zum Haus hinüber.
Wilke stopfte die Brandtonne neu. Die alte Silageplane musste verschwinden, es hatte sich schon zu viel angesammelt. Für ihn war das der bequemste Weg, wenn auch nicht legal.
„Wo kein Kläger, da kein Richter!“, rechtfertigte er sein Handeln.
Als sich dunkle Rauchschwaden aus der Tonne erhoben und den Weg zu seiner Lunge fanden, wurde er von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. Nach dem Anfall legte er erneut Reisig in die Tonne und die Flammen fraßen gierig die frische Beute.
„Nur noch eine Plane, dann ist es vorbei!“, brabbelte er vor sich hin.
Er bemerkte den Geruch verbrannten Fleisches und entschied sich als Ursache für eine tote Ratte, die sich wohl zum Sterben in die Folie zurückgezogen hatte.
Der Hunger auf Grillfleisch machte sich in seinem Inneren breit.
Mit der Forke lockerte er die Glut auf. Neuer Qualm zog hoch und er bemerkte nicht, wie sich dieser mit dem Nebel verband, sich förmlich darin auflöste. Er wurde von einem neuen Hustenanfall geschüttelt und so bemerkte er nicht sofort die knochige Hand, die sich unter seine Jacke schob und seinen Rücken liebkoste. Als er es bemerkte, dachte er an seine Frau, die wohl gerade wieder von ihren Wechseljahren überflutet wurde. Er richtete sich auf und genoss die Berührungen auf seinem Rücken, seinem Hintern und seinen Hüften. Nicht nur die Hitze der Brenntonne trieb ihm den Schweiß aus den Poren und so ließ er sich ein Stück nach vorne fallen, um sich mit beiden Händen an der Stallwand abzustützen.
„Die Ratte hatte wohl auch ihre Familie dabei!“, sprach er mehr zu sich selbst, als der intensive Brandgeruch wieder in seiner Nase zu kitzeln begann und seinen Hunger steigerte.
„Später!“, flüsterte er vor sich hin und begann seinen Rücken vor Wohlbefinden durchzubiegen. Er spürte ein neues Gefühl! Erregend und gleichzeitig schmerzend, aber es steigerte seine sexuelle Gier total! Offensichtlich bearbeitete Femke seinen Rücken mit ihren Fingernägeln. Der wohlige Schmerz verschwand und machte Platz für einen Schmerzensschrei. Mit der linken Hand umschloss Leefke seinen Hals und zog ihn eng an sich heran. Die rechte Hand schnitt Muster in seine weiße nackte Rückenhaut. Warm floss das Blut und blanke Angst schnürte ihm die Kehle zu, als hunderte von kleinen Krabbeltieren
sich über seine Schulter ergossen und in seinen weit geöffneten Mund liefen. Vor Angst nässte er sich ein und heiße Tränen liefen über sein Gesicht. Er versuchte sich zu bewegen, aber Leefke hatte ihn fest im Griff. Mit einer Hand schnitt sie ihm den Hals auf und leckte das warme Blut von seiner Haut. Sie schnitt Muster in seine Gesichtshaut und zog sie dann mit einem Ruck ab. Dem Wahnsinn nahe, schrie Wilke vor sich hin. Er nahm trotzdem die mit Schleim bedeckte Hand wahr, die sich fest auf seinen Mund drückte. Er schluchzte und weinte heftig, als Leefke ein brennendes Stück Holz zwischen seine Beine schob, um ihn dann kopfüber in die Brandtonne zu stülpen. Dort verlor er sofort das Bewusstsein und hauchte sein Leben aus.
Leefke stopfte neue Zweige in die Tonne und entfachte das Feuer so neu. Gierig fraßen sich die Flammen in Wilkes Kleidung und brachten seine Haut zum Platzen. Von seinem Gesicht war nichts mehr zu sehen. Die Haut am Körper platzte immer mehr auf. Sein Fleisch verbreitete einen bestialischen Gestank.
Niemand schien es zu bemerken, was Leefke enorm ärgerte. Wutentbrannt drückte sie den Körper immer tiefer in die Tonne, bis nur noch ein Teil der Beine und die Füße zu sehen waren. Auch diese hatten schon Feuer gefangen. Nach einer gewissen Zeit war die Hose vom Feuer verschlungen und verkohltes, stinkendes Fleisch ragte aus der Tonne.
Gelangweilt zog sich Leefke zurück. Ihr klirrendes Lachen war noch lange zu hören. Wirklich zufrieden war sie nicht. Die Freude über den Tod des Mannes hielt nur kurz an.
….Kettenreaktion...
In der Küche kochte Femke das verspätete Mittagessen. Die Hunde liefen unruhig und winselnd im Haus hin und her. Dann zogen sich beide ins Wohnzimmer in dunkle Ecken zurück. Femke wunderte sich nicht mehr über ihre Hunde. Seit im Dorf ein grausiger Mord den anderen jagte, liefen die Hunde unruhig hin und her oder winselten in den Ecken herum. Sie selbst griff seitdem immer öfter zur Schokolade oder zum Glas mit Haselnussaufstrich.
Während sie den Tisch deckte, bemerkte sie den dunklen Rauch hinter der Reithalle.
„Irgendwann haben sie dich am Wickel!“, dachte sie laut in Richtung ihres Mannes. Sie ahnte, dass ihr Mann wieder Dinge verbrannte, die nicht ins Feuer gehörten.
Plötzlich hatte sie Sehnsucht nach ihrer Freundin und klingelte bei ihr durch. Doch bei Tabea sprang nur der Anrufbeantworter an.
„Vielleicht später,“ sagte sie zu sich selbst und legte auf ohne eine Nachricht zu hinterlassen.
Zurück in der Küche goss sie sich ein Glas Wein ein. Wein und Schokolade, in ihren Augen das ultimative Seelenfutter.
Gedankenverloren nippte sie an ihrem Glas. Der Rauch hinter dem Haus hatte seine Farbe verändert. Er strahlte plötzlich etwas Bedrohliches aus. Fröstelnd zog sie ihre Strickjacke über die Schulter. Noch zwei Stunden und die letzten Reitschüler dieses Tages würden zur Reitstunde erscheinen. Sie hoffte, der Rauch würde sich bis dahin verzogen haben.
Etwas stimmte nicht, Femke konnte es plötzlich spüren. Sie hörte die Pferde im Stall angstvoll wiehern. Sie riss die Tür auf und der bestialische Gestank hinderte sie am Durchatmen. Angst machte sich in ihrem Inneren breit. Die Hunde weigerten sich ihr nach draußen zu folgen. Tränen liefen ihr übers Gesicht, als sie den Sandweg, der hinter die Reithalle führte, hoch stolperte.
Hinter dem Haus konnte sie vor Rauch kaum etwas erkennen. Wage nahm sie zwei dicke Stöcker wahr, die aus der Tonne ragten. Von ihrem Mann war nichts zu sehen. Der Gestank raubte ihr fast die Sinne.
Am Rande des Birkenwaldes meinte sie eine Gestalt erkennen zu können, die sich langsam im Nebel aufzulösen schien. Sie näherte sich der Brandtonne, langsam einen Fuß vor den anderen setzend und begann zu schreien. Sie schrie und weinte hemmungslos, wobei sie gleichzeitig von Hustenkrämpfen geschüttelt wurde. Sie verlor das Bewusstsein, bevor sie die Tonne erreichte.
Sie registrierte nicht, dass Leefke sie auch bemerkt hatte und sich durch Rauch und Nebel langsam auf sie zu bewegte. Leefke konnte die bewusstlose Frau nicht töten, aber sie zog Femke zur rotglühenden Brandtonne und drückte ihre linke und rechte Gesichtshälfte dagegen. Achtlos ließ sie Femke neben der Tonne liegen und zog sich hinter das kleine Birkenwäldchen zurück.
Eine Stunde später traf die erste Reitschülerin ein. Sie spürte, dass etwas nicht stimmte. Übler Gestank hing über dem Hof. Die Haustür stand weit offen, es war aber niemand zu hören oder zu sehen. Die Pferde im Stall wieherten schrill. Sie griff zum Telefon und rief ihren Mann an, danach wählte sie die Nummer von Femke. Sie hörte das Telefon im Haus schrillen, ohne dass jemand den Hörer abhob. Ihr Mann und ihre Freundin fuhren zeitgleich auf den Hof. Sie trauten sich nicht, sich umzusehen und so riefen sie die Polizei, die eine halbe Stunde später eintraf.
Ewald Hayen und ein neuer Kollege entstiegen dem Passat. Schlagartig wurde Ewald klar, womit er es zu tun bekommen würde. Er informierte die SPUSI und forderte weitere Kollegen an. Bis zum Eintreffen vom Psychologen Goosmann setzte er die Frauen in Femkes Küche und versuchte, sie zu beruhigen.
Er befahl seinem neuen Kollegen bei den Frauen zu bleiben und machte sich dann von Angst erfüllt auf die Suche nach Wilke und Femke, begleitet von dem Mann der Reitschülerin. Im Haus und in der Reithalle fanden sie niemanden, sie nahmen nur die Unruhe der Pferde wahr. Gegen den Gestank pressten sie sich ein Handtuch auf die Nase, die Ewald zuvor mit ein paar Tropfen Pfefferminzöl getränkt hatte.
Unbehagen erfüllte sie zwar von Anfang an, als sie jedoch den Sandweg hoch liefen, steigerte sich das Gefühl ins Unermessliche. Dieses wich absolutem Entsetzen, als sie um die Ecke bogen und die Brenntonne und die am Boden liegende Femke sahen.
„Gehen Sie rein und rufen Sie den Krankenwagen!“, befahl Ewald dem Mann, „und kein Wort zu den Frauen!“
Mit weit aufgerissenen Augen starrte der auf den Ort des Geschehens. Langsam wich er zurück, drehte sich um und lief zum Haus, so schnell ihn seine Beine trugen.
Ewald näherte sich der Tonne und ahnte, wessen Reste dort aus ihr heraus ragten. Femke hatte entsetzliche Brandwunden im Gesicht und bewegte sich nicht. Er konnte keine Vitalzeichen mehr feststellen. Als der Krankenwagen mit Notarzt eintraf, wurde Femkes Tod bestätigt.
Dann traf die SPUSI ein und das Gelände wurde gesichert.
Die Einsteller der Halle bildeten eine Telefonkette, damit die Versorgung der Pferde für die nächsten Tage sichergestellt war. Es war davon auszugehen, dass keiner sein Pferd hier auf dem Hof lassen würde. Die Hunde beabsichtigte Ewald zu Tabea bringen und ihr schonend vom Ableben ihrer Freundin zu berichten.
Im Haus wurde routinemäßig befragt, nach evt. Feinden geforscht. Die SPUSI arbeitete mit bleichen Gesichtern und nach einer Stunde wurden die Leichen ins pathologische Institut nach Oldenburg überführt. Jetzt hieß es abwarten, obwohl Ewald und seinen Kollegen klar war, dass es auch diesmal keine verwertbaren Hinweise geben würde.
Ewald fuhr mit den Hunden zu Tabeas Haus. Es wunderte ihn, dass sie noch nicht an der Halle aufgetaucht war. Der Rummel konnte ihr doch nicht entgangen sein. Die Hunde sprangen freudig aus dem Auto, als sie das Ziel ihrer Reise erkannt hatten. Drinnen hatte auch Peppi den Besuch bemerkt und schlug lautstark an. Tabea öffnete die Haustür und die Jack Russel stürmten sofort ins Haus, wo sie von Peppi begrüßt wurden. An Ewalds Gesicht konnte Tabea sofort erkennen, dass etwas Schreckliches passiert sein musste.
„ Tabbi, schenke uns bitte zuerst was Starkes ein, ich brauch jetzt was!“
Bevor sie setzten holte Tabea 2 Gläser und eine Flasche Havanna Club, liebevoll von ihnen als HC bezeichnet. Gefasst nahm Tabea die Erzählungen von Ewald auf. Sie hatte es bereits geahnt, als Femkes Hunde an ihr vorbei ins Haus schossen. Sie unterbrach Ewalds Schilderungen nicht. Femkes Familie würde sich um die Hunde kümmern, dessen war sie sich sicher.
„Wir müssen reden, sag Sophie Bescheid, dass du heute Nacht hier schläfst!“
Ewald nickte zustimmend und starrte auf Tabea, die von einer atemberaubenden Stärke erfüllt schien. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht damit.
„Was ist mit dir passiert, ich erkenne dich kaum wieder, du bist wieder ganz die Alte!“
„Komm, lass uns zum Kamin gehen und ich erzähl dir einiges, dir vertraue ich. Was ich zu erzählen habe, ist nicht für jedermanns Ohren geschaffen.“
Sie begaben sich ins Wohnzimmer und Tabea begann zu erzählen. Bald sah auch er ein, diese Mordaufklärungen benötigten eine andere Handhabung und Herangehensweise.